Wenigstens hilft das Wetter den Einsatzkräften und den tausenden Helfern. In den letzten Tagen hatte es tropische Regenfälle gegeben, jetzt ist es trocken. Staubtrocken.
Die ganze Nacht über schleppten Zivilschutz, Marinesoldaten und Nachbarn eimerweise Schutt aus den 44 völlig zerstörten Gebäuden von Mexiko-Stadt. Mit Spaten graben sie Gänge zu erhofften Hohlräumen, mit Taschenlampen leuchten sie den Weg. SMS-Nachrichten von Verschütteten weisen manchmal den Weg. Noch sind keine 24 Stunden seit dem Beben vergangen, die Hoffnung auf Überlebende lebt.
Bestätigt sind in diesen Morgenstunden - Mexiko liegt sieben Stunden hinter Deutschland - landesweit 217 Tote, 86 davon in der Hauptstadt. Das Epizentrum des Bebens hatte nur gut 100 Kilometer entfernt gelegen, die Alarmsirenen waren erst losgegangen, als die Häuser bereits wackelten, deshalb schafften es viele nicht, rechtzeitig auf die Straßen zu flüchten.
Probealarm zwei Stunden vor dem Beben
Hunderttausende Menschen in der Metropole mussten hilflos mitansehen, wie die Naturgewalt Häuser zum Einsturz brachte. Kinder weinten, Erwachsene lagen sich entsetzt in den Armen, Erinnerungen wurden wach an das große Erdbeben vor auf den Tag genau 32 Jahren. 1985 waren bis zu 40.000 Menschen in Mexiko-Stadt ums Leben gekommen.
Noch zwei Stunden vor den Erschütterungen gestern hatte es stadtweit einen Probealarm gegeben. Schon kleine Kinder wissen, was sie zu tun haben, wenn das Signal ertönt.
In einer Grundschule im Süden der Stadt konnten die Lehrer so etwa 300 ihrer Kinder rechtzeitig in Freie bringen, aber 21 Schüler und vier Erwachsene schafften es nicht mehr. Verzweifelte Eltern harren noch immer vor den teilweise eingestürzten Klassenräumen aus, denn 30 Menschen werden noch vermisst.
Schulen sind schwer beschädigt
Präsident Peña Nieto hat diese Zahlen bekannt gegeben. Er ordnete an, das alle Krankenhäuser Verletzte aufnehmen müssen, auch wenn sie keine Versicherung und keine Kreditkarte haben.
"Ich habe außerdem den Katastrophenplan für Mexiko-Stadt ausgelöst. Dadurch können Soldaten der Armee und der Marine unter Koordination des Zivilschutzes eingesetzt werden. Es wurden Flutlichtanlagen installiert, damit die Nacht über weitergearbeitet werden konnte, um hoffentlich Überlebende unter den Trümmern zu finden."
Auch dutzende Schulen der Stadt sind schwer beschädigt, der Unterricht fällt erstmal aus. Mehrere hundert Ingenieure sind unterwegs, um die Statik von Gebäuden zu untersuchen. Die Angst vor Nachbeben hielt viele Bewohner davon ab, in Häusern mit Rissen in den Wänden zu schlafen. Sie flüchteten zu Angehörigen, zu Freunden oder campierten im Freien. Wenigstens regnet es nicht.