Am Ende siegten die Instinkte: Schon lange wollte Donald Trump die amerikanischen Truppen aus Syrien zurückholen. Der Kampf gegen die Terrorgruppe "Islamischer Staat" war der Grund, sie dort zu lassen. Aber dieser Kampf ist jetzt gewonnen, so Trump: "Wir haben sie geschlagen, wir haben das Land zurückgeholt. Jetzt ist es an der Zeit, dass unsere Truppen zurückkommen. Ich bin immer traurig, wenn ich Briefe an Eltern, Frauen, Männer von Soldaten schreiben muss, die im Kampf für unser Land gestorben sind."
Trump vollzog damit eine weitere Kehrtwende. Noch im Herbst hieß es, er habe sich überzeugen lassen, die Truppen bis auf weiteres in Syrien zu lassen. Auch, um den Einfluss Irans zu begrenzen - das Land wird von der Trump-Regierung ja als das größte Problem in der Region gesehen.
Brett McGurk ist der US-Beauftragte für den Kampf gegen den "Islamischen Staat". Noch in der vergangenen Woche sagte er: "Ich denke, Amerikaner werden dort bleiben, auch wenn der 'Islamische Staat' besiegt ist. Solange bis wir sicherstellen, dass der Sieg anhält."
Entscheidung fiel gegen Experten aus den eigenen Reihen
Warum nun doch der Abzug? Außenpolitische Experten und Abgeordnete rätseln. Die Entscheidung soll nach einem Gespräch im kleinen Kreis getroffen worden sein, gegen den Protest von Experten aus der eigenen Regierung. Eine Rolle könnte ein Gespräch Trumps mit dem türkischen Präsidenten Erdogan gespielt haben. Der demokratische Senator Tim Kaine fragte darum: "Kürzlich wurde der Verkauf von Patriot-Raketen an die Türkei angekündigt. Ist das Teil eines regionalen Deals, mit syrischen Friedensgesprächen, der Türkei, Russland? Wie hängt das alles zusammen?"
Erdogan stört sich schon lange daran, dass die USA in Syrien mit kurdischen Truppen zusammenarbeiten. Für die USA waren die Kurden aber verlässliche Partner. Der republikanische Senator Lindsey Graham, eigentlich ein Trump-Unterstützer, kritisierte darum: "Es wird hart, in der Zukunft Alliierte zu finden. Die Kurden sind in Gefahr, durch Assads Syrien, durch die Türkei, den 'Islamischen Staat'. Ich habe den Präsidenten für seine aggressive Politik gegen Iran gelobt - das unterhöhlt das."
Andere Republikaner bezweifelten, ob der "Islamische Staat" wirklich besiegt ist. Der Republikaner Adam Kinzinger kritisierte den Rückzug heftig: "Das ist ein Segen für die Rekrutierer des 'Islamischen Staats'. Ich flehe den Präsidenten an, das zu überdenken. Das ist keine Schande. Es ist schon Schaden angerichtet worden, aber weniger als wenn alle zurückgeholt werden."
USA seit 2014 mit Bodentruppen vor Ort
Vereinzelt gab es aber auch Zustimmung, zum Beispiel von Senator Rand Paul. Er sei froh, einen Präsidenten zu sehen, der einen Sieg verkündet und Truppen nach Hause holt. Es sei lange her, dass das zuletzt geschehen sei. Prinzipielle Zustimmung gab es auch von Steven Simon, Nahost-Experte, er hatte für die Obama-Regierung gearbeitet. Simon kritisierte im Fernsehsender PBS die überstürzte Entscheidung, sagte aber, mit einer Militärpräsenz könne man das Problem "Islamischer Staat" nicht lösen: "Die Ideologie kann nicht so einfach abgeschafft werden, sie wird bleiben. Sie loszuwerden, ist keine Militär-Mission. Fakt ist, die USA haben ihr Hilfsprogramm abgeschafft, für die Gebiete, in denen der 'Islamische Staat' operiert hatte."
Die USA begannen im Jahr 2014 mit Luftschlägen in Syrien, ein Jahr später zogen Bodentruppen dort in den Kampf gegen die Terrorgruppe "Islamischer Staat". Derzeit sollen dort rund 2.000 Soldaten im Einsatz sein.