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Er entwickelte die wissenschaftliche Namensgebung

Der schwedische Naturwissenschaftler Carl von Linné hat vor 300 Jahren mit dem Chaos in der Welt der Botanik aufgeräumt. Linné erfand ein neues Ordnungssystem für Pflanzen und für Tiere. Er gilt als zum Teil anrüchiger aber vor allem als revolutionärer Taxonom. Der Botanische Garten der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster widmet Carl von Linné eine Ausstellung.

Von Eva Bendix |
    " Als der Kuckuck den Sommer ankündigte, zwischen dem Sprießen der Blätter und der Blüte wurde ich geboren."

    Schreibt der schwedische Botaniker Carl von Linné über seinen Geburtsmonat Mai. Später sieht er dies als Zeichen für seinen göttlichen Auftrag, Pflanzen und Tiere der Schöpfung zu sammeln, zu erforschen und vor allem neu zu ordnen

    " Als Botaniker kommt man um Linné gar nicht herum. Man hat ihn als Autor etlicher zehntausender Pflanzen immer noch heute in jedem Lehrbuch auch stehen."

    Joachim Röschenbleck, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Botanischen Gartens kniet vor einem Blumenbeet und zeigt auf die weißen Schilder mit den lateinischen Bezeichnungen der Blumen. Hinter denen, die Linné sich überlegt hat, steht ein L. Das ist in fast 80 Prozent aller Pflanzen der Fall.

    Röschenbleck hat die Linné Ausstellung organisiert. In einem kleinen Holzpavillon hängen detaillierte Zeichnungen und Beschriftungen von Pflanzen. Linné hat in einer Zeit gelebt, in der fast täglich neue Pflanzen entdeckt wurden. Und denen gab man damals lange umständliche Namen. Wie zum Beispiel dem Buschwindröschen

    " Das heißt, das kleine Blümchen mit den sternförmigen Blüten, dass in den Laubwäldern blüht. Das war dann der Name der Pflanze. Und das hat sich dann von Botaniker zu Botaniker unterschieden. Die haben es dann etwas anders genannt. Meinetwegen, das kleine weiße Blümchen mit dem gezähnten Blättern das im Frühjahr im Laubwald blüht. Und das war ganz schwierig sich da in irgendeiner Form zu verständigen zumal dass auch noch in verschiedenen Sprachen erfolgt ist. "

    Ein einfacheres Ordnungssystem musste her. Der zum Ritter geadelte Carl von Linné entwickelte es.

    " Und das hat er auf so geniale Weise gelöst , dass er noch heute als Grundvater der Systematik gelten kann.

    Linné hat sich dann überlegt, Gut ich nehme einen Namen die Anemone, das sind die Windröschen und das Buschwindröschen nenne ich anemone wunerosa. Zwei Namen, die eine Pflanze ganz genau beschreiben. Und das ist das Geniale daran. Es gibt nicht nur das Buschwindröschen, man kann an den beiden Namen sehen, die Pflanzen sind nahe verwandt unterschieden sich nur in der Farbe."

    So vergab Linné für jede Pflanze einen lateinischen Doppelnamen. Fast vergleichbar mit unseren Vor,- und Familiennamen. Weltweit setzte sich diese so genannte binäre Nomenklatur durch

    Doch der Naturkundeforscher Linné wurde noch mit einen anderen System berühmt bis berüchtigt. Er versuchte die Verwandtschaftsverhältnisse der Pflanzen neu zu ordnen. Grundsätzlich glaubten die Botaniker damals, alle Bäume seien miteinander verwandt, wie auch alle Sträucher, ob Heide oder Lavendel. Doch das war zu ungenau. Zur Bestimmung der Verwandtschaftsverhältnisse griff Carl von Linné auf das Sexualverhalten der Pflanzen zurück

    " Da geht es darum zu zählen, wie viele Fruchtblätter und Staubblätter habe ich .

    Das sind sozusagen die Geschlechtorgane, die Sexualorgane der Pflanzen und er hat es dann ganz besonders ausgedrückt. Er hat eine Pflanze, die ein Fruchtblatt hat, das ist dann das weibliche Sexualorgan und neun Staubblätter, da hat er dann geschrieben, eine Frau mit neun Männern in einem Brautgemach. Das war sehr genial. Das konnte jeder Laie auch abzählen und so hat er die Pflanzen auch eingeteilt."

    Linné, der Erfinder des Blümchensex, wie einige ihn auch nennen, rief damit Entrüstungsstürme hervor, nicht nur in der botanischen Welt. Heute wird Linnés Sexualsystem in der Botanik nicht mehr angewandt

    " Heute versucht man das natürliche System der Pflanzen heraus zu finden, indem man guckt, was für Inhaltstoffe gibt es, was kann uns die DNA sagen. Wir in Münster sind jetzt auf dem aktuellen Stand, der sich eben auf die DNA- Analytik stützt."

    Studierende sezieren in den Forschungsgewächshäusern des Botanischen Gartens die Pflanzen. Sie nehmen einen genetischen Fingerabdruck und bestimmen damit das Erbgut und den Verwandtschaftsgrad.

    Geblieben ist das Linnésche Ordnungs,- und Bestimmungssystem für Pflanzen. So tragen die rund 10.000 unterschiedlichen Pflanzen des botanischen Gartens in Münster fast alle wissenschaftliche Namen, die von Carl von Linné stammen.

    Der Technische Leiter des Gartens, Herbert Voigt steht am Teich und zeigt stolz auf unterschiedlichen Naturbereiche, die mit diesen Pflanzen nachgestellt wurden, wie beispielsweise eine Alpenregion, oder eine Mittelmeerlandschaft.

    " Das Konzept, was wir hier haben heißt. wir stellen überwiegend naturnahe Pflanzen da. Das heißt die Pflanze ist nicht als Individuum dargestellt, sondern in ihrem Lebensraum. Wenn ich die eine Pflanze sehe, registriert das Unterbewusstsein den Untergrund. Die einen stehen in Kalk, auf Lava, im Sand. Das ganze Zusammenspiel aller Faktoren registriere ich und kann es viel besser abrufen, als wenn ich es bewusst lernen würde. So kriege ich viel von ökologischen Zusammenhängen mit und von Standortfaktoren

    Das Konzept finden sie in keinem anderen Botanischen Garten. "

    Weiter Informationen:
    Verband botanischer Gärten e.V.