Archiv

Arbeiter auf WM-Baustellen in Katar
FIFA gibt sich offen für Entschädigungsfonds

Fünf Wochen vor Beginn der WM in Katar hat der Fußball-Weltverband einen Entschädigungsfonds für verletzte oder getötete Arbeiter nicht komplett ausgeschlossen. Darauf deutet eine Aussage von FIFA-Generalsekretärs Alasdair Bell vor dem Europarat hin.

Von Peter Kapern |
FIFA-Generalsekretär Alasdair Bell
Kurswechsel bei der Fifa? Diese Frage wirft der Auftritt des stellvertretenden Generalsekretärs des Weltfußball-Verbands, Alasdair Bell, auf. (picture alliance / AP Photo / Georgios Kefalas)
Der Satz klingt verschraubt, als wäre er Alasdair Bell abgezwungen worden. Aber nun steht er im Protokoll der Sitzung: Die Fifa wolle, dass die Entschädigung aller Arbeiter, die sich auf den WM-Baustellen in Katar verletzt haben, irgendwie angegangen werde. So der stellvertretende Generalsekretär der FIFA in Straßburg.

Menschenrechtsverletzungen auf den Baustellen in Katar

Das klingt nicht enthusiastisch, sagt auch noch nichts darüber aus, ob sich die FIFA in dieser Sache selbst engagieren wird. Aber es war das erste Mal, dass sich der Fußballweltverband hinter die von vielen NGOs erhobene Forderung stellte, jene Arbeiter zu entschädigen, die unter erbärmlichen Bedingungen die WM-Infrastruktur im Wüstenstaat erbaut haben und sich dabei verletzten oder gar starben.

Verbände fordern Einrichtung eines Entschädigungsfonds

Zuvor hatten sich zahlreiche nationale Fußballverbände dieser Forderung angeschlossen, auch der norwegische. Dessen Präsidentin Lise Klaveness sagte in Straßburg, leere Versprechen reichten nicht mehr aus: Die Fifa müsse ihren gesamten Einfluss geltend machen, um echte Änderungen herbeizuführen. Und dazu zählte sie auch die Einrichtung eines Entschädigungsfonds und den Aufbau einer Anlaufstelle in Katar, bei der noch immer weitgehend rechtlose Arbeiter ihre Ansprüche geltend machen können.

Amnesty fordert Auszahlung von 440 Millionen Dollar

Bislang hat das Wüstenemirat eigenen Angaben zufolge 164 Millionen Dollar an Entschädigung an 36.000 Gastarbeiter aus 17 Ländern ausgezahlt. Amnesty International fordert, dass die FIFA 440 Millionen Dollar auszahlt. Genau so viel, wie sie an Startgeldern an die 32 teilnehmenden Nationalmannschaften ausschüttet. Vizegeneralsekretär Bell ließ in Straßburg allerdings offen, ob, und wenn ja, wieviel die FIFA selbst locker machen will.