Seit dieser Europapokal-Saison hat die UEFA die Anti-Diskriminierungskampagne "Equal game" gestartet, in der es um mehr Gleichheit im Fußball geht. Bei jedem Europapokalspiel hält jeweils ein Spieler der beiden Mannschaften kurz vor Anpfiff diesen Slogan "Equal game" – gleiches Spiel – als Schild in der Hand und zeigt ihn in die Kameras. Arjen Robben zum Beispiel am Mittwoch im Champions-League-Spiel der Bayern gegen Celtic Glasgow.
Aber: Auf wie viel Geld würden die Männer hier in Deutschland wohl verzichten, wenn es ihnen ernst wäre mit sagen wir mal – mehr Gleichheit zwischen den Geschlechtern?
Im Fußball ist der Unterschied am deutlichsten
Fest steht: Der Fußball weist derzeit mit die größte Diskrepanz zwischen Frauen und Männern auf, was aber auch damit zu tun hat, dass im Männerfußball das meiste Geld steckt. Nimmt man die aktuellen Prämien des DFB als Grundlage, hätten die Frauen in diesem Sommer für den EM-Titel 37.500 Euro pro Spielerin bekommen, die Männer im vergangenen Jahr das Achtfache.
Was sagt der DFB dazu? "Die Prämien mit den Männern zu vergleichen wäre unzulässig und würde zu kurz greifen, denn die Unterstützung für die Frauen-Nationalmannschaft von Seiten des Verbandes reicht weit darüber hinaus und darf weltweit als vorbildlich angesehen werden."
Beste Trainingsbedingungen, umfassende medizinische Betreuung, Charterflüge für weniger Reisestress, gute Unterbringung, eigener Koch oder die Förderung der dualen Karriere zählt der DFB hierbei auf.
Diskrepanz ja, aber auf hohem Niveau, könnte man sagen. Seit der Zeit, als noch das berühmte Kaffee-Service als Frauen-Prämie für einen Titel ausgegeben wurde, hat sich einiges bewegt. Aber trotzdem bemängeln Sportlerinnen, dass man vom Anspruch der kompletten Gleichstellung noch sehr weit weg sei – nicht nur im Fußball.
"Natürlich ist das Argument immer, dass die Männer populärer sind, Fernsehzeiten haben und dadurch das Spiel besser verkauft werden kann", sagt Anna Loerper, Kapitänin der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Die Leute wollten eben lieber Männersport sehen, wird dann immer wieder von Sportfunktionären, übertragenden Fernsehsendern und zum Teil auch von Sportjournalisten angeführt. Mit der Begründung, dass bei Frauen ein geringeres Leistungsniveau vorherrsche, biologisch in die Wiege gelegt.
Skandinavien als Vorreiter
In Ländern wie Schweden, Norwegen, Dänemark sieht man das wohl etwas anders. "Skandinavien ist da sicherlich ein Vorreiter", sagt Anna Loerper. Das habe ich selber erlebt, als ich zwei Jahre lang in Dänemark gespielt habe, dass die Popularität der Handballerinnen da auch einfach viel höher ist und Frauensport viel akzeptierter ist als in Deutschland und das würde ich mir insgesamt von der Gesellschaft in Deutschland auch wünschen."
Für Anna Loerper steht jetzt die Prämienverhandlung mit dem Deutschen Handballbund an. Immerhin richtet dieser die Frauen-Weltmeisterschaft ab dem 1. Dezember aus. Aber was auch immer dabei herauskommen wird, es dürfte nicht annähernd an die 200.000 Euro der Männer heranreichen, die das Team für den EM-Titel vor zwei Jahren bekommen haben soll. Offiziell äußert sich der DHB nicht dazu.
"Man muss auch sagen, dass natürlich auch irgendwann eine körperliche Grenze erreicht ist", so Anna Loerper. "Wir trainieren viel und wir spielen auch viel und nach weiten Reisen, wenn wir unter der Woche englische Wochen haben, mittwochs in Buxtehude spielen, nachts erst wiederkommen und dann am nächsten Tag um acht Uhr morgens wieder im Büro sitzen müssen, dann ist das auch eine körperliche Grenze, Regenerationsphasen fallen da weg, und die Verletzungsgefahr ist bei dieser hohen Belastung auch oftmals erhöht."
Im Tennis wird die Debatte schon länger geführt
Im Tennis wird die Gleichstellungsdebatte international schon länger intensiv geführt. Die vier Grand Slams zahlen zwar inzwischen Frauen und Männern gleiche Preisgelder, aber schon bei den Turnieren nur eine Stufe darunter, den Majors, sind die Unterschiede zum Teil groß.
Die deutsche Spielerin Laura Siegemund bemerkte schon im vergangenen Jahr dazu: "Ich persönlich bin der Meinung, dass man für die gleiche Arbeit das gleiche Geld bekommen sollte. Ich denke in der heutigen Gesellschaft ist es leider nach wie vor immer noch ein Problem, dass die Leistung von Frauen nicht ganz gleich gestellt wird wie die von Männern. Ich finde es schade. Ich finde, die Frauen haben mittlerweile ein sehr athletisches Spiel, die arbeiten genauso hart an sich, die haben den gleichen Aufwand und ich finde, dass sie bei den Major-Turnieren auch das Gleiche verdienen sollten."
Eine Sportart, in der von finanzieller Gleichstellung gesprochen werden kann, ist der Laufsport. Beim Marathon. Die Spitzenläuferinnen sind – zumindest bei den Preisgeldern – den Männern gleichgestellt.
Hier hat der Leichtathletik-Weltverband IAAF schon vor Jahren Druck ausgeübt und den Veranstaltern zur Bedingung gemacht: "Preisgelder müssen sowohl für die weiblichen als auch die männlichen Teilnehmer gleichrangig sein", erklärt Christoph Kopp, sportlicher Leiter vieler Laufveranstaltungen in Deutschland wie dem Frankfurt- oder dem Düsseldorf-Marathon. Ansonsten bekommen sie kein Label, das sie als IAAF-Spitzenveranstaltung auszeichnet.
Vorbild Laufsport
Vor mehr als 10 Jahren hat man Diskrepanzen noch mit der geringen Teilnehmerzahl von Frauen und der geringen Leistungsdichte begründet, was längst überholt sei, sagt Robert Fekl, Sprecher des Berlin-Marathons: "Der Wettbewerb innerhalb der einzelnen Konkurrenzen ist gleichmäßig hoch und für uns gibt es entsprechend gar keinen Anlass zu sagen, da müssen wir einen Unterschied machen."
Der Vorteil von Laufveranstaltungen ist natürlich, dass hier Männer und Frauen gemeinsam ihren Sport ausüben und Fragen von Athletik oder Qualität erst gar nicht aufgebracht werden. Oder zumindest nicht mehr hörbar. Zumal auch Breitensportler mit Spitzenathleten zusammen den gleichen Lauf bestreiten.
Viele Athletinnen wünschen sich, dass die Lücke zwischen ihnen und den männlichen Kollegen weiter geschlossen wird. Vor allem dann, wenn der Unterschied so ist, dass in der derselben Sportart die einen noch Jahre später von den Rücklagen leben können und die anderen sich praktisch wie Minijobber über Wasser halten.
"Eine finanzielle Unterstützung ist ja auch ein Stück weit eine Anerkennung, wir halten seit Jahren für Deutschland unsere Knochen hin und da wäre es natürlich auch schön auch finanziell etwas zurück zu bekommen", wünscht sich Handball-National-Kapitänin Anna Loerper. Ein Schritt in Richtung "Equal game". Gleiches Spiel.