Laut dem Pariser Klimaabkommen soll die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden. Copernicus-Direktor Buontempo sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Enwicklung sei "einfach unglaublich". Jeder Monat im Jahr 2024 sei der wärmste oder zweitwärmste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Der Klimawandel treibe die Temperatur auf der Erde damit auf ein Niveau, das der moderne Mensch noch nie erlebt habe. Angedeutet hatte sich die Entwicklung bereits im Dezember nach der vorläufigen Auswertung der Daten.
Pariser Klimaziel noch zu erreichen - zumindest theoretisch
Buontempo sagte weiter, noch sei es nicht zu spät, die Emissionen rasch zu senken. Auch das Pariser Klimaziel sei zumindest theoretisch noch zu erreichen. Die in dem Abkommen festgelegten 1,5 Grad beziehen sich nicht auf eine einmalige Überschreitung des Schwellenwerts, sondern umfassen eine Zeitraum von mindestens 20 Jahren.
Andere Experten sind da skeptischer. Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Technologie sagt, seiner Ansicht nach sei das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr zu halten. Auch die Technologien, um CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen, könnten das Überschreiten nicht verhindern. In den kommenden Jahrzehnten werde man nicht in der Lage sein, ausreichend große Mengen CO2 zu entnehmen und dauerhaft zu speichern. CO2 gilt als das wichtigste klimaschädliche Gas. Es wird vor allem bei der Verbrennung von fossilien Brennstoffen wie Kohle und Gas freigesetzt.
Extremwetterereignisse als Folge des Klimawandels
Der Klimaforscher Niklas Höhne, Mitbegründer des NewClimate Institute, sieht in einer schnelleren Reduzierung des CO2-Ausstoßes weltweit den einzigen Weg, die weitere Erderwärmung zu stoppen. Bei den im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegten 1,5 Grad handle es sich um ein politisches Ziel, "ab dem Dinge passieren, die wir nicht mehr als akzeptabel empfinden", sagt Höhne.
2024 habe gezeigt, wie gefährlich das jetzt erreichte Temperaturniveau bereits sei. "Es gab Extremereignisse überall auf der Welt: Temperaturen über 50 Grad, extreme Niederschläge, die an einem Tag so viel Regen brachten wie sonst in einem Jahr, und riesige Brände, die nicht zu löschen waren." Solange die Menschen Treibhausgase ausstoßen, werde die Temperatur weiter steigen und damit die Wahrscheinlichkeit für solche Extremereignisse weiter zunehmen.
Kaum Zweifel, dass Klimawandel von Menschen gemacht ist
Dass der Mensch die Verantwortung für die jetzige Entwicklung trägt, steht für die allermeisten Fachleute auf dem Gebiet außer Frage. Der renommierte Klimaforscher Mojib Latif vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel sagt,
alle Trends der vergangenen Jahrzehnte seien "ohne den menschlichen Einfluss nicht zu erklären". Man stecke mitten in einem von Menschen gemachten Klimawandel und lebe inzwischen in einer neuen Welt, "die wir nicht kennen und an die wir nicht angepasst sind".
alle Trends der vergangenen Jahrzehnte seien "ohne den menschlichen Einfluss nicht zu erklären". Man stecke mitten in einem von Menschen gemachten Klimawandel und lebe inzwischen in einer neuen Welt, "die wir nicht kennen und an die wir nicht angepasst sind".
Deutlicher Temperaturanstieg auch in Deutschland
Der Deutsche Wetterdienst hat in seiner Jahresbilanz vor wenigen Tagen darauf hingewiesen, dass auch in Deutschland die Temperaturen ungewöhnlich stark angestiegen seien. Sie stieg im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Grad. Ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes sagte, das sei "erschreckend" und das Ergebnis eines "beschleunigten" Klimawandels. Laut der vorläufigen Jahresbilanz des Deutschen Wetterdienstes lag das Temperaturmittel 2024 in Deutschland bei 10,9 Grad. Weltweit lag die durchschnittliche Oberflächentemperatur laut dem EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus bei 15,1 Grad.
Der Deutsche Wetterdienst verwendet für seine Auswertungen die Referenzperiode von 1881 bis 2021. In dieser Zeit sei die Durchschnittstemperatur in Deutschland ebenfalls um 1,6 Grad angestiegen, hieß es. Die fünf wärmsten Jahre seit 1881 in Deutschland seien nach dem Jahr 2000 aufgetreten.
Diese Nachricht wurde am 10.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.