Die Anforderungen an künftige CO2-Endlager sind nicht ohne. Der Weltklimarat IPCC fordert zum Beispiel, dass unterirdische Kohlendioxidspeicher das klimaschädliche Treibhausgas mindestens 10.000 Jahre lang aus dem Verkehr ziehen müssen. Das CO2 darf weder ins Freie gelangen, noch in Kontakt mit Trinkwasser. Dr. Peter Gerling, Fachbereichsleiter bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover, macht sich seit über zehn Jahren Gedanken, welche Gesteinsformationen in Deutschland diese Kriterien erfüllen könnten:
"Die Langzeitsicherheit ist das A und O der Geschichte, um Mensch und Umwelt nicht zu gefährden. Zu den Themen gehört auch der Trinkwasserschutz, weil wir in der Regel in flachen Sedimenten auch Süßwasserhorizonte haben, die man für Trinkwassernutzung nutzt. Das Ganze hat natürlich zu tun damit, dass wir einen Speicher mindestens 800 Meter tief in den Untergrund verlagern wollen, weil erst ab diesen Tiefen das CO2 die notwendige Dichte hat, damit man viel CO2 pro Speicherraum unterbringen kann."
In einem Kartierungsprojekt hat der Experte für geologische CO2-Speicherung deutschlandweit nach möglichen Kohlendioxid-Endlagern gesucht. Das Ergebnis: Insgesamt 408 potenzielle Speicherstandorte wurden lokalisiert und bewertet. Die meisten liegen in Norddeutschland: in Ostfriesland und im schleswig-holsteinischen Wattenmeer.
"Wir haben zwei Optionen in Deutschland, die überhaupt nur als Speicher infrage kommen. Das sind einmal ausgeförderte Erdgasfelder, weil die sind relativ groß in Deutschland. Sie sind auch an vielen Stellen schon weit in der Erschöpfungsphase. Dort können wir etwa 2,75 Milliarden Tonnen unterbringen an CO2. Und die zweite Option, die mehr Potenzial hat, sind sogenannte salinare Aquifere: poröse Gesteine im tiefen Untergrund, die mit hochsalinem Wasser gefüllt sind. Das muss man sich vorstellen wie die Flüssigkeit, die im Roten Meer ist. Die Kapazitäten erwarten wir dort zwischen sechs und zwölf Milliarden Tonnen etwa."
Das klingt nach einer Menge, relativiert sich aber rasch, wenn man weiß, dass ein großes Braunkohlekraftwerk innerhalb seiner 40-jährigen Lebensdauer rund 400 Millionen Tonnen CO2 in die Luft bläst. Selbst im Idealfall ließe sich hierzulande also maximal das Kohlendioxid gut 30 solcher Stromfabriken bunkern, was nicht einmal der Hälfte der derzeitigen Kohlekraftwerke in Deutschland entspricht.
"Das ist klar: Wir können nicht die im Augenblick etwa rund 350 Millionen Jahrestonnen, die aus den großen Industriequellen kommen, in Deutschland jährlich unterbringen. Das ist geologisch, geotechnisch gar nicht machbar."
Will heißen: Selbst wenn die Abscheidung von Kohlendioxid aus dem Abluftstrom einmal so gut funktionieren sollte, dass sie sich wirtschaftlich halbwegs rechnet - wovon man bislang weit entfernt ist -, bestünde in Deutschland akuter Mangel an Speicherplatz. Zumal längst nicht jede geologische Formation, die laut BGR-Analysen prinzipiell tauglich wäre, als reales CO2-Grab taugt. Mal liegen Siedlungen oder Industrieanlagen in der Nähe. Mal gibt es Nutzungskonkurrenz mit anderen Energieträgern.
In Süddeutschland zum Beispiel wurden in vielen Regionen Konzessionen für Geothermiebohrungen erteilt. Und in Norddeutschland sollen unterirdische Kavernen künftig auch Druckluft speichern, um überschüssigen Windstrom bis zur nächsten Flaute zwischenzulagern. Gerling:
"Und damit kommen diese Flächen für CO2 nicht in Betracht. Ich persönlich erwarte, dass wir 50 bis 75 Millionen Jahrestonnen unterbringen können. Alles, was darüber hinausgeht, muss entweder exportiert werden, das ist im Rahmen der EU möglich. Oder wir müssen im Rahmen anderer Maßnahmen die Emissionen anderweitig reduzieren."
Eine Patentlösung für grünen Kohlestrom bietet das CCS-Verfahren also nicht. Aber es könnte eine Brückentechnologie sein auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Energieversorgung. Die Methode im industriellen Maßstab zu erproben, ergibt aus Peter Gerlings Sicht deshalb durchaus Sinn. Die Sicherheitsbedenken der Anwohner hält er für unbegründet. Schließlich verfügen die Unternehmen, die in den Startlöchern stehen, über jahrzehntelange Erfahrung bei der unterirdischen Speicherung von Erdgas. Wenn der Gesetzentwurf der Regierung auch Bundestag und Bundesrat passiert, hätten sie freie Bahn, um testweise CO2 zu bunkern. Die Experten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe werden ihnen dabei genau über die Schulter schauen.
"Die Langzeitsicherheit ist das A und O der Geschichte, um Mensch und Umwelt nicht zu gefährden. Zu den Themen gehört auch der Trinkwasserschutz, weil wir in der Regel in flachen Sedimenten auch Süßwasserhorizonte haben, die man für Trinkwassernutzung nutzt. Das Ganze hat natürlich zu tun damit, dass wir einen Speicher mindestens 800 Meter tief in den Untergrund verlagern wollen, weil erst ab diesen Tiefen das CO2 die notwendige Dichte hat, damit man viel CO2 pro Speicherraum unterbringen kann."
In einem Kartierungsprojekt hat der Experte für geologische CO2-Speicherung deutschlandweit nach möglichen Kohlendioxid-Endlagern gesucht. Das Ergebnis: Insgesamt 408 potenzielle Speicherstandorte wurden lokalisiert und bewertet. Die meisten liegen in Norddeutschland: in Ostfriesland und im schleswig-holsteinischen Wattenmeer.
"Wir haben zwei Optionen in Deutschland, die überhaupt nur als Speicher infrage kommen. Das sind einmal ausgeförderte Erdgasfelder, weil die sind relativ groß in Deutschland. Sie sind auch an vielen Stellen schon weit in der Erschöpfungsphase. Dort können wir etwa 2,75 Milliarden Tonnen unterbringen an CO2. Und die zweite Option, die mehr Potenzial hat, sind sogenannte salinare Aquifere: poröse Gesteine im tiefen Untergrund, die mit hochsalinem Wasser gefüllt sind. Das muss man sich vorstellen wie die Flüssigkeit, die im Roten Meer ist. Die Kapazitäten erwarten wir dort zwischen sechs und zwölf Milliarden Tonnen etwa."
Das klingt nach einer Menge, relativiert sich aber rasch, wenn man weiß, dass ein großes Braunkohlekraftwerk innerhalb seiner 40-jährigen Lebensdauer rund 400 Millionen Tonnen CO2 in die Luft bläst. Selbst im Idealfall ließe sich hierzulande also maximal das Kohlendioxid gut 30 solcher Stromfabriken bunkern, was nicht einmal der Hälfte der derzeitigen Kohlekraftwerke in Deutschland entspricht.
"Das ist klar: Wir können nicht die im Augenblick etwa rund 350 Millionen Jahrestonnen, die aus den großen Industriequellen kommen, in Deutschland jährlich unterbringen. Das ist geologisch, geotechnisch gar nicht machbar."
Will heißen: Selbst wenn die Abscheidung von Kohlendioxid aus dem Abluftstrom einmal so gut funktionieren sollte, dass sie sich wirtschaftlich halbwegs rechnet - wovon man bislang weit entfernt ist -, bestünde in Deutschland akuter Mangel an Speicherplatz. Zumal längst nicht jede geologische Formation, die laut BGR-Analysen prinzipiell tauglich wäre, als reales CO2-Grab taugt. Mal liegen Siedlungen oder Industrieanlagen in der Nähe. Mal gibt es Nutzungskonkurrenz mit anderen Energieträgern.
In Süddeutschland zum Beispiel wurden in vielen Regionen Konzessionen für Geothermiebohrungen erteilt. Und in Norddeutschland sollen unterirdische Kavernen künftig auch Druckluft speichern, um überschüssigen Windstrom bis zur nächsten Flaute zwischenzulagern. Gerling:
"Und damit kommen diese Flächen für CO2 nicht in Betracht. Ich persönlich erwarte, dass wir 50 bis 75 Millionen Jahrestonnen unterbringen können. Alles, was darüber hinausgeht, muss entweder exportiert werden, das ist im Rahmen der EU möglich. Oder wir müssen im Rahmen anderer Maßnahmen die Emissionen anderweitig reduzieren."
Eine Patentlösung für grünen Kohlestrom bietet das CCS-Verfahren also nicht. Aber es könnte eine Brückentechnologie sein auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Energieversorgung. Die Methode im industriellen Maßstab zu erproben, ergibt aus Peter Gerlings Sicht deshalb durchaus Sinn. Die Sicherheitsbedenken der Anwohner hält er für unbegründet. Schließlich verfügen die Unternehmen, die in den Startlöchern stehen, über jahrzehntelange Erfahrung bei der unterirdischen Speicherung von Erdgas. Wenn der Gesetzentwurf der Regierung auch Bundestag und Bundesrat passiert, hätten sie freie Bahn, um testweise CO2 zu bunkern. Die Experten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe werden ihnen dabei genau über die Schulter schauen.