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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

In Malawi hat der Testlauf für eine Malaria-Impfung begonnen +++ Die Eisschmelze in Grönland hat stark zugenommen +++ Ärzte könnten Schizophrenie zu häufig diagnostizieren +++ Mineralkrusten können Licht in elektrischen Strom umwandeln +++ Die Lebenserwartung in Deutschland steigt weiter +++ Über bedrohte Tierarten gibt es zu wenige Daten

Von Michael Stang |
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
In Malawi hat der Testlauf für eine Malaria-Impfung begonnen
Jedes Jahr sterben in Afrika rund 250.000 Kinder an Malaria. Heute haben Teams der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im ostafrikanischen Malawi mit der ersten Impfkampagne gegen die Tropenkrankheit begonnen. Ghana und Kenia sollen bald folgen. Dabei wird der Impfstoff RTS,S eingesetzt, der gegen den in Afrika verbreiteten Malaria-Erreger Plasmodium falciparum wirkt. Bis 2022 sollen jedes Jahr rund 360.000 Kleinkinder geimpft werden. Das Vakzin bietet jedoch keinen vollständigen Schutz. In einer Studie mit rund 15.000 Kindern hat der Impfstoff rund 40 Prozent der Erkrankungen und etwa 30 Prozent der schweren Malaria-Fälle verhindert.
Quelle: WHO

Die Eisschmelze in Grönland hat stark zugenommen
Ein internationales Geoforschungsteam hat die Langzeitdaten der grönländischen Eismassen von 1972 bis 2018 untersucht. Dabei analysierten die Wissenschaftler unter anderem Faktoren wie Eisdicke, Masse und Fließgeschwindigkeit von mehr als 250 Gletscherregionen. Wie die Forscher im Fachblatt PNAS schreiben, hat die gesamte Eismasse in den 1970er Jahren noch zugenommen; seit den 1980er Jahren setzte jedoch eine Schmelze ein, die sich ab dem Jahr 2010 extrem beschleunigte. Seither verlor der Eisschild im Schnitt jedes Jahr rund 290 Gigatonnen.
Quelle: PNAS

Ärzte könnten Schizophrenie zu häufig diagnostizieren
Eine Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore zeigt, dass es bei der Diagnose der Krankheit Schizophrenie häufig zu einer Fehldiagnose kommt. Wie sie im Journal of Psychiatric Practice schreiben, haben sie 78 Probandinnen und Probanden untersucht, die an eine psychiatrische Spezialklinik überwiesen wurden. 43 der Teilnehmenden hatten zuvor die Diagnose Schizophrenie erhalten. Doch nach einer ausführlichen Untersuchung in der Klinik konnte nur gut die Hälfte dieser Fälle bestätigt werden. Häufig waren hingegen Angststörungen oder Erkrankungen wie Depressionen Auslöser der Symptome. Die Studienautoren betonen, dass die Zweitbeurteilung durch spezialisierte Fachärzte bei der Diagnose psychischer Störungen besonders wichtig ist.
Quelle: Journal of Psychiatric Practice

Mineralkrusten können Licht in elektrischen Strom umwandeln
Ein Forschungsteam der Universität Peking hat die Auswirkungen von Sonneneinstrahlung auf unterschiedliche Gesteinsschichten untersucht. Wie die Forschenden im Fachblatt PNAS schreiben, konnten sie in Gesteinsproben mit Eisen- und Manganoxiden bei Sonneneinstrahlung Strom messen. Dünne Schichten dieser halbleitenden Mineralien überziehen häufig die Oberflächen von Felsen oder Erde, beispielsweise in Wüsten. Im Gegensatz dazu wandelten tiefere Gesteinsschichten ohne Eisen- und Manganoxide Licht nicht in Strom um. Eisen- und Manganoxide könnten somit eine wichtige Energiequelle für Mikroorganismen sein, so die Studienautoren.
Quelle: PNAS

Die Lebenserwartung in Deutschland steigt weiter
Mehr als jedes dritte neugeborene Mädchen (37 Prozent) in Deutschland wird voraussichtlich 100 Jahre alt werden, bei den neugeborenen Jungen sind es nach derzeitigen Prognosen elf Prozent. Das zeigen neue Berechnungen des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock. Die durchschnittliche Lebenserwartung heute geborener Frauen beläuft sich demzufolge auf 94,8 Jahre, die von neugeborenen Männern auf 88,6 Jahre. Grundlage der Analyse waren Prognosen der Vereinten Nationen.
Quelle: 7jahrelaenger

Über bedrohte Tierarten gibt es zu wenige Daten
Ein internationales Forschungsteam hat untersucht, welche Populationsdaten zu bestimmten Landwirbeltieren vorliegen. Anhand von Informationen wie Geburts- und Sterberaten können bedrohte Spezies erkannt und Strategien zu ihrem Schutz entwickelt werden. Wie die Forschenden im Journal PNAS schreiben, liegen in den gängigen Datenbanken aber nur für 1,3 Prozent der mehr als 32.000 wissenschaftlich beschriebenen Landwirbeltierarten ausreichende Informationen vor. Die Studienautoren schlagen vor, die Daten von freilebenden Tieren mit Daten aus Zoos zu kombinieren. Diese sammelt ein globaler Verbund, das sogenannte Species360-Netzwerk. Mithilfe dieser Informationen könnte das Wissen über die Demographie von Landwirbeltieren um den Faktor acht gesteigert werden.
Quelle: PNAS