"Erfolgsfaktor(en im) Selbststudium 2.0" lautet der Titel einer Fachtagung an der Technischen Hochschule Wildau. Und trotz der "2.0": Die klassischen Tugenden wie Motivation, Interesse zu Lernen, Fachkompetenz, Zeitmanagement, Anstrengung und Durchhaltevermögen - die brauche es für ein erfolgreiches Studium nach wie vor; so sieht es Birgit Sellmer, Leiterin des TH College. Die digitalen Möglichkeiten, die heutigen Studierenden zur Verfügung stehen, machen das Selbststudium noch lange nicht zum Selbstläufer.
Überangebot an Informationen im Netz
Da ist zum einen das schiere Überangebot von Informationen - Lexikonartikel, Fachtexte, Videos. "Aber es ist erforderlich, dass man die auch kritisch betrachten und bei der Recherche auch feststellen kann: Gut, welche Quellen kann ich denn jetzt eigentlich benutzen? Wie sind die zu bewerten oder welche sollte ich vielleicht auch nicht benutzen?" Und der einfache Zugang bedeute noch lange nicht, Lernstoff dann auch strukturieren und verstehen zu können. "Das muss man trotzdem immer noch machen."
Heterogene Voraussetzungen bei Studierenden
Die Studierenden haben hier, so die Feststellung von Birgit Sellmer, durchaus Beratungsbedarf. Wie der konkret aussieht, das hänge stark von den jeweiligen Hintergründen ab: "Sie haben ja die verschiedenen Bildungswege, die kommen mit und ohne Abitur zu uns an die Hochschule, haben von daher natürlich auch teilweise unterschiedliche Fachkenntnisse." Gebraucht würden also zum einen fachliche Tutorien und ergänzende Onlinematerialien, aber auch überfachliche Lern- und Schreibberatung.
Persönlicher Kontakt bleibt Erfolgsrezept
Interessanterweise bevorzugen selbst die studierenden "Digital Natives" dabei ein direktes menschliches Gegenüber: "Wir haben auch gefragt, ob sie gerne per Chat beraten werden wollen. Aber das wünschen Sie sich gar nicht so sehr." Online-Angebote, so Birgit Sellmer, funktionierten aus ihrer Erfahrung heraus am besten, "wenn sie sehr gut verbunden und verknüpft sind mit Präsenzveranstaltungen, also mit den Vorlesungen oder Übungen oder anderen Lehrangeboten."
Das sei möglicherweise auch die Ursache für die hohe
Abbrecherquote bei MOOCs
(Massive Open Online Courses): "Die müssten eingebunden sein in ein Studienangebot, wo es auch einen persönlichen Kontakt gibt zu Ansprechpartnern oder Ansprechpartnerinnen."