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Erasmus+
Mehr Programme unter einem Dach

Das Erasmus-Austauschprogramm für Studenten erfreut sich in Deutschland wachsender Beliebtheit. Der DAAD meldete einen neuen Rekord. Erasmus+ vereint nun darüber hinaus verschiedene Angebote zu beruflicher Bildung, Schul- und Hochschulbildung sowie Jugend und Sport im Ausland unter einem Dach.

Verena Kemna |
    Eine Studentin informiert sich am Akademischen Auslandsamt Erasmus-Büro am 26.06.2013 an einer Universität in Berlin.
    35.000 Studierende aus Deutschland nahmen im letzten Hochschuljahr Erasmus-Programme in Anspruch. (Jens Kalaene / dpa)
    Johannes Trommer ist an diesem morgen früh aufgestanden. Schon um fünf Uhr hat er sich zusammen mit sechs anderen Studierenden der Universität Jena auf den Weg nach Berlin gemacht. Alle tragen den blauen Button mit dem Kürzel I esn, International Exchange Erasmus Student Network. Jeder Studierende sollte wissen, was Erasmus zu bieten hat, meint Johannes Trommer. Er selbst erinnert sich oft und gerne an seine zwei Studiensemester in Padua.
    "Ich habe dort studiert, viele Freunde kennengelernt, die Gelegenheit genutzt, ein bisschen rumzureisen, Land und Leute kennenzulernen, was man zuhause an der Universität auch machen kann, was aber im fremden Land was anderes ist und man einfach jetzt weltoffener geworden ist und nicht mehr nur so die kleine Universität zuhause sieht, sondern auch in der Welt rumgekommen ist und die Welt mit anderen Augen sieht."
    Inzwischen arbeitet der angehende Politikwissenschaftler aus Jena an den letzten Seiten seiner Magisterarbeit. Außerdem engagiert er sich als Präsident für das Netzwerk von Erasmus, damit noch mehr Studierende daran teilnehmen. Dabei meldet der Deutsche Akademische Austauschdienst für das letzte Hochschuljahr einen neuen Rekord von etwa 35.000 Studierenden aus Deutschland die mit Erasmus entweder anderswo in Europa studiert haben oder ein Praktikum absolviert haben. Mit Erasmus plus werden nun erstmals verschiedene Programme zu beruflicher Bildung, Schul- und Hochschulbildung sowie Jugend und Sport im Ausland unter einem Programm vereint. Der Studierende Johannes Trommer möchte seine Erfahrung als Erasmus Student an der Universität Padua nicht missen.
    "Es gibt die Post Erasmus Depression, wenn man nach Hause kommt und denkt: So, ein schönes Jahr gehabt, und jetzt wieder zu Hause an einer kleinen Universität. Aber ich würde es trotzdem weiter empfehlen, an alle."
    Neu an Erasmus+: zum Beispiel Studiendarlehen
    Neu an Erasmus+ für Studierende sind zum Beispiel Studiendarlehen, die ein Masterstudienprogramm im europäischen Ausland planen. Ein anderes Versprechen von Erasmus+ heißt: weniger Bürokratie. In Deutschland sind gleich zwei Bundesministerien, die Kultusministerkonferenz sowie vier nationale Agenturen für die Umsetzung zuständig. Eine ist die Agentur "Jugend für Europa". Mit deren Hilfe werden allein in diesem Jahr 17.000 Auszubildende und 35.000 Jugendliche durch Jugendbegegnungen und Freiwilligendienste von Erasmus+ profitieren. Die Jugendlichen selbst können keine Fördermittel beantragen, erklärt Frank Peil von der Agentur "Jugend für Europa". Das tun andere für sie, nämlich Jugendhilfeeinrichtungen, Schulen und Ausbildungsbetrieben. Auf deren Mitarbeit sind die Agenturen angewiesen. Frank Peil:
    "Angewiesen, dass die Berufsschule etwas anbietet oder dass die Industrie- und Handelskammern Kampagnen fahren in ihrer Region: Das machen die. Die sagen, schaut mal, hier gibt es das und das und hier gibt es die Möglichkeiten, und die dann sowohl die Lehrbetriebe als auch die Schulen auf den Weg bringen zu sagen: Praktikum in Dänemark - tolle Sache."
    Erasmus+ stellt bis 2020 für alle Bereiche 40 Prozent mehr Fördergelder bereit als das Vorläuferprogramm. Für den Bereich Jugend bietet das Budget sogar ein Plus von 70 Prozent mehr Fördergeldern. Doch nur wenn Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen und Ausbildungsbetriebe hinter Erasmus+ stehen, können die Jugendlichen ihre Chancen nutzen, meint Frank Peil:
    "Das wirkliche Problem liegt nicht in den Anträgen. Das wirkliche Problem liegt darin: Ist die internationale Arbeit Teil meiner Alltagsarbeit? Wird das gewertschätzt, gewünscht und gefördert durch meine Chefs, durch die Politik vor Ort in der kommunalen Struktur? Oder sagt dort auch jemand: Mensch, wir haben keine Zeit dafür. Da ist ein ganz wesentlicher Punkt."
    Beinahe 300.000 Studierende, 150.000 Auszubildende, 20.000 Ausbilder und Berufsschullehrer können in den nächsten sechs Jahren mit den Mitteln aus Erasmus+ gefördert werden. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka:
    "Ich glaube, das ist für Auszubildende auch sehr attraktiv und wir haben in Erasmus+ jetzt auch die Möglichkeit, dass die unterschiedlichen Institutionen, was früher nicht möglich war, zusammen arbeiten. Man könnte sich vorstellen, dass Hochschulen, die in sowas geübt sind, jetzt auch Betriebe beraten. Das wäre eine denkbare Variante, was jetzt machbar ist."