Kloschüsseln lösen bei Bindeshwar Pathak keine Berührungsängste aus. Auf die Frage nach der Qualität der Toiletten auf der Stockholmer Weltwasserwoche fällt dem 66-Jährigen mit der randlosen Brille nur Positives ein. Man könne hier gut sitzen und Probleme lösen, der Blick gehe nach unten, das sei wichtig fürs Denken.
Seit 40 Jahren beschäftigt sich der Inder mit Sanitärsystemen. Als junger Mann war er Gast bei Menschen aus der Kaste der sogenannten Unberührbaren, die in der indischen Kastengesellschaft ganz unten standen. Damals musste er mit ansehen, wie diese stigmatisiert und zu Tätigkeiten wie dem Auskratzen von Latrinen gezwungen wurden. Das regte den heute 66-Jährigen zur Entwicklung seiner Sulabh-Toilette an, erzählt der Soziologe. Statt 10 bis 15 Liter wie in Deutschland rauschen im wasserarmen Indien nur höchstens zwei Liter durch, erklärt Pathak:
"Es gibt zwei Gruben. In die eine werden von einer Art Kloschüssel aus Kot und Urin gespült, die andere wartet auf ihren Einsatz. Wenn die erste Grube nach zwei Jahren voll ist, kann man den Zulaufkanal einfach umlegen. Beim Verfaulen der Fäkalien entsteht zudem noch Biogas, das in den öffentlichen Toiletten aufgefangen wird. Mit dieser Energie kann man dann Lampen betreiben oder Essen kochen."
1,2 Millionen Haushalte hat die Sulabh-Sanitätsbewegung nach eigenen Angaben in Indien mit den Zwei-Gruben-Klos bestückt, über 7000 öffentliche Toilettenanlagen gebaut. Damit hat Pathaks Organisation nicht nur das Risiko gesenkt, an Durchfall zu erkranken, sagt Arne Panesar, der bei der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, kurz GTZ, für Sanitärsysteme zuständig ist:
"Das ist einer der wesentlichen Punkte: Das Tabu, das um das Thema Toiletten und Sanitärsysteme gemacht wird. Und da ist es Herrn Pathak gelungen, es auf höchste politische Ebene zu bringen und eine Marke zu prägen. Und dass man mit ihnen Geld verdienen kann und sie Produkte wie Dünger und Biogas und so etwas hervorbringen können."
Angesichts der teilweise katastrophalen Wasserknappheit in Indien ist es jedoch erstaunlich, dass sich die Sulabh-Toilette gegenüber Trockentoiletten durchsetzen konnte. Das habe mit der indischen Kultur zu tun, gibt Pathak zu bedenken:
"Für die Hälfte der Menschheit, für Hindus und Muslime, ist die Waschung nach dem Toilettengang eine religiöse Handlung. Auch, wenn sie wenig Wasser haben, nehmen sie das Wenige für die Reinigung mit. Kein Inder würde aufs Klo gehen wollen, wenn er kein Wasser hat."
Darren Saywell von der International Water Association, einem Zusammenschluss von Akteuren im Wassersektor aus Industrie und öffentlicher Hand, hält die Debatte, ob die Trockentoilette dem Wasserklosett vorzuziehen ist, zudem für hinderlich:
"Den Menschen, die sich für eine ganz einfache sanitäre Einrichtung entscheiden müssen, bringt diese Debatte überhaupt nichts. Es geht vielmehr darum zu überlegen, unter welchen Bedingungen welche Systeme gut funktionieren."
Wie erfolgreich eine Sulabh-Toilette funktioniert, hängt auch davon ab, wo sie eingebaut wird. Haushalte im ländlichen Gebiet wissen um deren Vorteile, weil sie mit den Fäkalien später ihre Felder düngen. Inder, die in städtischen Slums leben, haben daran wenig oder gar kein Interesse.
Aufklärung ist hier wichtig, sagt Pathak, dessen Organisation auch Bildungsprogramme für Kinder aus den unteren Schichten anbietet. Und in Neu-Delhi betreibt er ein Toilettenmuseum. Doch anders als die zum Teil skurrilen Ausstellungsstücke ist die spannendste Toilette seines eigenen Lebens eher unspektakulär:
"Bis ich meine erste Toilette selbst baute, hatte ich noch nie zuvor ein Klo mit Wasserspülung genutzt. Denn so lange ich auf dem Land lebte, bin ich in die Natur gegangen, und später in der Stadt dann auf das Plumpsklo. Als ich dann die erste Sulabh-Toilette fertiggebaut hatte, habe ich sie direkt selbst benutzt. Das hat mich sehr glücklich gemacht."
Seit 40 Jahren beschäftigt sich der Inder mit Sanitärsystemen. Als junger Mann war er Gast bei Menschen aus der Kaste der sogenannten Unberührbaren, die in der indischen Kastengesellschaft ganz unten standen. Damals musste er mit ansehen, wie diese stigmatisiert und zu Tätigkeiten wie dem Auskratzen von Latrinen gezwungen wurden. Das regte den heute 66-Jährigen zur Entwicklung seiner Sulabh-Toilette an, erzählt der Soziologe. Statt 10 bis 15 Liter wie in Deutschland rauschen im wasserarmen Indien nur höchstens zwei Liter durch, erklärt Pathak:
"Es gibt zwei Gruben. In die eine werden von einer Art Kloschüssel aus Kot und Urin gespült, die andere wartet auf ihren Einsatz. Wenn die erste Grube nach zwei Jahren voll ist, kann man den Zulaufkanal einfach umlegen. Beim Verfaulen der Fäkalien entsteht zudem noch Biogas, das in den öffentlichen Toiletten aufgefangen wird. Mit dieser Energie kann man dann Lampen betreiben oder Essen kochen."
1,2 Millionen Haushalte hat die Sulabh-Sanitätsbewegung nach eigenen Angaben in Indien mit den Zwei-Gruben-Klos bestückt, über 7000 öffentliche Toilettenanlagen gebaut. Damit hat Pathaks Organisation nicht nur das Risiko gesenkt, an Durchfall zu erkranken, sagt Arne Panesar, der bei der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, kurz GTZ, für Sanitärsysteme zuständig ist:
"Das ist einer der wesentlichen Punkte: Das Tabu, das um das Thema Toiletten und Sanitärsysteme gemacht wird. Und da ist es Herrn Pathak gelungen, es auf höchste politische Ebene zu bringen und eine Marke zu prägen. Und dass man mit ihnen Geld verdienen kann und sie Produkte wie Dünger und Biogas und so etwas hervorbringen können."
Angesichts der teilweise katastrophalen Wasserknappheit in Indien ist es jedoch erstaunlich, dass sich die Sulabh-Toilette gegenüber Trockentoiletten durchsetzen konnte. Das habe mit der indischen Kultur zu tun, gibt Pathak zu bedenken:
"Für die Hälfte der Menschheit, für Hindus und Muslime, ist die Waschung nach dem Toilettengang eine religiöse Handlung. Auch, wenn sie wenig Wasser haben, nehmen sie das Wenige für die Reinigung mit. Kein Inder würde aufs Klo gehen wollen, wenn er kein Wasser hat."
Darren Saywell von der International Water Association, einem Zusammenschluss von Akteuren im Wassersektor aus Industrie und öffentlicher Hand, hält die Debatte, ob die Trockentoilette dem Wasserklosett vorzuziehen ist, zudem für hinderlich:
"Den Menschen, die sich für eine ganz einfache sanitäre Einrichtung entscheiden müssen, bringt diese Debatte überhaupt nichts. Es geht vielmehr darum zu überlegen, unter welchen Bedingungen welche Systeme gut funktionieren."
Wie erfolgreich eine Sulabh-Toilette funktioniert, hängt auch davon ab, wo sie eingebaut wird. Haushalte im ländlichen Gebiet wissen um deren Vorteile, weil sie mit den Fäkalien später ihre Felder düngen. Inder, die in städtischen Slums leben, haben daran wenig oder gar kein Interesse.
Aufklärung ist hier wichtig, sagt Pathak, dessen Organisation auch Bildungsprogramme für Kinder aus den unteren Schichten anbietet. Und in Neu-Delhi betreibt er ein Toilettenmuseum. Doch anders als die zum Teil skurrilen Ausstellungsstücke ist die spannendste Toilette seines eigenen Lebens eher unspektakulär:
"Bis ich meine erste Toilette selbst baute, hatte ich noch nie zuvor ein Klo mit Wasserspülung genutzt. Denn so lange ich auf dem Land lebte, bin ich in die Natur gegangen, und später in der Stadt dann auf das Plumpsklo. Als ich dann die erste Sulabh-Toilette fertiggebaut hatte, habe ich sie direkt selbst benutzt. Das hat mich sehr glücklich gemacht."