Der Weltklimarat IPCC hält eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad weiterhin für möglich – allerdings nur dann, wenn die Emission von Treibhausgasen wie Kohlendioxid viel schneller verringert wird als die Staatengemeinschaft es derzeit vorhat. Bis zum Jahr 2030 müssten die Emissionen um etwa 45 Prozent unter das Niveau des Jahres 2010 sinken, heißt es in einem Sonderbericht des IPCC, der im südkoreanischen Incheon vorgestellt wurde. Etwa um die Mitte des Jahrhunderts müssten sie sogar netto auf null zurückgehen. Das heißt: Für jede Tonne CO2, die dann noch in die Atmosphäre entlassen wird, müssten Treibhausgase in der gleichen Menge entzogen werden, etwa durch Anpflanzen zusätzlicher Wälder.
1,5-Grad-Marke gefährlich nahe
Der IPCC ist das UN-Gremium für die wissenschaftliche Erforschung des Klimawandels. Sein Sonderbericht geht zurück auf eine Entscheidung des Klimagipfels in Paris im Jahr 2015. Im dort beschlossenen Welt-Klimaabkommen heißt es, die Erderwärmung solle auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden, wenn möglich sogar unter 1,5 Grad. Dieser Marke ist die Welt schon gefährlich nahe gekommen. Derzeit liegt die weltweite Durchschnittstemperatur um rund ein Grad über dem Niveau aus der Zeit vor der Industrialisierung. Die derzeitige Klimapolitik reiche bei weitem nicht aus – sie würde zu einer Erderwärmung um etwa drei Grad führen, schätzen die Wissenschaftler.
99 Prozent der Korallenriffe bedroht
Ausführlich beschäftigt sich der Bericht mit den heute bereits spürbaren Folgen der Erderwärmung. So verursache die weltweite Erwärmung mehr extreme Wetterereignisse, sorge für steigende Meeresspiegel und für einen Schwund des Eises der Arktis. Wenn die Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzt würde, dann würde der Anstieg des Meeresspiegels in diesem Jahrhundert um etwa zehn Zentimeter geringer ausfallen als bei zwei Grad Erderwärmung. Die Korallenriffe würden allerdings auch bei einer Erwärmung um 1,5 Grad schwer geschädigt: 70 bis 90 Prozent der Riffe würden verschwinden. Bei zwei Grad würden sogar 99 Prozent der weltweiten Korallenriffe verloren gehen.
Gewältige Flächen für Anpflanzung erforderlich
Der Bericht könnte die Diskussion über die Frage verstärken, wie die Menschheit CO2 wieder aus der Atmosphäre entfernen kann. Der IPCC nennt als Möglichkeiten hierfür das Anpflanzen zusätzlicher Wälder und die Verbrennung von Biomasse mit anschließender Speicherung des entstehenden CO2. Wenn damit große Mengen an Treibhausgasen neutralisiert werden sollen, wären hierfür allerdings gewaltige Flächen erforderlich, die dann nicht mehr für die Produktion von Nahrungsmitteln zur Verfügung stünden.