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EQ - Emotionale Intelligenz

Die Psychologie lebt von immer neuen Bezeichnungen für das immer gleiche Allzumenschliche. Ein solches Modewort für etwas, das jeder kennt, hat der amerikanische Psychologe Daniel Goleman vor knapp zehn Jahren in die Welt gesetzt - und mittlerweile kennt auch jeder diesen Ausdruck: Emotionale Intelligenz, EQ.

    Seither ist fast mehr vom EQ die Rede als vom IQ, dem klassischen Intelligenzquotienten. In Stellenanzeigen und bei Bewerbungsgesprächen geht es mehr und mehr um die sogenannten Softskills, das heißt: Einfühlungsvermögen, Kontaktfreudigkeit, Teamfähigkeit und Offenheit. Der Vorteil einer neuen Hör-CD von Psychologe Daniel Goleman besteht nun darin, dass der Mann, der uns das Wort EQ geschenkt hat, selbst zu Wort kommt, um es zu erklären:

    What emotional Intelligence means, is beeing intelligent about our emotions, it doesn't mean, having no emotions, it doesn' t mean beeing over emotional. It means being aware of what your emotions are.

    Es ist also gut Gefühle, zu haben, noch besser aber ist es, sie auch noch verstehen, zu kontrollieren und kontrolliert einzusetzen. Wer emotionale Intelligenz besitzt,

    ...kann ohne Schwierigkeiten Verbindungen zu anderen herstellen, ihre Reaktionen und Gefühle scharfsinnig erfassen, kann führen und organisieren. Er ist der geborene Führer, der das, was alle unausgesprochen denken, so zu artikulieren vermag, dass er eine Gruppe ihren Zielen entgegenführt.

    Emotionale Intelligenz ist wichtig, um sich als Berufseinsteiger zu behaupten, sie kennzeichnet aber auch einen fähigen Chef. Doch wie kann man diese Intelligenz erlernen, und ist sie überhaupt erlernbar? An diesem Punkt bleibt diese Hör-CD zwar etwas wage, allerdings fällt damit angenehmer Weise auch der typische Ratgebertonfall weitgehend weg. Man erfährt, dass die Gefühle im sogenannten Mandelkern des Gehirns entstehen sollen und dass sich emotionale Intelligenz positiv auf die Gesundheit auswirke. Immer wieder betont Goleman, dass besonders Kinder, die von ihren Eltern mit Empathie und Emotionaler Intelligenz zu kleinen Engeln des sozialen Miteinanders erzogen worden sind, später erfolgreich sein können und Firmen, ja sogar Staaten, gut daran täten:

    Ihre kollektive emotionale Intelligenz zu steigern. Unsere zunehmend pluralistische Gesellschaft ist auf diese Fähigkeiten angewiesen. Sie gestatten den Menschen in gegenseitiger Achtung miteinander zu leben. Es sind die grundlegenden Künste der Demokratie.

    Anhand kleiner Geschichten wird emotional intelligentes Verhalten vorgeführt. So ist etwa ein leitender Ingenieur bei einer Präsentation eines Softwareplans vor versammelter Mannschaft von seinem Vorgesetzten düpiert worden. Statt beleidigt zu sein oder gar seine Stelle zu kündigen, suchte er wenige Zeit später seinen Chef wieder auf

    Und stellte vorsichtig die Frage: Ich verstehe nicht, worauf Sie mit Ihrer Kritik hinaus wollten. Ich nehme nicht an, dass Sie mich vor meinen Leuten in Verlegenheit bringen wollten. Was wollten Sie eigentlich erreichen? Der Vizepräsident war erstaunt. Er hatte keine Ahnung, dass seine beiläufig gemeinte Bemerkung eine so verheerende Wirkung gehabt hatte. Er entschuldigte sich nachträglich.

    Eine besondere Kunst ist es also, den Gefühlen, deren Existenz wir nicht verhindern können, angemessenen Ausdruck zu geben. Früher nannte man das wohl Charme, aber heute spricht die Psychologie amerikanisch:

    All feelings are natural, there are no feelings which we shouldn't have, because that's the way we're designed.

    Bloß: Charme allein reicht nicht ganz. Zumindest am Arbeitsplatz werden manchmal - Emotionen hin oder her - auch kalte Intelligenz, reines Wissen und sture Durchhaltekraft benötigt. Nicht jedes Büro ist eine Kuschelgruppe.

    Literatur und CD-Tipp

    Die CD "EQ - Emotionale Intelligenz" von Daniel Goldman ist im HÖR Verlag erschienen und kosten etwa 15 Euro. Für 9 Euro bekommt man das zugehörige Buch "Emotionale Intelligenz" von Goldman, erschienen bei dtv.