Das neue Erdbeben war in weiten Teilen Italiens zu spüren. Sogar in Rom wurde die U-Bahn zeitweise eingestellt, die Basilica San Paolo in der italienischen Hauptstadt wurde gesperrt, weil Teile der Deckenverkleidung eingestürzt sind. Sein Zentrum hatte das neue Beben bei der mittelitalienischen Stadt Norcia.
Mit einer Stärke von 6,5 war es noch weit kräftiger als die Erdstöße, die am Mittwoch Abend die Häuser von Tausenden Italienern unbewohnbar gemacht haben. Ein Anwohner der Region Norcia berichtete im italienischen Fernsehen, dass das neue Erdbeben jetzt auch ihm das Elternhaus genommen hat:
"Das ist unser Haus, wo ich als Junge aufgewachsen bin. Und jetzt gibt es nichts mehr, was mich daran erinnert. Alles ist zerstört, alles, was wir zusammen aufgebaut haben. Zu sehen, dass da nichts mehr ist, das ist ein einschneidendes Erlebnis im Leben einer Familie."
Dutzende Menschen wurden von Trümmern getroffen
Über Tote gibt es aber keine Berichte, auch die Zahl der Verletzten ist überschaubar. Der Zivilschutz spricht von einigen Dutzend Menschen, die von herabstürzenden Trümmern getroffen wurden. Der Chef der Zivilschutzes, Fabrizio Curzio betont dabei, seine Behörde habe die Lage im Griff - andere Hilfsorganisationen oder Privatleute würden im Moment nicht benötigt:
"Wir sind in der Lage, das hier zu bewältigen. Wir sind auf nationaler Ebene darauf vorbereitet zu reagieren. Die Hilfskräfte treffen ein. Deswegen sollten keine zusätzlichen Helfer die Zufahrtsstraßen blockieren. Falls doch zusätzliche Hilfe nötig sein sollte, muss sie gut organisiert werden."
Es sind aber nicht nur Wohnhäuser, die jetzt zerstört wurden, sondern auch viele historische Gebäude und Kirchen. In Norcia ist in der Altstadt die Basilica eingestürzt, die ein wichtiges Heiligtum für den Benediktinerorden war. Der zweite Bürgermeister von Norcia, Pierluigi Altavilla, hat im italienischen Radio eine ernüchterte Bilanz gezogen:
"Was ich gesehen habe, ist, dass die Basilika eingestürzt sind. Jetzt haben wir keine einzige Kirche mehr. Bis jetzt hatte ich immer gesagt, dass wir ganz gut weggekommen sind. Jetzt hat es uns aber erwischt, vielleicht waren wir zu hochmütig."
Seismologen hatten vor neuen Erdbeben gewarnt
Schon nach den letzten Erdbeben hat es in Italien neue Diskussionen gegeben, ob die Behörden oder auch Privatleute genug tun, um die Gebäude genügend gegen Erdstöße abzusichern. Die Regierung hatte zusätzliche Ausgaben in Milliardenhöhe angekündigt, nicht nur für den Wiederaufbau, sondern auch, um Häuser erdbebensicher zu machen. Es gibt aber auch Anwohner in Mittelitalien, die sich fragen, ob das Sinn hat - wie etwa diesen Mann aus Norcia:
"Die Fenster klirren dauernd. Man fühlt sich wie auf einem großen Rüttel-Sieb. Es sind starke Erschütterungen, die du unter deinen Füßen spürst. Hier jeden Tag zu leben, ist nicht mehr möglich, auch nicht in den neuen Häusern."
Seismologen hatten schon vor dem neuen Erdbeben gewarnt, dass es jederzeit zu neuen Erschütterungen kommen könnte. Denn Mittelitalien ist allgemein ein erdbebengefährdetes Gebiet - und in letzter Zeit haben sich zusätzliche Spannungen in der Erdkruste aufgebaut, heißt es von Fachleuten.