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Erfolgreich um Azubis werben
Moderne Maschinen und gutes Marketing als Erfolgsrezept

Vor fünf Jahren hat Tischler Maik Rönnefarth seinen Internetauftritt überarbeiten lassen. Das passt: Der Betrieb ist modern, es geht familiär zu, Ausflüge inklusive. Von Fachkräftemangel keine Spur - im pfälzischen Dernau erreichen den Inhaber sogar Bewerbungen aus Dortmund und München.

Von Katja Scherer |
    Eine Frau bearbeitet einen Holzbalken für ein Musterhaus, aufgenommen am 14.10.2016 auf der Landesbaumesse RoBau in Rostock.
    Zu wenig Fachkräfte: In den vergangenen 15 Jahren ist die Zahl der Auszubildenden in der Tischler-Branche um fast die Hälfte auf etwa 17.000 im Jahr 2016 zurückgegangen. Für die Attraktivität des Berufs wird nun viel mehr getan. (dpa / Jens Büttner)
    In der Tischlerei "Die Holzwürmer" im pfälzischen Dernau arbeiten mehrere junge Männer an Maschinen, sägen Bretter in handliche Stücke. Maik Rönnefarth, der Inhaber des Betriebes, ist froh um jeden Einzelnen von ihnen. Seine Mitarbeiter seien sein größtes Kapital, sagt er:
    "In der Tischlerbranche ist der Fachkräftemangel in den letzten Jahren sehr stark geworden. Wir haben eine Entwicklung gesehen bis hin, dass wir gar keine Leute mehr gefunden haben."
    Verstaubte Berufsbilder
    Zahlen des Verbands "Tischler Schreiner Deutschland" zeigen: In den vergangenen 15 Jahren ist die Zahl der Auszubildenden in der Branche um fast die Hälfte zurückgegangen, auf etwa 17.000 im Jahr 2016. Für Unternehmer Rönnefarth liegt das auch daran, dass in der Vergangenheit zu wenig getan wurde:
    "Unser Berufsbild des Schreiners ist ein sehr verstaubtes Berufsbild, wo ich ganz, ganz viel daran arbeite, dass unser Beruf ins gerade Licht gerückt wird. Sprich, zu zeigen: Wie digitalisiert ist unser Beruf."
    Überbetriebliche Schulungen, digitale Fertigungstechniken
    Um für Jugendliche attraktiver zu werden, hat er sein Ausbildungskonzept vor drei Jahren komplett überarbeitet. Seine Lehrlinge können nun regelmäßig an überbetrieblichen Schulungen, etwa zu digitalen Fertigungstechniken, teilnehmen und in Kooperation mit der Handwerkskammer ins Ausland gehen:
    "Sie können sich aussuchen, zwischen acht und zehn verschiedenen Orten und können dann zwischen drei und vier Wochen ins Ausland gehen."
    Azubis lieben moderne Technik
    Oliver Löttgen, Auszubildender im dritten Lehrjahr, hat das überzeugt. Wichtig sei ihm auch, dass er bei Rönnefarth an modernsten Maschinen arbeiten könne, sagt der 19-Jährige und zeigt auf eine digitale Fünf-Achs-Fräsmaschine hinter sich:
    "Dass man die Technik der neuen und modernen Maschinen direkt beherrscht und lernt, das ist gerade zukunftsweisend."
    Gutes Zeitmanagement und gemeinsame Kurzurlaube
    Chef Rönnefarth macht viel dafür, dass sich seine Mitarbeiter wohlfühlen. Er versucht, durch gute Planung Überstunden zu vermeiden, und lädt einmal im Jahr das gesamte Team für ein langes Wochenende in den gemeinsamen Urlaub ein, zuletzt in die Niederlande. Betriebsausflug sozusagen. Oliver Löttgen kommt daher gerne zur Arbeit:
    "Ist ein bisschen wie nach Hause zu kommen, es ist sehr familiär und alle kommen gut miteinander klar. Es macht echt Spaß."
    Facebook hilft bei der Imagebildung
    Dieses Arbeitsklima versucht Rönnefarth auch nach außen hin zu vermitteln - und lässt sich das Einiges kosten. Vor fünf Jahren hat er eine Marketingagentur beauftragt und unter anderem seinen Internetauftritt überarbeiten lassen. Kostenpunkt: gut 10.000 Euro. Auf der Internetseite wird nun jeder Mitarbeiter mit persönlichem Steckbrief vorgestellt, selbst die Betriebshündin Thaya. Alle zwei bis drei Tage gibt es bei Facebook Fotos, kleine Videos - oder sogar Stellenanzeigen. Immerhin 1.800 Likes hat die Seite. So erreiche er Jugendliche aus ganz Deutschland, sagt Rönnefarth:
    "Dass wir eine Bewerbung aus München kriegen oder aus Stuttgart oder aus Dortmund. Das ist völlig verrückt, wie weit der Kreis ist, dass die Leute uns sehen."
    All der Einsatz zahlt sich für Rönnefarth aus. Auf die drei Ausbildungsplätze, die in diesem Jahr frei werden, hat er rund 40 Bewerbungen bekommen. Vom Fachkräftemangel spürt er nichts mehr.