Übers Wochenende werden die Eon-Aktionäre erst einmal zwangsbeglückt: Der Energiekonzern wird ihnen 53,5 Prozent seiner Uniper-Anteile ins Depot legen: Für je zehn Eon-Aktien erhalten sie eine Uniper-Aktie. Doch mit Börsenstart am Montag werden einige nichts Besseres zu tun haben, als diese Aktie abzustoßen. Das sind vor allem die Fonds, die nur den Aktienindex DAX abbilden. In dem notiert Uniper am Montag noch, aber nur für diesen Tag, das hat Folgen, erklärt Thoms Deser, Portfoliomanager der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment:
"Die müssen bis zum Ende des ersten Handelstages ihre Aktien loswerden. Die Frage ist natürlich, ob sich so viele Interessenten finden, die die Uniper-Aktie von diesen Verkäufern aufnehmen, bereit sind, hohe Preise zu bezahlen. In der Regel wird die Stimmung im Tagesverlauf sehr schwankend sein und deshalb auch die Aktienkurse für die Uniper-Aktie im Tagesverlauf sehr schwanken."
Aktien zum Schnäppchenpreis?
Profis könnten dann gegebenenfalls zum Schnäppchenpreis einsteigen. Die übrigen sollten vielleicht erst einmal abwarten, wie sich der Kurs entwickelt, bevor sie eine Entscheidung treffen. Branchenexperten rechnen mit einem Firmenwert von vier bis 5,5 Milliarden Euro, das entspräche einem Kurs von 11 bis 15 Euro. Eon hat seine Tochter jedoch mit 12 Milliarden Euro in den Büchern stehen. In Uniper haben die Düsseldorfer vor allem ihre Kohle- und Gaskraftwerke ausgelagert, die Kernkraftwerke in Schweden und die Gasförderung in Russland. Für die Entwicklung der Uniper-Aktie sei vor allem der Energiemarkt in Deutschland von Bedeutung, erklärt Portfoliomanager Deser:
"Wenn ich als Uniper-Aktionär davon ausgehe, dass die Strompreise in Deutschland langfristig steigen, und dass sich möglicherweise der deutsche Staat entschließt, auch alte Kraftwerke zur Stärkung der Versorgungssicherheit noch mit Geld auszustatten, dann kann Uniper ein spannendes Geschäftsmodell sein."
Uniper betreibt zwei Drittel der systemrelevanten Kohle- und Gaskraftwerke in Deutschland, die springen ein in Zeiten, in denen aus Wind und Sonne nicht ausreichend Energie produziert werden kann. Für diesen Bereitschaftsdienst, den Kapazitätsmarkt, könnte es eine Prämie geben. Man könnte die "Resterampe" Uniper auch noch weiter aufhübschen, sagt Deser:
Außerdem hat Uniper die Möglichkeit, verschiedene Beteiligungen und Aktivitäten zu veraufen, weil sie nicht mehr Teil des Kerngeschäfts sind. Somit kann Geld locker gemacht werden, um andere Bereiche zu stärken.
Stellenabbau ist möglich
Uniper will zwar eisern sparen, wahrscheinlich auch Stellen abbauen, für die Aktionäre aber will es Geld zurücklegen. Im ersten Jahr sollen 200 Millionen Euro Dividende fließen. Das mag helfen, aber der einzige Kaufgrund sollte es nicht sein. Denn klar ist: Ein Witwen- und Waisenpapier, wie die Versorgeraktien früher scherzhaft genannt wurden, ist Uniper nicht. Thomas Deser:
"Man muss eine gewisse Vorstellung von der Entwicklung insbesondere auch von der deutschen Energieversorgungslandschaft haben, um dann zu entscheiden, will ich dauerhaft Uniper-Aktionär sein oder eher weniger."