Gemächlich bewegt sich die graue Kolbenstange auf und ab. Die Pleuelstange quietscht ein wenig. Die Pferdekopfpumpe von Großaitingen hat etwas meditatives, wie sie mitten auf einem Geld bei Augsburg langsam das schwarze Gold aus der Erde holt:
"Wir stehen hier an der sogenannten Tiefpumpenantrieb, das ist ein obertägiger Antrieb für eine untertägige Pumpe, das sieht so ein bisschen aus wie ein Pferdekopf, die bewegt die eigentliche Pumpe, die im Bohrloch bei ungefähr 900 Metern hängt, um das Medium Öl-Gas-Wasser nach oben zu pumpen."
Klein-Dallas in Bayern - Betriebsleiter Jürgen Mahr und seine acht Beschäftigten sorgen für den reibungslosen Ablauf auf ihrer "Ranch" mit elf Bohrstellen im Umkreis von zwei Kilometern. An jeder der einzelnen Förderstellen rund um Oberaitingen wird täglich die Qualität des Erdöls gemessen, denn die unterscheidet sich erheblich, erklärt Betriebsleiter Mahr.
"Wir haben im Moment eine Fördermenge von 140 Tonnen pro Tag etwa an Rohöl, da haben Sie ein mehrfaches an Wasser und an Erdölbegleitgas, wie wir das nennen, und hier auf dem Platz erfolgt die Trennung in die drei Phasen."
140 Tonnen pro Tag, 1000 Barrel - im Vergleich zu arabischen oder russischen Ölfeldern mit rund eine Million Barrel pro Tag eine verschwindend geringe Menge. Dennoch will die zuständige Firma Wintershall, der in Kassel ansässige größte international tätige deutsche Erdöl- und Erdgas-Produzent, in den kommenden Jahren alte Lagerstätten in Bayern wieder in Betrieb nehmen. Im Allgäu, in der Gegend von Bad Wurzach, beim 20 Kilometer entfernten Rot an der Rot und im Unterallgäu. Auf Informationsveranstaltungen wird die Bevölkerung von Andreas Scheck, Chef von Wintershall Deutschland vorbereitet:
"Es lohnt sich hier zu fördern, wir haben hier eine gute Infrastruktur aufgebaut, die kann ich nutzen für die Neubohrungen. Die riesigen Investitionen, die ich zu Beginn eines Ölfeldes brauche, die brauche ich da nicht mehr machen und deswegen kann ich auch den derzeitigen Ölpreis wirtschaftlich auch so darstellen, auch in Deutschland."
Quer durch ganz Oberschwaben und das bayerische Voralpenland sind Ölvorkommen nachgewiesen. Wintershall hat aber Lagerstätten im Blick, die von der Firma schon einmal ausgebeutet worden sind und Mitte der 1990er-Jahre aufgegeben wurden. Demnächst gibt es Erkundungen mittels Schallwellen. Sie werden von Spezialautos durch Vibrationen auf dem Boden erzeugt. Am Schluss liegt eine Art Ultraschallbild des Untergrunds vor. Wintershall investiert in dieser Region rund fünf Millionen Euro in diese Forschung. Probebohrungen würden jeweils weitere zwei bis zweieinhalb Millionen Euro kosten. Fracking soll dabei nicht eingesetzt werden:
"Ja, wenn man sich vorstellt, dass man von dem Öl, das in der Erde vorhanden ist, bei normaler Förderung nur 25 Prozent, also ein Viertel rausbekommt, Dreiviertel bleiben in der Erde liegen, kann man sich vorstellen, welche Möglichkeiten man eigentlich noch hat, um das Potenzial zu erhöhen, da sind wir dran, um den Entölungsgrad zu erhöhen, und dazu brauchen wir auch die Lagerstätten in Deutschland."
Rund drei Prozent des deutschen Erdölbedarfs kommt aus heimischen Förderstellen. In Russland und auf der arabischen Halbinsel macht Wintershall zwar seinen größten Umsatz, an den deutschen Bohrstellen entwickelt die Firma aber ihre neuesten Technologien, wie der Einsatz eines speziellen Pilzes Schizophyllan, der ähnlich wie beim Fracking, nur eben umweltschonend das Öl aus dem Gestein lösen soll:
"Es gibt Interessenten, es gibt jede Menge Interessenten, weil natürlich gilt, alles was in Deutschland machbar ist und erlaubt ist, das ist auch weltweit einsetzbar, speziell unser Biopolymer Schizophyllan hat sehr großes Interessen in aller Welt erweckt, wir sind da dran mit großen Partnern, um da neue Projekte an Land zu ziehen."
Fracking habe in Deutschland einen schlechten Ruf, mit der neuen Pilztechnologie könne sich das ändern, so Scheck.