Ohne Visionen geht es nicht, vor allem auf Entwicklerkonferenzen. Microsoft-Chef Nadella hat denn auch auf der Build gleich zu Beginn seine und die seines Unternehmens ausgiebig ausgemalt. Er sieht eine Zukunft des Personal Computings.
"Wo die menschliche Sprache die neue Benutzerschnittstelle bildet. Die neuen Anwendungsprogramme sind Bots. Digitale Assistenten sind Meta-Apps oder wie neue Browser. Alle Interaktionen sind intelligent."
Und ein Stück näher kommen will Nadella dieser Zukunft mit einem Update für Windows 10, das zur Jahresmitte, zum Jubiläum des Windows-10-Starts, herauskommt. Damit will Microsoft dem PC erst einmal beibringen, mit Kritzeleien und Notizen des Anwenders vernünftig umzugehen. Also man streicht auf dem Touchscreen eine Textpassage durch. Windows versteht, was das bedeutet, und löscht die Passage. Oder man notiert sich einen Termin. Das Betriebssystem versteht wieder und trägt den Termin in den Kalender ein. "Ink" nennt Microsoft diese Technik, Tinte. Auch Biometrische Daten wird Windows nach dem Update sehr viel stärker nutzen können als derzeit, kündigt Betriebssystem-Chef Terry Meyerson an.
"Das Jahrestags-Update ermöglicht einen individuelleren Umgang mit dem Computer. Schon heute kann man sich sicher an seinem Rechner anmelden. Nach dem Update lässt sich die biometrische Authentifizierung aber auch bei Apps nutzen. Besser noch: Mit unserem Browser Edge kann man sich dann so bei allen Web-Sites anmelden, die das unterstützen."
Das Geschäft besteht nicht nur im Verkauf von Windows
Das bedeutet, dass man sich nur beim PC mit seinem Fingerabdruck anmelden muss und dann bei allen entsprechenden Web-Sites kein Passwort mehr benötigt. Das Betriebssystem übernimmt so auch die Funktion des Passwort-Managers. Die neuen Eingabemethoden erfordern ein gewisses Maß an maschineller Intelligenz. Und das gilt ebenfalls für die Bots, die Nadella vorschweben. Microsoft hat ein Framework geschrieben, quasi ein Programmiergerüst, das Entwickler für ihre Software verwenden können. Damit sollen dann auch Systemgrenzen überwunden werden. Also ein Bot auf einem Linux-Server im Rechenzentrum eines Web-Shops würde dann mit dem Windows-Bot des Anwenders kommunizieren, den Kauf weitgehend klar machen. Und der Surfer bräuchte dann nur noch sein ok geben. Die Ankündigungen auf der Build betrafen zwar vorwiegend Windows. Aber wenn sie umgesetzt und von den Entwicklern angenommen werden, dann haben sie Auswirkungen, die weit über Windows hinausgehen. Überhaupt steht Windows nicht mehr im Zentrum von Microsoft's Geschäftsstrategie, sagt Adam Woodyer, Analyst bei Gartner. Das aktuelle Betriebssystem des Konzerns, Windows 10, sei vielmehr lediglich:
"Ein kontinuierlich aktualisiertes Betriebssystem, das nicht gratis ist, aber doch wenig kostet. Das Geschäft für Microsoft besteht also nicht bloß darin, Windows zu verkaufen, sondern in den Ergänzungen. Die Leute wollen für Betriebssysteme nicht mehr bezahlen. Es geht ihnen mehr darum, wie sie ihre Produktivität steigern können. Und ich glaube Microsoft ist dafür sehr gut positioniert."