Seit Jahren rüstet Manfred König in seiner Werkstatt in Salzgitter Fahrzeuge auf LPG, also auf Autogas um – nach seinen Erfahrungen zählt für die Kunden dabei in erster Linie der Blick ins Portemonnaie:
"Genau … der Geldbeutel ist es, nämlich die 50 Prozent Ersparnis im LPG-Bereich! Der Schadstoffausstoß ist für einen kleinen Kreis interessant, aber wirklich nur für einen kleinen Kreis."
Nur sehr geringer Feinstaub- oder Stickoxidausstoß, rund 10 Prozent weniger CO2 – gut für die Umwelt, aber vor allem für Vielfahrer aus Kostengründen interessant – trotz der Umrüstkosten von rund 1500 bis 3000 Euro und des Mehrverbrauchs von bis zu 20 Prozent gegenüber Benzinmotoren.
Ein LPG-Antrieb halbiert die Spritkosten
Denn: LPG ist mit 50 bis 60 Cent pro Liter einfach unschlagbar günstig, nicht zuletzt wegen der Steuernachlässe, die nach langem Streit gerade erst über 2018 hinaus verlängert wurden.
Obwohl dieser Vorteil stufenweise verringert wird und 2022 endet, ist die Nachfrage wieder leicht gestiegen, berichtet Manfred König:
"Im letzten Monat hat sich verändert, dass wir vermehrt Angebote schreiben und dass die Nachfrage wieder gestiegen ist – ganz klar. Vor zwei Monaten war es halt so, dass … ja, ich sage einfach mal – keine Anfragen mehr kamen."
Einige Hersteller bieten Erdgas-Antrieb ab Werk an
Autogas oder LPG, also Liquified Petroleum Gas, ist eine Mischung aus Butan und Propan. Es dient schon seit den 1980er Jahren als alternativer Kraftstoff, ist aber immer ein Nischenprodukt geblieben. Inzwischen bieten einige Autohersteller für einzelne Modelle den LPG-Antrieb, ausgelegt auf Gas- und Benzinbetrieb, auch direkt ab Werk an.
Andere Hersteller setzen dagegen CNG – Compressed Natural Gas, oder Erdgas. Umrüstung lohnt sich hier nicht – aber u.a. bei Opel, Mercedes, Fiat und Volkswagen gibt es seit einiger Zeit auch Modelle mit Erdgasantrieb direkt ab Werk.
VW-Erdgasbeauftragter Zukunftsfähig für mehrere Jahrzehnte
Der VW-Konzern gönnt sich mit Jens Andersen sogar einen "Beauftragten für Erdgasmobilität" – und der sieht in dem Antriebskonzept eine echte Zukunftstechnologie:
"Ich würde diesen Pfad nicht aufmachen, wenn ich nicht sehen würde, dass uns das für mehrere Jahrzehnte in die Zukunft führen kann. Wenn wir am Ende des Pfades mal vollelektrisch fahren wollen, einerseits mit Batterien als Energiespeicher, andererseits mit der Brennstoffzelle und Wasserstofftanks als Energiespeicher, dann müssen wir diesen Pfad in Richtung gasförmige Energieträger aufmachen … deswegen – wirklich, das ist keine Brückentechnologie!"
Wirkungsgrad über 40 Prozent, rund ein Viertel weniger CO2
Aktuelle Erdgasmotoren sind noch Kompromisse – sie müssen auch mit Benzin funktionieren, weil es noch nicht genügend Erdgas-Tankstellen gibt. Ganz neu sind sogenannte monovalente, für den reinen Erdgasbetrieb entwickelte Motoren. Die arbeiten, ähnlich wie Dieselmotoren, mit besonders hoher Verdichtung und nutzen so den hohen Energiegehalt von Methan als Hauptbestandteil von Erdgas besonders gut aus. Jens Andersen:
"Die hohe Oktanzahl von 130, die Methan mit sich bringt, die kann ich optimal nutzen und den Wirkungsgrad dieses mit CNG betriebenen Motors auf Dieselniveau bringen, auf Diesel-Wirkungsgrad – über 40 Prozent!"
Dabei stoßen dann Erdgasfahrzeuge etwa ein Viertel weniger CO2 aus als vergleichbare Diesel und sogar ein Drittel weniger CO2 als Benziner – und ähnlich wie bei Autogas entstehen kaum Feinstaub oder Stickoxide. Bei Erdgas kann zudem durch Beimischung von Methan aus Biogasanlagen oder synthetischem Methan, das mit Hilfe der Power-to-Gas-Technologie aus Ökostrom hergestellt wird, der CO2-Ausstoß noch weiter gesenkt werden.
Nachteil ist das überschaubare Tankstellennetz
Auch das sicher ein Grund dafür, dass für CNG als Kraftstoff die Steuererleichterung gerade sogar bis 2026 verlängert wurde. Wesentlicher Nachteil für Erdgas ist das im Vergleich zu LPG noch sehr überschaubare Tankstellennetz – nicht gerade ein Anreiz für den Kauf eines Autos mit modernem CNG-Motor. Auch der aktuell sehr niedrige Ölpreis macht den Anbietern zu schaffen, sagt Thomas Steffens vom ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt:
"Der Unterschied zwischen LPG/CNG und normalen, konventionellen fossilen Kraftstoffen ist nicht mehr so groß, und somit ist natürlich auch für den Käufer es nicht so interessant, ein Fahrzeug anzuschaffen, was ja auch in der Anschaffung teurer ist, weil es diese erweiterte Technik beinhaltet."
Beide Gasantriebsvarianten haben es also derzeit als Brückentechnologie auf dem Weg zur Elektromobilität sehr schwer.