"Mit den falschen Klunkern und den praktischen Kleidern hat die ungebildete Provinzlerin die Mode (...) ein für allemal ruiniert."
Noch 1983 ärgerte sich der Illustrator und Modedesigner Erté über seine Kollegin Coco Chanel. Erté feierte seine Erfolge in Paris Anfang des 20. Jahrhunderts und damals gab es sicherlich viele, die so dachten. Denn das, was die junge Modeschöpferin da entwarf, war unerhört. Einfache Hemdblusenkleider, für die Frauen kein Korsett mehr brauchten, da sie ohnehin taillenlos waren. Pullover aus so "undamenhaften" Stoffen wie Jersey, das damals nur für Soldatenunterwäsche verarbeitet wurde. Faltenröcke mit skandalös viel Beinfreiheit. Als Schmuck ein paar unechte Perlenketten. Mit Coco Chanel war die Üppigkeit der Belle Epoque mit ihren hochgeschnürten Decolletés und wagenradgroßen Hüten zu Ende.
"Mode ist erst dann Mode, wenn sie auf der Straße geht."
... lautete ihre Devise. Ein revolutionärer Gedanke. Kleidung mit Bewegungsfreiheit war bis dahin eher etwas für Dienstmädchen gewesen.
In den 20er Jahren wird Chanels Stil zum vorherrschenden Modetrend und massenhaft kopiert, ist er doch Ausdruck des modernen Frauenbildes. Vielen reicht die Hausfrauenrolle nicht mehr. Sie wollen ein emanzipiertes, unabhängiges Leben – so wie Coco Chanel.
Am 19. August 1883 wird sie als Gabrielle Chanel geboren. Nach dem Tod ihrer Mutter wächst sie im Waisenhaus und Mädchen-Pensionat auf. Als junge Frau verkauft sie in der Garnisonsstadt Moulins tagsüber Strumpfbänder, abends versucht sie sich als Chanson-Sängerin und tritt mit dem Lied "Qui qu'a vu Coco" auf, was ihr den Spitznamen Coco einträgt. Doch für eine Bühnenkarriere reicht ihr Talent nicht. Dafür weiß sie sich zu kleiden.
"Ich war 18, als man auf mich aufmerksam wurde, damals war ich Internatsschülerin und hatte nur das, was ich auf dem Leibe trug und alle schauten mich an. Ich war ein Erfolg, da habe ich mir gedacht, die Art von Kleidern werde ich ihnen fabrizieren."
1910 eröffnet sie ihren ersten Laden – eine Hutboutique. Modesalons in Deauville und Biarritz folgen. Das Geld dafür hat sie von ihrem Liebhaber Étienne Balsan, einem reichen Industriellensohn, und seinem Freund Arthur Chapel, Chanels späterem Geliebten.
1919 lässt sich Coco Chanel in Paris nieder, in der legendären Rue Cambon. Nie wieder wird sie sich von einem Mann aushalten lassen müssen. Die High Society ist begeistert von ihrer sportlich-schlichten Mode. Und wer sich ihre Matrosenjäckchen nicht leisten kann, kauft zumindest ihr Parfum "No 5", das 1921 auf den Markt kommt. Als sie 1926 das "Kleine Schwarze" entwirft, feiert es die Vogue als
"eine Art Uniform für alle Frauen mit Geschmack."
Ungefähr 4000 Näherinnen arbeiten in den 30er Jahren für sie. Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbricht, schließt Chanel ihr Modehaus. Sie selbst bleibt in ihrer Suite im Ritz wohnen, auch dann noch, als das Hotel von der Wehrmacht beschlagnahmt wird. Während der deutschen Besatzung ist sie mit Hans Günther von Dincklage liiert, Sonderbeauftragter des NS-Reichspropagandaministeriums. Coco Chanel wird nach der Befreiung von Paris als Kollaborateurin verhaftet, kommt allerdings nach nur wenigen Stunden wieder frei. Sie verlässt Paris und geht in die Schweiz. Erst 1954 kehrt sie zurück.
Mit 70 Jahren versucht Mademoiselle ihr Comeback und schafft es. Trotz anfänglicher Häme der Presse wird ihre neueste Kreation ein Welt- Erfolg: eine Tweed-Jacke mit Goldknöpfen, dazu ein schmaler Rock – das Chanel-Kostüm. Elegant und trotzdem bequem: Sie bleibt ihrer Devise treu. Allerdings geht der ehemaligen Mode-Revolutionärin die praktische Hose, die immer mehr Frauen zu tragen beginnen, dann doch zu weit:
"Jedes Mädchen, das eine Hose trägt, wirkt vulgär. Manchmal dachte ich, dass es an dem Mädchen läge. Aber an einer anderen sah es genauso aus."
Coco Chanel braucht nur ein Jahr, um ihr Mode-Imperium wieder aufzubauen. Sie führt es mit strenger Hand, wie sich Raymond Massaro erinnert, der für Chanel alle Schuhe fertigte:
"Manche sagen, sie sei gehässig gewesen. Ihre Ansprüche waren schrecklich hoch. Schrecklich hoch. Romy Schneider hat sie einmal den schon angenähten Ärmel wieder vom Kleid gerissen, weil er nicht perfekt saß. Das war ihre Regel. Alles musste perfekt sein."
Als Coco Chanel 1971 stirbt, ist ihre Mode längst unsterblich oder wie sie selbst sagte:
"Mode ist vergänglich, Stil niemals. Chanel ist ein Stil."
Noch 1983 ärgerte sich der Illustrator und Modedesigner Erté über seine Kollegin Coco Chanel. Erté feierte seine Erfolge in Paris Anfang des 20. Jahrhunderts und damals gab es sicherlich viele, die so dachten. Denn das, was die junge Modeschöpferin da entwarf, war unerhört. Einfache Hemdblusenkleider, für die Frauen kein Korsett mehr brauchten, da sie ohnehin taillenlos waren. Pullover aus so "undamenhaften" Stoffen wie Jersey, das damals nur für Soldatenunterwäsche verarbeitet wurde. Faltenröcke mit skandalös viel Beinfreiheit. Als Schmuck ein paar unechte Perlenketten. Mit Coco Chanel war die Üppigkeit der Belle Epoque mit ihren hochgeschnürten Decolletés und wagenradgroßen Hüten zu Ende.
"Mode ist erst dann Mode, wenn sie auf der Straße geht."
... lautete ihre Devise. Ein revolutionärer Gedanke. Kleidung mit Bewegungsfreiheit war bis dahin eher etwas für Dienstmädchen gewesen.
In den 20er Jahren wird Chanels Stil zum vorherrschenden Modetrend und massenhaft kopiert, ist er doch Ausdruck des modernen Frauenbildes. Vielen reicht die Hausfrauenrolle nicht mehr. Sie wollen ein emanzipiertes, unabhängiges Leben – so wie Coco Chanel.
Am 19. August 1883 wird sie als Gabrielle Chanel geboren. Nach dem Tod ihrer Mutter wächst sie im Waisenhaus und Mädchen-Pensionat auf. Als junge Frau verkauft sie in der Garnisonsstadt Moulins tagsüber Strumpfbänder, abends versucht sie sich als Chanson-Sängerin und tritt mit dem Lied "Qui qu'a vu Coco" auf, was ihr den Spitznamen Coco einträgt. Doch für eine Bühnenkarriere reicht ihr Talent nicht. Dafür weiß sie sich zu kleiden.
"Ich war 18, als man auf mich aufmerksam wurde, damals war ich Internatsschülerin und hatte nur das, was ich auf dem Leibe trug und alle schauten mich an. Ich war ein Erfolg, da habe ich mir gedacht, die Art von Kleidern werde ich ihnen fabrizieren."
1910 eröffnet sie ihren ersten Laden – eine Hutboutique. Modesalons in Deauville und Biarritz folgen. Das Geld dafür hat sie von ihrem Liebhaber Étienne Balsan, einem reichen Industriellensohn, und seinem Freund Arthur Chapel, Chanels späterem Geliebten.
1919 lässt sich Coco Chanel in Paris nieder, in der legendären Rue Cambon. Nie wieder wird sie sich von einem Mann aushalten lassen müssen. Die High Society ist begeistert von ihrer sportlich-schlichten Mode. Und wer sich ihre Matrosenjäckchen nicht leisten kann, kauft zumindest ihr Parfum "No 5", das 1921 auf den Markt kommt. Als sie 1926 das "Kleine Schwarze" entwirft, feiert es die Vogue als
"eine Art Uniform für alle Frauen mit Geschmack."
Ungefähr 4000 Näherinnen arbeiten in den 30er Jahren für sie. Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbricht, schließt Chanel ihr Modehaus. Sie selbst bleibt in ihrer Suite im Ritz wohnen, auch dann noch, als das Hotel von der Wehrmacht beschlagnahmt wird. Während der deutschen Besatzung ist sie mit Hans Günther von Dincklage liiert, Sonderbeauftragter des NS-Reichspropagandaministeriums. Coco Chanel wird nach der Befreiung von Paris als Kollaborateurin verhaftet, kommt allerdings nach nur wenigen Stunden wieder frei. Sie verlässt Paris und geht in die Schweiz. Erst 1954 kehrt sie zurück.
Mit 70 Jahren versucht Mademoiselle ihr Comeback und schafft es. Trotz anfänglicher Häme der Presse wird ihre neueste Kreation ein Welt- Erfolg: eine Tweed-Jacke mit Goldknöpfen, dazu ein schmaler Rock – das Chanel-Kostüm. Elegant und trotzdem bequem: Sie bleibt ihrer Devise treu. Allerdings geht der ehemaligen Mode-Revolutionärin die praktische Hose, die immer mehr Frauen zu tragen beginnen, dann doch zu weit:
"Jedes Mädchen, das eine Hose trägt, wirkt vulgär. Manchmal dachte ich, dass es an dem Mädchen läge. Aber an einer anderen sah es genauso aus."
Coco Chanel braucht nur ein Jahr, um ihr Mode-Imperium wieder aufzubauen. Sie führt es mit strenger Hand, wie sich Raymond Massaro erinnert, der für Chanel alle Schuhe fertigte:
"Manche sagen, sie sei gehässig gewesen. Ihre Ansprüche waren schrecklich hoch. Schrecklich hoch. Romy Schneider hat sie einmal den schon angenähten Ärmel wieder vom Kleid gerissen, weil er nicht perfekt saß. Das war ihre Regel. Alles musste perfekt sein."
Als Coco Chanel 1971 stirbt, ist ihre Mode längst unsterblich oder wie sie selbst sagte:
"Mode ist vergänglich, Stil niemals. Chanel ist ein Stil."