Ich war ein wunderlich, junger Knabe,
schreibt er später in seinen Lebenserinnerungen.
Jedermann hat gespürt, dass ich zu einem Kriegsmann oder Reitersmann geraten würde.
Mit 14 Jahren tritt Götz in den Dienst seines Onkels, Konrad von Berlichingen, einem angesehenen Ritter und zudem Hofmeister des einflussreichen Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Mit Konrad besucht Götz die Reichstage in Worms und Lindau und erlernt die Gepflogenheiten des ritterlichen Lebens.
Am Schweizerkrieg 1499 nimmt er ebenso teil wie 1502 an der Fehde des Markgrafen mit der Reichsstadt Nürnberg. Götz erweist sich als Draufgänger, ist unerschrocken und rauflustig. Als der Onkel stirbt, kämpft der Neffe an der Seite des Markgrafen weiter. Bei der Belagerung von Landshut im Jahre 1504 erleidet Götz ein folgenschweres Unglück.
Da schießt mir einer mit einer Feld-Schlangen den Schwert-Knopf entzwei und hat mir die Hand herabgeschlagen, dass der Arm hinten und vorne zerschmettert war und wie ich das so sehe, so hängt die Hand noch ein wenig an der Haut. Ich tat, als wäre mir nichts geschehen, wandte den Gaul und kam ungefangen von den Feinden hinweg zu meinem Haufen zurück.
Doppelt tragisch: es ist die rechte Hand, die zerschmettert wurde, und der Schuss kam auch noch aus den eigenen Reihen. Die Karriere Götzens als Ritter scheint besiegelt, doch das Gegenteil ist der Fall. Götz lässt sich eine Prothese bauen: Eine Eisenhand, die an seinen Unterarmstumpf festgeschnallt wird und mit einem künstlichen Mechanismus versehen ist, so dass sich die Finger mit Hilfe eines Zahnrades bewegen lassen. Aus dem Kriegsinvaliden wird
Der Ritter mit der eisernen Hand.
Götz soll seine Prothese so gut geführt haben wie eine lebendige Hand. Schnell und schlagkräftig. Die Prothese, die noch heute im Jagsthauser Schloss zu besichtigen ist, hat ebenfalls für Furore gesorgt. Der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch ließ sie sich 1916 nach Berlin schicken. Er hat sie so gründlich studiert, das seitdem der kleine Finger klemmt.
Gut 25 Jahre ist Götz mit seiner eisernen Hand fast ständig in irgendwelchen Kleinkriegen verwickelt. Und pflegt ritterlichen Eigensinn. Als er 1519 im Krieg zwischen dem Schwäbischen Bund und Herzog Ulrich von Württemberg, dem Götz beistand, von einem kaiserlichen Unterhändler zur Aufgabe bewogen werden soll, antwortet er:
Er kann mich hinten lecken!
Als Goethe Götz von Berlichingen zum Helden eines gleichnamigen Dramas erkor, machte er daraus den Satz
Er kann mich im Arsch lecken!
1525 nimmt Götz am schwäbischen Bauernkrieg teil, seine berühmteste Schlacht. Er wird von den Bauern gezwungen, einen Haufen Aufständischer anzuführen. Dafür stellt man ihn vor Gericht, er wird aber freigesprochen. Nicht immer kommt er so ungeschoren davon. Mehrmals im Laufe seines Lebens wird Götz verhaftet und sogar zweimal vom Kaiser zeitweise geächtet.
Fünfzehn Fehden führte ich in eigener Sach, gab darüber hinaus vielen Herren, Freunden und guten Gesellen häufige Hilfe,
resümiert er in seinen Lebenserinnerungen. Doch so edel wie er behauptet, war der Ritter in Wirklichkeit nicht. Ihm war es herzlich gleichgültig, wem er beistand und gegen wen er das Schwert führte. Hauptsache, es sprang Beute für ihn heraus. Mit oft nur behauptetem Recht versuchte er seine Interessen durchzusetzen - auch gegenüber leutseligen Standesgenossen. Er war ein typischer Vertreter des absterbenden Rittertums, das sich seiner Machtstellung beraubt sah und Neidgefühle gegen Städter und Kaufleute hegte.
Am 23. Juli 1562 stirbt Götz von Berlichingen im Alter von 81 Jahren, nachdem er in seinen letzten Lebensjahren noch zahlreiche Prozesse geführt hat. Als seine Lebenserinnerungen 1731 wieder aufgelegt werden, liest sie der junge Goethe und ist begeistert
von der Gestalt eines rohen, wohlmeinenden Selbsthelfers in wilder anarchistischer Zeit.
Durch Goethes Drama wurde Götz wieder entdeckt und erst richtig zur Legende erhoben. Mit Folgen bis heute. Seit 1950 finden in Jagsthausen, dem Geburtsort von Götz, jährlich Burgfestspiele statt. Hauptattraktion: eine Aufführung von Goethes "Götz von Berlichingen".
schreibt er später in seinen Lebenserinnerungen.
Jedermann hat gespürt, dass ich zu einem Kriegsmann oder Reitersmann geraten würde.
Mit 14 Jahren tritt Götz in den Dienst seines Onkels, Konrad von Berlichingen, einem angesehenen Ritter und zudem Hofmeister des einflussreichen Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Mit Konrad besucht Götz die Reichstage in Worms und Lindau und erlernt die Gepflogenheiten des ritterlichen Lebens.
Am Schweizerkrieg 1499 nimmt er ebenso teil wie 1502 an der Fehde des Markgrafen mit der Reichsstadt Nürnberg. Götz erweist sich als Draufgänger, ist unerschrocken und rauflustig. Als der Onkel stirbt, kämpft der Neffe an der Seite des Markgrafen weiter. Bei der Belagerung von Landshut im Jahre 1504 erleidet Götz ein folgenschweres Unglück.
Da schießt mir einer mit einer Feld-Schlangen den Schwert-Knopf entzwei und hat mir die Hand herabgeschlagen, dass der Arm hinten und vorne zerschmettert war und wie ich das so sehe, so hängt die Hand noch ein wenig an der Haut. Ich tat, als wäre mir nichts geschehen, wandte den Gaul und kam ungefangen von den Feinden hinweg zu meinem Haufen zurück.
Doppelt tragisch: es ist die rechte Hand, die zerschmettert wurde, und der Schuss kam auch noch aus den eigenen Reihen. Die Karriere Götzens als Ritter scheint besiegelt, doch das Gegenteil ist der Fall. Götz lässt sich eine Prothese bauen: Eine Eisenhand, die an seinen Unterarmstumpf festgeschnallt wird und mit einem künstlichen Mechanismus versehen ist, so dass sich die Finger mit Hilfe eines Zahnrades bewegen lassen. Aus dem Kriegsinvaliden wird
Der Ritter mit der eisernen Hand.
Götz soll seine Prothese so gut geführt haben wie eine lebendige Hand. Schnell und schlagkräftig. Die Prothese, die noch heute im Jagsthauser Schloss zu besichtigen ist, hat ebenfalls für Furore gesorgt. Der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch ließ sie sich 1916 nach Berlin schicken. Er hat sie so gründlich studiert, das seitdem der kleine Finger klemmt.
Gut 25 Jahre ist Götz mit seiner eisernen Hand fast ständig in irgendwelchen Kleinkriegen verwickelt. Und pflegt ritterlichen Eigensinn. Als er 1519 im Krieg zwischen dem Schwäbischen Bund und Herzog Ulrich von Württemberg, dem Götz beistand, von einem kaiserlichen Unterhändler zur Aufgabe bewogen werden soll, antwortet er:
Er kann mich hinten lecken!
Als Goethe Götz von Berlichingen zum Helden eines gleichnamigen Dramas erkor, machte er daraus den Satz
Er kann mich im Arsch lecken!
1525 nimmt Götz am schwäbischen Bauernkrieg teil, seine berühmteste Schlacht. Er wird von den Bauern gezwungen, einen Haufen Aufständischer anzuführen. Dafür stellt man ihn vor Gericht, er wird aber freigesprochen. Nicht immer kommt er so ungeschoren davon. Mehrmals im Laufe seines Lebens wird Götz verhaftet und sogar zweimal vom Kaiser zeitweise geächtet.
Fünfzehn Fehden führte ich in eigener Sach, gab darüber hinaus vielen Herren, Freunden und guten Gesellen häufige Hilfe,
resümiert er in seinen Lebenserinnerungen. Doch so edel wie er behauptet, war der Ritter in Wirklichkeit nicht. Ihm war es herzlich gleichgültig, wem er beistand und gegen wen er das Schwert führte. Hauptsache, es sprang Beute für ihn heraus. Mit oft nur behauptetem Recht versuchte er seine Interessen durchzusetzen - auch gegenüber leutseligen Standesgenossen. Er war ein typischer Vertreter des absterbenden Rittertums, das sich seiner Machtstellung beraubt sah und Neidgefühle gegen Städter und Kaufleute hegte.
Am 23. Juli 1562 stirbt Götz von Berlichingen im Alter von 81 Jahren, nachdem er in seinen letzten Lebensjahren noch zahlreiche Prozesse geführt hat. Als seine Lebenserinnerungen 1731 wieder aufgelegt werden, liest sie der junge Goethe und ist begeistert
von der Gestalt eines rohen, wohlmeinenden Selbsthelfers in wilder anarchistischer Zeit.
Durch Goethes Drama wurde Götz wieder entdeckt und erst richtig zur Legende erhoben. Mit Folgen bis heute. Seit 1950 finden in Jagsthausen, dem Geburtsort von Götz, jährlich Burgfestspiele statt. Hauptattraktion: eine Aufführung von Goethes "Götz von Berlichingen".