Der Heyne-Verlag darf den Bestseller nicht mehr ausliefern. Bücher, die schon in den Buchläden liegen, dürfen weiter verkauft werden. Der Verlag will das Urteil anfechten. Kohls Anwalt Thomas Hermes kündigte seinerseits Schadenersatzforderungen an. Er meinte, das Buch werde die Verfahrensgegner noch "sehr teuer zu stehen kommen",
Umstrittene Zitate über Merkel und Wulff
Die Kölner Richter gaben heute mehreren Anträgen auf einstweilige Verfügungen statt. Sie richten sich gegen Schwan und seinen Mitautor Tilman Jens sowie gegen die Verlagsgruppe Random House. Viele Zitate, die bei der Veröffentlichung des Buches vor einigen Wochen für Aufsehen gesorgt hatten, dürfen nun nicht mehr verbreitet werden.
Es ging um Äußerungen, die der langjährige Kanzler und CDU-Chef über Parteifreunde gemacht hatte. Darunter waren auch Einschätzungen über die heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel und den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff. Die Richter fanden, Schwan sei zu Verschwiegenheit und Vertraulichkeit verpflichtet gewesen. Gegen diese Verpflichtung habe er verstoßen.
Streit hat Diskussion über Kohl-Vermächtnis ausgelöst
Der Autor und frühere DLF-Redakteur Heribert Schwan hatte lange im Einvernehmen mit Kohl dessen mehrbändige Biografie als Ghostwriter betreut. Dafür hatten beide insgesamt hunderte von Stunden an Gesprächen geführt, die zur Vorbereitung des Buchprojekts aufgezeichnet wurden. Vor der Veröffentlichung des letzten Bandes kam es zu einem Zerwürfnis, für das Schwan Kohls zweite Frau Maike Richter verantwortlich macht.
Im Zuge dieses Streits gab es bereits eine rechtliche Auseinandersetzung über die Tonbandmitschnitte. Die Kontroverse hat zudem eine Diskussion darüber ausgelöst, wo und wie das persönliche Archiv Helmut Kohls am besten aufgehoben ist.
(mbe/swe)