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Eon-Mitarbeiter wollen streiken

In einer Urabstimmung haben sich über 90 Prozent der Eon-Angestellten für einen unbefristeten Streik entschieden. Der Ausstand soll am Montag beginnen und wäre der erste Streik bei einem Energiekonzern. Ein Tiefschlag für die Firma, die Schulden in Höhe von 35 Milliarden Euro drücken.

Von Günter Hetzke |
    Günter Hetzke: Wie zu erwarten war, kommt es zu einem unbefristeten Streik. Was, wie gesagt, nicht verwundert, hatten doch die Arbeitgeber eine Lohnerhöhung um 1,7 Prozent angeboten. Die Inflationsrate lag in Deutschland aber im vergangenen Jahr bei zwei Prozent und wird auch in diesem Jahr in dieser Größenordnung erwartet. Das würde dann ja unter dem Strich ein Reallohnverlust bedeuten. Aus diesem Grund war die Zustimmung zum Streik absehbar und die mehr als 91 Prozent, die sich dafür ausgesprochen haben, sprechen dann ja auch eine deutliche Sprache.

    Benjamin Hammer: Es kann also bald gestreikt werden. Für die E.ON-Manager ist das doch eine Nachricht zur absoluten Unzeit, oder?

    Günter Hetzke: Ganz klar! Der Konzern befindet sich gerade mitten im Umbau, muss also neu Fuß fassen auf einem schwierigen Energiemarkt, nachdem eine wichtige Einnahmequelle weggebrochen ist, nämlich die Atomkraftwerke, die eigentlich über Jahre hinweg viel, viel Geld in die Kasse spülen sollten. Durch Zu- und Einkaufsfehler in der Vergangenheit drücken den Konzern zudem Schulden in Höhe von 35 Milliarden Euro. Gleichzeitig wird Geld benötigt für Investitionen, unter anderem in die erneuerbaren Energien, also Strom aus Wind- oder Sonnenkraft zum Beispiel, aber auch, um neue Märkte zu erschließen. Eon setzt hier unter anderem auf die Türkei und Brasilien.

    Aber man kann auch die Mitarbeiter verstehen: Warum sollen sie für frühere Fehler des Managements gerade stehen? Sie müssen ja auch über die Runden kommen – zumindest die, die nicht dem Sparprogramm ohnehin zum Opfer fallen.

    Benjamin Hammer: Viele Eon-Kunden fragen sich sicherlich, ob sie bei einem Streik im Dunklen beziehungsweise im Kalten sitzen.

    Günter Hetzke: Wenn der Streik beginnt, dann werden bei den Eon-Kunden nicht die Lichter ausgehen, also Strom oder auch Gas wird weiter geliefert. Der Energieversorger muss seinen Verpflichtungen nachkommen und wird dann eben vom Stromverkäufer zum Stromkäufer. Die Gewerkschaften hatten vorab schon angekündigt, den Konzern rechtzeitig zu informieren, falls Kraftwerke bestreikt werden. Das heißt, Eon kann sich darauf einstellen, hat aber eben nicht nur Einnahmeverluste, sondern auch noch zusätzlich Ausgaben für die Energiebeschaffung. Das tut dann doppelt weh.

    Und das noch als Hinweis: Auch beim Konkurrenten RWE droht ein Arbeitskampf. Ob die Tarifverhandlungen dort für gescheitert erklärt werden, das geben die Gewerkschaften wohl Anfang nächster Woche bekannt.