Bei der Eröffnung der Zentralmoschee des Islamverbands Ditib in Köln sagte er, man habe die Integration immer unterstützt und werde das auch weiter tun. Gegen Rassismus müsse aber eine gemeinsame Haltung eingenommen werden. Erdogan kritisierte in diesem Zusammenhang den Umgang Deutschlands mit dem ehemaligen Fußballnationalspieler Özil und seinem Mannschaftskollegen Gündogan, die nach einem Foto mit Erdogan starker Kritik ausgesetzt waren. Deswegen seien sie - so Erdogan wörtlich - aus der Gesellschaft ausgegrenzt worden. Dafür habe er kein Verständnis.
Insgesamt zog er ein positives Fazit seines Staatsbesuchs in Deutschland. Mit Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Steinmeier habe er wichtige Themen ehrlich besprochen. Gestern Abend hatte Erdogan beim Staatsbankett in Berlin Steinmeiers Kritik an der Menschenrechtslage in der Türkei zurückgewiesen. Im Gegenzug warf er Deutschland erneut vor, Terroristen zu unterstützen.
Der Besuch Erdogans wird durch einen der größten Polizeieinsätze in der Kölner Geschichte abgesichert. Rund um die Moschee im Stadtteil Ehrenfeld legten Stadt und Polizei einen großen Sicherheitsbereich fest. Insgesamt sind in Köln mehrere Tausend Polizisten im Einsatz. In der Millionenstadt herrscht die höchste Sicherheitsstufe, Scharfschützen wurden im Umfeld der Zentralmoschee positioniert.
Eine Außenveranstaltung vor der Moschee war gestern Abend seitens der Stadt verboten worden, weil kein ausreichendes Sicherheitskonzept vorliege. Die türkische Islam-Organisation Ditib hatte auf Facebook zu der Veranstaltung an der Moschee eingeladen und mit bis zu 25.000 Besuchern gerechnet. Die Kölner Behörden hatten dafür ein ausreichendes Sicherheitskonzept verlangt, etwa zu Sanitätern und Fluchtmöglichkeiten - nach eigenen Angaben vergeblich. Der AKP-Politiker Yeneroglu, der als Erdogan-Vertrauter gilt, sprach von einer unschönen Situation. Er verwies darauf, dass sonst oft die Türkei wegen der Beschneidung der Versammlungsfreiheit kiritisiert werde.
Kritik an Eröffnung durch Erdogan
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Laschet verteidigte seine Entscheidung, nicht an der Eröffnung der Moschee teilzunehmen. Bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem türkischen Präsidenten wäre aus der Veranstaltung eine sehr politische Angelegenheit geworden, erklärte der CDU-Bundes-Vize nach einem Empfang Erdogans am Flughafen Köln/Bonn. Man wolle aber, dass die Moschee in Köln verankert werde.
Die Eröffnung der Moschee durch Erdogan ist hoch umstritten. Lamya Kaddor vom Liberal-Islamischen Bund sprach von einer "fatalen Botschaft" an die Mehrheitsgesellschaft, "aber auch an die Muslime als religiöse Minderheit". Diese sei sehr bunt, theologisch und politisch unterschiedlich eingestellt und sehe sich nur zu einem kleineren Teil von Erdogan repräsentiert.
Der Grünenpolitiker Beck sagte im Deutschlandfunk, es sei schon fast tragisch, dass das Gebäude ohne Beteiligung deutscher Repräsentanten von Erdogan quasi in Besitz genommen werde. Der Ditib müsse man klarmachen, dass sie mit ihrem gegenwärtigen Kurs nicht als Kooperationspartner des deutschen Staats in Frage komme. Kölns ehemaliger Oberbürgermeister Schramma kritisierte, mit der Einweihung habe Ditib eine Chance vertan. Die Eröffnung durch Erdogan sei dem nicht angemessen, was mit dem Kulturzentrum und der Moschee ursprünglich gemeint gewesen sei, sagte der CDU-Politiker ebenfalls im Dlf. Das Gebäude sei mit seiner offenen und transparenten Architektur für einen Dialog mit Andersgläubigen geeignet.
Die Kölner Zentralmoschee der Türkisch Islamischen Union Ditib - sie ist der Religionsbehörde Diyanet in Ankara direkt unterstellt - wird schon seit einiger Zeit genutzt. Die offizielle Eröffnung hatte sich nach Streit der Ditib mit Architekten und einem Bauunternehmen aber immer wieder verzögert. Der größte Dachverband in Deutschland steht unter anderem wegen seiner großen Nähe zu Erdogan, Spitzelaffären einiger Ditib-Imame und zunehmender Abschottung unter Druck.