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Erdbeben in Nepal
Inzwischen etwa 2.000 Todesopfer

In Nepal finden die Helfer immer mehr Leichen. Die Behörden sprechen jetzt von etwa 2.000 Toten und mehr als 4.700 Verletzten. Viele Menschen haben durch das Erdbeben im Himalaya ihr Zuhause verloren, andere trauten sich nicht zurück und verbrachten die Nacht im Freien. Inzwischen hat es ein schweres Nachbeben gegeben.

    Zu sehen ist nur noch der Rumpf des Turms und Stufen, die dorthin führen, drumherum weitere eingestürzte Gebäude und Menschen.
    Der eingestürzte Turm Dharahara in Nepals Hauptstadt Kathmandu, auch Bhimsen Tower genannt. (picture alliance / dpa / Narendra Shrestha)
    In Nepals Hauptstadt Kathmandu verbrachte ein sehr großer Teil der Einwohner die Nacht unter freiem Himmel, bei leichtem Nieselregen. Unter ihnen waren auch Verletzte, die in den überfüllten Krankenhäusern keinen Platz mehr fanden. Tausende haben ihre Häuser verloren oder sie haben Angst, dass ihre beschädigten Gebäude doch noch einstürzen könnten oder ein weiteres Nachbeben folgt. Augenzeugen berichten von weiteren Beben, ein schwereres um 5 Uhr Ortszeit, das viele aus dem Schlaf riss. Selbst Präsident Ram Baran Yadaf habe in einem Zelt geschlafen, teilte sein Sprecher mit.
    Augenzeugen berichten, viele Menschen hätten nur noch Kekse und Trockenfrüchte übrig. Hilfsorganisationen fürchten, dass bald auch das Wasser ausgeht. Auch die Ärzte sind an vielen Orten bereits überlastet.
    Fast nirgendwo in Kathmandu gibt es Strom, manche Menschen helfen sich mit Solarlampen. "Wir laden unsere Handys an Autobatterien auf", sagte Alina Shrestha von der Hilfsorganisation World Vision, die selbst betroffen ist. Sie höre Helikopter, aber Soldaten oder Polizisten habe sie in ihrem Stadtviertel noch nicht gesehen.
    Notstand ausgerufen
    Unklar ist, wie die Lage in den vielen abgelegenen Städten und Dörfern in dem Himalaya-Land aussieht, in denen es ebenfalls Zerstörungen gegeben haben dürfte. Das Dorf Barmak nahe des Epizentrums des Bebens sei fast vollständig zerstört, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.
    Eine Gruppe Menschen steht verängstigt in einer Straße in Kathmandu.
    Menschen in Nepals Hauptstadt Kathmandu nach dem Erdbeben. (picture alliance / dpa / Narendra Shrestha)
    Die Regierung Nepals hat in den betroffenen Gebieten den Notstand ausgerufen. Schulen und Universitäten bleiben für eine Woche geschlossen. Die Stromversorgung könnte lange Zeit ausfallen, da das Erdbeben die Wasserkraftwerke beschädigt hat, von denen Nepal fast all seinen Strom bezieht. Indien hat mehrere Flugzeuge mit Hilfsgütern wie Nahrungsmitteln, Wasser und Kommunikationsgeräten geschickt. Auch aus Deutschland haben sich Helfer auf den Weg gemacht, darunter ein Team des Bundesverbands Rettungshunde.
    Hilfsorganisationen riefen die Menschen in Deutschland zum Spenden auf. Care etwa plant, bis zu 75.000 Menschen mit Notunterkünften, Nahrungsmitteln, Wasserreinigungstabletten und dem Bau von Latrinen zu unterstützen. Das Deutsche Medikamentenhilfswerk action medeor packt Verbands- und Nahtmaterialien, chirurgisches Besteck, Schmerzmittel, Antibiotika und Spritzen für seine Partner. Auch die internationalen Caritasverbände und die Organisation "Help - Hilfe zur Selbsthilfe" ist im Einsatz.
    Schweres Nachbeben im Himalaya
    Dem Hauptbeben sind mehrere Nachbeben gefolgt, in der Nacht gab es noch einmal kräftigere Erdstöße der Stärke 6,7 im Himalaya. In der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu seien die Menschen schreiend ins Freie gerannt, berichteten Korrespondenten. Die Behörden befürchten weitere Opfer und Schäden. Aus den Nachbarstaaten China und Indien sind erste Ärzte- und Rettungsteams sowie Hilfsgüter im Katastrophengebiet eingetroffen.
    Am Mount Everest starben laut offiziellen Angaben mindestens 18 Menschen durch Schneelawinen nach dem Beben. Erste Verletzte wurden bereits mit Hubschraubern geborgen. Auch aus den Nachbarländern Indien, Bangladesch und China wurden mehrere Tote gemeldet.
    Die USA und die EU sagten Hilfe zu, ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, Chinas Präsident Xi Jinping und seine Kollegen aus Frankreich und Russland, François Hollande und Wladimir Putin. Die US-Regierung in Washington versprach Lieferungen im Umfang von einer Million Dollar.
    Durch das Erdbeben hatte sich auch eine Schneelawine am Mount Everest gelöst. Im Basislager starben dadurch nach offiziellen Angaben mindestens 18 Menschen. Wegen schlechten Wetters konnten Rettungshelikopter zunächst nicht starten, sind aber jetzt am Basislager gelandet.
    Das Erdbeben in Nepal am Samstagmittag hatte eine Stärke von 7,8. Die Erdstöße dauerten zwischen einer halben und zwei Minuten. Auch in den Nachbarländern Indien, China und Bangladesch starben Menschen, als ihre Häuser über ihnen zusammenfielen. Aus Nordindien wurden Dutzende Tote gemeldet, mindestens zwei Menschen kamen in Tibet ums Leben.