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Entscheidung über Anklage gegen Polizisten
Der Countdown in Ferguson läuft

Knapp drei Monate nach den tödlichen Schüssen eines weißen Polizisten auf einen schwarzen Teenager gleicht die US-Stadt Ferguson einem Pulverfass: Gerüchten zufolge soll der Todesschütze nicht vor Gericht gestellt werden. Die Angst vor einer neuen Welle der Gewalt wächst.

Von Dagmar Pepping |
    Menschen demonstrieren in Ferguson gegen die Ermordung des Schwarzen Michael Brown.
    Menschen demonstrieren in Ferguson gegen die Ermordung des Schwarzen Michael Brown. (Archiv-Bild) (dpa / picture alliance / Larry W. Smith)
    Die Stimmung in Ferguson ist aufgeheizt. Auch elf Wochen nach den tödlichen Schüssen auf Michael Brown. Abends versammeln sich weiterhin wütende Demonstranten vor der Polizeizentrale der Kleinstadt. Der Polizist Darren Wilson soll wegen Mordes angeklagt werden, rufen diese Frauen.
    In Ferguson und im gesamten Großraum St. Louis wächst die Angst vor erneuter Gewalt und Ausschreitungen, falls sich Wilson nicht vor Gericht verantworten muss. Die Entscheidung der zuständigen Grand Jury soll bis Mitte Monats fallen. Ferguson sei wie ein Pulverfass kurz vor der Explosion, sagt ein junger Mann. Jeder rede über mögliche Randale.
    Viele Einwohner legen schon Vorräte an, weil sie Angst haben, erzählt eine junge Frau. Die Bürger in Ferguson seien verärgert, sagt die Schwarze. Verärgert auch über Polizeichef Thomas Jackson, der die Leiche des 18-jährigen unbewaffneten Brown vier Stunden lang in der Mittagssonne liegen ließ, bevor sie abtransportiert wurde. Die Bundesregierung in Washington hat eine Untersuchung eingeleitet, ob die Polizei in Ferguson systematisch Menschenrechte verletzt hat.
    Trotz immensen Drucks aus der Politik will Jackson nicht von seinem Amt zurücktreten. "Das alles hier ist unter meiner Verantwortung passiert und ich ziehe das bis zum Ende durch", sagte Jackson dem Fernsehsender CNN.
    Justizminister fordert Reform der Polizei von Ferguson
    US-Justizminister Eric Holder verlangt, dass die Polizei in Ferguson gründlich reformiert wird. Holder ist nach eigenen Angaben zudem "stinksauer" über undichte Stellen im Umfeld der Grand Jury, die über eine Anklage des Polizeibeamten entscheiden muss: "Wer auch immer die undichte Stelle ist, muss die Klappe halten."
    Zunächst wurden Einzelheiten von Browns Autopsie gezielt durchgestochen, dann die Aussage des Polizisten vor der Grand Jury: Der Jugendliche habe nach seiner Waffen gegriffen - er habe sich bedroht gefühlt, habe Wilson ausgesagt, berichteten Medien. Zudem hätten sieben schwarze Zeugen die Tatversion des Polizisten bestätigt, sickerte durch. Diese gestreuten Details sollen die Öffentlichkeit darauf vorbereiten, dass Darren Wilson nicht vor Gericht gestellt wird, vermuten Demonstranten in Ferguson. Gegen Wilson und seine Familie gibt es mittlerweile anonyme Morddrohungen.
    Die Sicherheitskräfte in St. Louis und Umgebung bereiten sich schon seit Wochen auf neue Massenproteste vor. Die Polizei habe Tränengas, Rauchbomben, Gummigeschosse und Tausende Plastikhandschellen angeschafft, berichten örtliche Medien. "Wir werden nicht zulassen, dass Privathäuser angezündet werden", verspricht dieser vermummte junge Schwarze.
    Schuldirektoren in der Region Ferguson haben den Staatsanwalt in einem Brief aufgefordert, die Entscheidung der Grand Jury an einem Sonntag bekannt zu geben. Dann also, wenn ihre Schüler zu Hause sind und nicht in die Proteste geraten können. Der Countdown in Ferguson läuft.