Jasper Barenberg: Tausende neue Planeten außerhalb unseres Sonnensystems haben Astronomen in den vergangenen Jahren entdeckt. Meistens sind das eher unwirtliche Gebilde, glühend heiß oder eiskalt. Aber natürlich schwingt auch immer ein wenig die Frage mit, ist dort möglicherweise doch Leben möglich, Leben jedenfalls, wie wir es hier kennen. Für Aufmerksamkeit sorgt jetzt ein aktueller Bericht von Forschern in der britischen Fachzeitung "Nature", denn sie beschreiben dort gleich sieben neue sogenannte Exoplaneten in unserer kosmischen Nachbarschaft, und auf einigen ähneln die Bedingungen offenbar denen auf der Erde. Frage an unseren Wissenschaftskollegen Dirk Lorenzen in Hamburg: Was hat das internationale Forscherteam denn über diese sieben Planeten herausgefunden?
Dirk Lorenzen: Herr Barenberg, man weiß eben, dass dort wirklich sieben solche kleine, erdgroße Körper sind, nur etwa so groß wie die Erde, vielleicht sogar ein bisschen kleiner, um einen eben recht nahe gelegenen Stern kreisen. Das ist dann schon mal sensationell, dass man da wirklich eine Miniaturausgabe des Sonnensystems gefunden hat mit gleich sieben von der Größe her erdähnlichen Planeten.
Und drei dieser sieben scheinen in der sogenannten bewohnbaren Zone des Sterns zu sein, das heißt, die Temperatur auf der Oberfläche ist so, dass, wenn es dort Wasser gibt, dass dieses Wasser flüssig wäre. Das heißt, diese Planeten sind nicht so eiskalt, dass alles steinhart gefroren wäre, sind aber auch nicht so heiß, dass alles verdampft wäre. Insofern sind drei der sieben Planeten dort besonders interessant. Dort könnte es vielleicht Leben geben. Man weiß aber eben nicht, ob es dort wirklich Wasser gibt.
"Es ist tatsächlich etwas wirklich Neues"
Barenberg: Heißt das auch, dass ist wirklich eine außergewöhnliche Entdeckung, wenn eben immer die Antwort auf die Frage "Ist da Leben möglich?" mitschwingt?
Lorenzen: Es ist tatsächlich etwas wirklich Neues. Sonst ist man ja immer sehr schnell bei der NASA dabei, ruft die zweite Erde aus und ist dann ein bisschen sehr euphorisch, dass –
da nimmt man es manchmal mit der Seriosität nicht ganz so genau. Dies ist wirklich etwas anderes. Ein sehr kleiner Stern, gleich sieben dieser Objekte, wie auf einer Perlenschnur dort aufgereiht – das ist wirklich etwas Neues, und da ist es eben doch sehr wahrscheinlich, dass auf dreien dieser Planeten im Prinzip erdähnliche Bedingungen herrschen könnten. Man entdeckt diese Planeten nur indirekt, es gibt keine echten Bilder davon. Das heißt, man kann im Moment gar nicht mehr sagen, als, da sind sieben Objekte, und die sind von der Größe her etwa so wie die Erde.
Barenberg: Aber muss man auch ein bisschen skeptisch sein? Schließlich wissen wir ja, dass immer wieder Planetenentdeckungen gibt und dass dann immer wieder gesagt wird, na ja, es sind ungefähr die Bedingungen wie auf der Erde.
Lorenzen: Das ist tatsächlich diese Unseriositiät, die die NASA hier leider auch wieder nicht ganz sein lassen kann. Es gibt so ein tolles PR-Bild, da sehen wir irgendwie eine Planetenlandschaft, fiktive natürlich, irgendwelche Eisschollen treiben auf einem schönen Ozean. Wir sehen in der Abenddämmerung dort irgendwo einen Stern leuchten und die Sicheln von den Nachbarplaneten. Das ist natürlich völliger Unsinn, niemand weiß, wie es dort genau zugeht. Klar ist aber, man hat hier eben in nur 40 Lichtjahren Entfernung einen Stern gefunden, der sieben solcher Planeten hat. Das ist schon in der Tat sehr schön, und man könnte mit künftigen Großteleskopen vielleicht mal hingucken und dann nachsehen, gibt es dort wirklich Wasser oder Leben. Also dieser Fund sticht aus diesen vielen Tausenden schon deutlich heraus.
"Passt der NASA sehr gut ins Kalkül"
Barenberg: Muss man aber auch sagen, kommt der NASA ganz entgegen, ganz gelegen?
Lorenzen: Die NASA erlebt im Moment ja mit dem Präsidentenwechsel sehr unsichere Zeiten. Man weiß nicht ganz genau, wo Trump mit der NASA hin möchte. Die bemannte Raumfahrt, so zu Mond und Mars, das geht sicherlich weiter, aber eben die Wissenschaft, vor allem auch die Beobachtung der Erde, da hat man doch große Sorgen, dass so alles, was Klimaforschung und so etwas angeht, dass das dann irgendwann hinten runterfallen wird, dass man einfach sagt, das ist politisch nicht mehr opportun.
Insofern passt diese Entdeckung sicherlich der NASA sehr gut ins Kalkül, dass man sagen kann, man ist sehr gut, man spielt da auf internationaler Ebene mit. Und natürlich schwingt dann auch immer diese große Frage mit, sind wir denn allein im All? Da kann man sich gut positionieren und sicherlich hoffen, dass das dann Donald Trump auch beeindruckt, was das Wissenschaftsprogramm der NASA angeht.
Barenberg: Sieben erdähnliche Planeten entdeckt. Vielen Dank für diese Einordnungen, Dirk Lorenzen, nach Hamburg!
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