Klein: Ein großes Thema für Papst Johannes Paul II. war die Ökumene, der Wunsch, katholische und evangelische Kirche so weit wie möglich zu vereinen. Zeitlebens beklagte er die Spaltung der Christenheit. Er habe dabei viel erreicht, so meinen Kirchenhistoriker einerseits, andererseits sei irgendwann der charismatische Erneuerer dann doch in den Hintergrund getreten. Wie beurteilt das die evangelische Kirche. Am Telefon ist Wolfgang Huber, Bischof von Berlin-Brandenburg und Ratsvorsitzender der EKD. Herr Huber, zunächst meine Frage: Was hat Papst Johannes Paul II. Ihnen persönlich bedeutet?
Huber: Er war ein ganz herausragender Papst mit einer ungewöhnlichen Ausstrahlung, der man sich ja auch persönlich gar nicht entziehen konnte. Er war für mich weit über die Grenzen der römisch-katholischen Kirche hinaus ein Beispiel belegten Glaubens. Und es hat mich sehr beeindruckt, ihn auch noch gegen Ende seines Lebens noch einmal persönlich zu sehen und zu spüren, wie er seinen Weg auch in der Zeit der körperlichen Hinfälligkeit sehr gradlinig gegangen ist.
Klein: Was hat für Sie diese Ausstrahlung ausgemacht?
Huber: Ein Mensch, der ganz tief in seinem Glauben verwurzelt war, zugleich aber ein Zeitgenosse unserer eigenen Gegenwart gewesen ist, der eine unglaubliche Fähigkeit hatte, die Menschen direkt zu erreichen, unter den unterschiedlichsten Umständen und durch seine große Sprachbegabung auch in allen Ländern und Kontinenten sich verständlich zu machen.
Klein: Was sind denn aus Ihrer Sicht die größten Verdienste, die sich Papst Johannes Paul II. erworben hat für die Ökumene?
Huber: Er hat ganz klar und nachdrücklich sich für die ökumenische Gemeinschaft der Kirchen, der christlich Kirchen ausgesprochen. Er hat auch die Brücken geschlagen über die Grenzen der christlichen Kirchen hinaus. Für mich ist das Friedensgebet, zu dem er nach Assisi eingeladen hat, im Jahr 1986, eine der wichtigsten Taten gewesen dieses Papstes. Ein Ereignis, das jetzt ein bisschen in den Hintergrund tritt in der öffentlichen Wahrnehmung, das man aber nicht vergessen sollte. Unzweifelhaft und unzweideutig war er in der Verpflichtung auf das Friedenszeugnis der Kirchen bis hin zu der Klarheit, in der er, auch dem amerikanischen Präsidenten gegenüber, zum Irakkrieg Stellung genommen hat.
Klein: Mitunter hat Papst Johannes Paul II. Unverständnis auf sich gezogen, auch hier in Deutschland, zum Beispiel der Widerstand gegen das gemeinsame Abendmahl ist, von vielen Protestanten zumindest, nicht verstanden worden. Haben Sie dafür wiederum Verständnis, oder muss man vor allen Dingen sagen: Man muss die Leistung für die Ökumene würdigen, die er vollbracht hat?
Huber: Zunächst muss man sagen, an der Stelle, die Sie jetzt gerade ansprechen, ist die Enttäuschung auch gerade bei katholischen Christen sehr groß gewesen. Das ist ja nicht eine Forderung von der evangelischen Seite, sondern die Situation, in der beispielsweise konzessionsverbindende Ehen sind und Familien sind, diese Situation ist ja für die katholische Seite genauso, wie für die evangelische Seite. Und die Hoffnung, dass diese Familien in ein und derselben Kirche gemeinsam das Heilige Abendmahl feiern können, ist eine Hoffnung, die Katholiken genauso betrifft, wie die evangelische Kirche. Die Asymmetrie, die wir an dieser Stelle haben, dass die Einladung zum Tisch des Herrn, von der katholischen Seite nicht ausgesprochen wird, während sie von der evangelischen Seite ausgesprochen wird, unter dieser Asymmetrie haben wir miteinander sehr gelitten. Und es ist schmerzlich, in der Tat, dass das katholische Amtsverständnis bis zum heutigen Tag dem entgegen steht. Zugleich muss man sagen: Der Papst hat die Ökumene so verstanden, dass ein klar erkennbares Profil seiner eigenen Kirche eine notwendige Voraussetzung dafür war, ökumenisch zu wirken. Wir haben dann auch als evangelische Kirche gelernt, dass auch wir unser eigenes Profil ins ökumenische Miteinander einzubringen haben.
Klein: Insgesamt war Papst Johannes Paul II. ein Mensch, der sich durchaus auch als politischer Papst verstanden hat, der sich politisch eingemischt hat, der sich für Frieden, für soziale Gerechtigkeit, für Menschenrechte eingesetzt hat. Ist das ein Stil, eine Prägung, die dem Heiligen Stuhl auch in Zukunft gut tun würde?
Huber: Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass an dieser Stelle eine grundlegende Veränderung eintreten würde, auch wenn man sagen muss, es gibt zwei Päpste in meinen Augen, die diese Art von Verbindung zwischen persönlicher Frömmigkeit und Zuwendung zu den großen Fragen unserer Welt besonders eindrücklich gelebt haben. Das ist Johannes XXIII. und Johannes Paul II. und mein eigenes Bild vom Papsttum ist immer ganz stark von der großartigen Gestalt von Johannes XXIII. geprägt gewesen, und deswegen hat es mich auch sehr beeindruckt, dass Johannes Paul II., genauso wie sein Vorgänger, auch den Namen dieses Papstes mit übernommen hat. Johannes XXIII. war es, der insbesondere auch die Orientierung der Katholischen Kirche an den Menschrechten auf eine ganz neue Basis gestellt hat. Nach Jahrhunderten, wie man zugeben muss, in denen die katholische Kirche zum Gedanken der Menschenrechte in großer Distanz gestanden hat, ist das ein riesiger und ein wichtiger Schritt, der ganz gewiss nicht mehr rückgängig gemacht werden wird.
Klein: Was sind Ihre Erwartungen als evangelischer Bischof an die Zeit, die nun ja beginnen wird?
Huber: Jetzt muss man darauf warten, wie die Frage der Nachfolge geregelt wird. Ich enthalte mich da aller Spekulationen. Weder stehen sie mir zu, noch verfüge ich da über besondere Kenntnisse. Die große Hoffnung muss sein, dass das Miteinander der christlichen Kirchen und ihr gemeinsames Zeugnis in unserer Welt in einer guten Weise weitergeführt wird. Ich glaube die Zukunft der Christenheit wird ökumenisch sein und dieses ökumenische Miteinander wird nicht einfach eine Einheitsökumene sein, sondern die Gemeinschaft derjenigen, die mit verschiedenen Traditionen und verschiedenen Ausprägungen deutlich machen, dass das, was sie verbindet wichtiger ist, als das, was sie trennt, die gemeinsam das Evangelium in unserer heutigen Welt vertreten.
Klein: Ein ökumenisches Miteinander - welche konkreten Schritte würden Sie sich in den kommenden Jahren, Jahrzehnten da wünschen?
Huber: Natürlich ist meine große Hoffnung, dass wir zu einem Miteinander im gefeierten Gottesdienst kommen, das Heilige Abendmahl eingeschlossen. Das setzt voraus, dass wir in der Unterschiedenheit wechselseitig die Ämter in unseren Kirchen anerkennen und respektieren, dass wir unser Kirchesein jeweils anerkennen und würdigen und auf diese Weise ein Beispiel dafür geben, dass Verschiedenheit Gemeinschaft nicht ausschließt, sondern möglich macht.
Klein: In welchen Punkten wäre das konkret anschaulich?
Huber: Es wäre ganz anschaulich in der wechselseitigen Anerkennung der Leitungsämter in der Kirche, in der wechselseitigen Anerkennung der Verleihung christlicher Ämter, in der wechselseitigen Gastbereitschaft in der Eucharistie beziehungsweise beim Abendmahl. Und von daher würde auch das, was wir bisher schon gemeinsam tun, gerade auch in Deutschland noch mehr Tiefe bekommen: Die Art und Weise, in der wir gemeinsam für den Schutz des Lebens eintreten, in der Woche für das Leben Jahr für Jahr, die Art und Weise, in der wir gemeinsam zu wichtigen politischen und gesellschaftlichen Fragen Stellung nehmen. Das würde dann noch mehr Tiefe und Haftung bekommen, auch in dem, was wir gemeinsam über den christlichen Glauben sagen. Und ich hoffe, dass wir in Deutschland dazu weiterhin einen Beitrag leisten können, mit der besonderen Prägung unseres ökumenischen Miteinanders, die sich ja in den letzten Jahren aufs Ganze gesehen doch in einer sehr guten Weise entwickelt hat.
Klein: Sie haben gesagt, Sie möchten sich jeglicher Spekulation über Nachfolger enthalten. Das ist ganz selbstverständlich. Dennoch haben wir die Diskussion, ob ein nächster Papst möglicherweise aus einem Land Lateinamerikas kommen könnte oder sollte, aus einem Land der sogenannten Dritten Welt. Wie sehen Sie das? Haben Sie dazu eine Meinung?
Huber: Ich kann mir das gut vorstellen. Ich glaube, der Pontifikat von Johannes Paul II. ist auch deswegen ein Durchbruch gewesen, gerade auch in seiner ganz ungewöhnlich langen Dauer, in seiner weltweiten Ausstrahlung, in dem neuen Gewicht, das dadurch auch das Papsttum für die römisch-katholische Kirche bekommen hat, dass nun die Frage, aus welchem Land der Papst stammt, nicht mehr die vorrangige Frage ist. Als er Papst wurde, galt es noch als außerordentlich und außergewöhnlich, dass ein Nichtitaliener Papst geworden ist. Ich glaube, heute wird man sagen, dass es auf die Persönlichkeit ankommt und dass dabei sicher auch zu würdigen ist, dass inzwischen die Mehrheit der Katholiken in der ganzen Welt in der sogenannten Dritten Welt leben und das größte Wachstum von katholischer Kirche sich in diesen Regionen abspielt. Das wird sicher ein Gesichtspunkt sein. Bloß, ob er am Ende sich durchsetzt, das ist eine Frage, die ich gar nicht beurteilen kann, und man sieht auch an Johannes Paul II.: Das allerwichtigste an dieser Frage ist die Persönlichkeit, nicht die Herkunft.
Huber: Er war ein ganz herausragender Papst mit einer ungewöhnlichen Ausstrahlung, der man sich ja auch persönlich gar nicht entziehen konnte. Er war für mich weit über die Grenzen der römisch-katholischen Kirche hinaus ein Beispiel belegten Glaubens. Und es hat mich sehr beeindruckt, ihn auch noch gegen Ende seines Lebens noch einmal persönlich zu sehen und zu spüren, wie er seinen Weg auch in der Zeit der körperlichen Hinfälligkeit sehr gradlinig gegangen ist.
Klein: Was hat für Sie diese Ausstrahlung ausgemacht?
Huber: Ein Mensch, der ganz tief in seinem Glauben verwurzelt war, zugleich aber ein Zeitgenosse unserer eigenen Gegenwart gewesen ist, der eine unglaubliche Fähigkeit hatte, die Menschen direkt zu erreichen, unter den unterschiedlichsten Umständen und durch seine große Sprachbegabung auch in allen Ländern und Kontinenten sich verständlich zu machen.
Klein: Was sind denn aus Ihrer Sicht die größten Verdienste, die sich Papst Johannes Paul II. erworben hat für die Ökumene?
Huber: Er hat ganz klar und nachdrücklich sich für die ökumenische Gemeinschaft der Kirchen, der christlich Kirchen ausgesprochen. Er hat auch die Brücken geschlagen über die Grenzen der christlichen Kirchen hinaus. Für mich ist das Friedensgebet, zu dem er nach Assisi eingeladen hat, im Jahr 1986, eine der wichtigsten Taten gewesen dieses Papstes. Ein Ereignis, das jetzt ein bisschen in den Hintergrund tritt in der öffentlichen Wahrnehmung, das man aber nicht vergessen sollte. Unzweifelhaft und unzweideutig war er in der Verpflichtung auf das Friedenszeugnis der Kirchen bis hin zu der Klarheit, in der er, auch dem amerikanischen Präsidenten gegenüber, zum Irakkrieg Stellung genommen hat.
Klein: Mitunter hat Papst Johannes Paul II. Unverständnis auf sich gezogen, auch hier in Deutschland, zum Beispiel der Widerstand gegen das gemeinsame Abendmahl ist, von vielen Protestanten zumindest, nicht verstanden worden. Haben Sie dafür wiederum Verständnis, oder muss man vor allen Dingen sagen: Man muss die Leistung für die Ökumene würdigen, die er vollbracht hat?
Huber: Zunächst muss man sagen, an der Stelle, die Sie jetzt gerade ansprechen, ist die Enttäuschung auch gerade bei katholischen Christen sehr groß gewesen. Das ist ja nicht eine Forderung von der evangelischen Seite, sondern die Situation, in der beispielsweise konzessionsverbindende Ehen sind und Familien sind, diese Situation ist ja für die katholische Seite genauso, wie für die evangelische Seite. Und die Hoffnung, dass diese Familien in ein und derselben Kirche gemeinsam das Heilige Abendmahl feiern können, ist eine Hoffnung, die Katholiken genauso betrifft, wie die evangelische Kirche. Die Asymmetrie, die wir an dieser Stelle haben, dass die Einladung zum Tisch des Herrn, von der katholischen Seite nicht ausgesprochen wird, während sie von der evangelischen Seite ausgesprochen wird, unter dieser Asymmetrie haben wir miteinander sehr gelitten. Und es ist schmerzlich, in der Tat, dass das katholische Amtsverständnis bis zum heutigen Tag dem entgegen steht. Zugleich muss man sagen: Der Papst hat die Ökumene so verstanden, dass ein klar erkennbares Profil seiner eigenen Kirche eine notwendige Voraussetzung dafür war, ökumenisch zu wirken. Wir haben dann auch als evangelische Kirche gelernt, dass auch wir unser eigenes Profil ins ökumenische Miteinander einzubringen haben.
Klein: Insgesamt war Papst Johannes Paul II. ein Mensch, der sich durchaus auch als politischer Papst verstanden hat, der sich politisch eingemischt hat, der sich für Frieden, für soziale Gerechtigkeit, für Menschenrechte eingesetzt hat. Ist das ein Stil, eine Prägung, die dem Heiligen Stuhl auch in Zukunft gut tun würde?
Huber: Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass an dieser Stelle eine grundlegende Veränderung eintreten würde, auch wenn man sagen muss, es gibt zwei Päpste in meinen Augen, die diese Art von Verbindung zwischen persönlicher Frömmigkeit und Zuwendung zu den großen Fragen unserer Welt besonders eindrücklich gelebt haben. Das ist Johannes XXIII. und Johannes Paul II. und mein eigenes Bild vom Papsttum ist immer ganz stark von der großartigen Gestalt von Johannes XXIII. geprägt gewesen, und deswegen hat es mich auch sehr beeindruckt, dass Johannes Paul II., genauso wie sein Vorgänger, auch den Namen dieses Papstes mit übernommen hat. Johannes XXIII. war es, der insbesondere auch die Orientierung der Katholischen Kirche an den Menschrechten auf eine ganz neue Basis gestellt hat. Nach Jahrhunderten, wie man zugeben muss, in denen die katholische Kirche zum Gedanken der Menschenrechte in großer Distanz gestanden hat, ist das ein riesiger und ein wichtiger Schritt, der ganz gewiss nicht mehr rückgängig gemacht werden wird.
Klein: Was sind Ihre Erwartungen als evangelischer Bischof an die Zeit, die nun ja beginnen wird?
Huber: Jetzt muss man darauf warten, wie die Frage der Nachfolge geregelt wird. Ich enthalte mich da aller Spekulationen. Weder stehen sie mir zu, noch verfüge ich da über besondere Kenntnisse. Die große Hoffnung muss sein, dass das Miteinander der christlichen Kirchen und ihr gemeinsames Zeugnis in unserer Welt in einer guten Weise weitergeführt wird. Ich glaube die Zukunft der Christenheit wird ökumenisch sein und dieses ökumenische Miteinander wird nicht einfach eine Einheitsökumene sein, sondern die Gemeinschaft derjenigen, die mit verschiedenen Traditionen und verschiedenen Ausprägungen deutlich machen, dass das, was sie verbindet wichtiger ist, als das, was sie trennt, die gemeinsam das Evangelium in unserer heutigen Welt vertreten.
Klein: Ein ökumenisches Miteinander - welche konkreten Schritte würden Sie sich in den kommenden Jahren, Jahrzehnten da wünschen?
Huber: Natürlich ist meine große Hoffnung, dass wir zu einem Miteinander im gefeierten Gottesdienst kommen, das Heilige Abendmahl eingeschlossen. Das setzt voraus, dass wir in der Unterschiedenheit wechselseitig die Ämter in unseren Kirchen anerkennen und respektieren, dass wir unser Kirchesein jeweils anerkennen und würdigen und auf diese Weise ein Beispiel dafür geben, dass Verschiedenheit Gemeinschaft nicht ausschließt, sondern möglich macht.
Klein: In welchen Punkten wäre das konkret anschaulich?
Huber: Es wäre ganz anschaulich in der wechselseitigen Anerkennung der Leitungsämter in der Kirche, in der wechselseitigen Anerkennung der Verleihung christlicher Ämter, in der wechselseitigen Gastbereitschaft in der Eucharistie beziehungsweise beim Abendmahl. Und von daher würde auch das, was wir bisher schon gemeinsam tun, gerade auch in Deutschland noch mehr Tiefe bekommen: Die Art und Weise, in der wir gemeinsam für den Schutz des Lebens eintreten, in der Woche für das Leben Jahr für Jahr, die Art und Weise, in der wir gemeinsam zu wichtigen politischen und gesellschaftlichen Fragen Stellung nehmen. Das würde dann noch mehr Tiefe und Haftung bekommen, auch in dem, was wir gemeinsam über den christlichen Glauben sagen. Und ich hoffe, dass wir in Deutschland dazu weiterhin einen Beitrag leisten können, mit der besonderen Prägung unseres ökumenischen Miteinanders, die sich ja in den letzten Jahren aufs Ganze gesehen doch in einer sehr guten Weise entwickelt hat.
Klein: Sie haben gesagt, Sie möchten sich jeglicher Spekulation über Nachfolger enthalten. Das ist ganz selbstverständlich. Dennoch haben wir die Diskussion, ob ein nächster Papst möglicherweise aus einem Land Lateinamerikas kommen könnte oder sollte, aus einem Land der sogenannten Dritten Welt. Wie sehen Sie das? Haben Sie dazu eine Meinung?
Huber: Ich kann mir das gut vorstellen. Ich glaube, der Pontifikat von Johannes Paul II. ist auch deswegen ein Durchbruch gewesen, gerade auch in seiner ganz ungewöhnlich langen Dauer, in seiner weltweiten Ausstrahlung, in dem neuen Gewicht, das dadurch auch das Papsttum für die römisch-katholische Kirche bekommen hat, dass nun die Frage, aus welchem Land der Papst stammt, nicht mehr die vorrangige Frage ist. Als er Papst wurde, galt es noch als außerordentlich und außergewöhnlich, dass ein Nichtitaliener Papst geworden ist. Ich glaube, heute wird man sagen, dass es auf die Persönlichkeit ankommt und dass dabei sicher auch zu würdigen ist, dass inzwischen die Mehrheit der Katholiken in der ganzen Welt in der sogenannten Dritten Welt leben und das größte Wachstum von katholischer Kirche sich in diesen Regionen abspielt. Das wird sicher ein Gesichtspunkt sein. Bloß, ob er am Ende sich durchsetzt, das ist eine Frage, die ich gar nicht beurteilen kann, und man sieht auch an Johannes Paul II.: Das allerwichtigste an dieser Frage ist die Persönlichkeit, nicht die Herkunft.