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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Rost produziert Strom +++ Das Allgemeinwissen prägt das Gehirn +++ Forscher analysieren Jahrtausende alte Gen-Transkripte +++ Äthiopien stellt einen Weltrekord im Bäumepflanzen auf +++ In Österreich werden Palmen heimisch

Von Lucian Haas | 31.07.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Rost produziert Strom
Dass Salzwasser in Kontakt mit verschiedenen Metallen elektrischen Strom liefern kann, ist schon länger bekannt. Dabei finden chemische Reaktionen statt. Es ist die grundsätzliche Funktionsweise von Batterien. Es geht aber auch anders, wie US-Forscher jetzt entdeckt haben. Wenn Salzwasser über ultradünne Schichten von Eisenoxid, sprich: Rost, rinnt, wird auch Strom produziert. In diesem Fall dient aber die kinetische Bewegungsenergie des Salzwassers als Antreiber. Das Phänomen heißt elektrokinetischer Effekt. Er beruht darauf, dass positiv geladene Ionen im Salzwasser negativ geladene Elektronen im Eisen unterhalb der dünnen Rostschicht anziehen. Rinnt das Salzwasser über das Eisen, werden die Elektronen gewissermaßen mitgezogen. So fließt der Strom. Nach Berechnungen der Forscher könnte eine dünne verrostete Eisenplatte von zehn Quadratmetern auf diese Weise mehrere Kilowatt pro Stunde liefern. Das würde ausreichen, um einen typischen US-Haushalt mit Strom zu versorgen. Die Studie ist in den Proceedings of the National Academy of Sciences erschienen.
Quelle: PNAS

Das Allgemeinwissen prägt das Gehirn
Bei Menschen, die ein hohes Allgemeinwissen besitzen, sind die Gehirne besonders effizient vernetzt. Das haben Forschende der Ruhr-Uni Bochum und der Berliner Humboldt-Universität in einer Studie im European Journal of Personality gezeigt. Dabei nutzten sie eine besondere Form der Magnetresonanztomografie. Mit der sogenannten Diffusions-Tensor-Bildgebung lässt sich der Verlauf von Nervenfasern rekonstruieren. Das ermöglicht Einblicke in die strukturelle Vernetzung eines Gehirns. Die Forscher analysierten mit dieser Technik die Gehirne von 324 männlichen und weiblichen Probanden. Zudem unterzogen sie diese einem speziellen Allgemeinwissenstest. Die Auswertung zeigte: Ein höheres Allgemeinwissen ging im Durchschnitt mit einem komplexeren Fasernetzwerk im Gehirn einher. Gehirnforscher gehen davon aus, dass erlerntes Wissen in Form von Teilinformationen über das gesamte Gehirn verstreut ist. Um das Wissen abrufen zu können, ist eine effiziente Vernetzung des Gehirns notwendig.
Quelle: European Journal of Personality

Forscher analysieren Jahrtausende alte Gen-Transkripte
Bei der Palaeo-Genetik geht es normalerweise darum, die Erbsubstanz DNA aus fossilen Knochen zu isolieren und Gen-Sequenzen darin zu bestimmen. Forschenden aus Kopenhagen ist es jetzt gelungen, nicht fossile DNA, sondern RNA aus einem 14.000 Jahre alten Wolf zu analysieren. Anhand der RNA lässt sich erkennen, welche Gene in einem Gewebe aktiv sind. Die RNA als Abschrift von Genen ist normalerweise sehr kurzlebig. In diesem Fall blieb sie aber intakt, weil der entsprechende Wolf 14.000 Jahre lang in Sibirien im Permafrostboden eingefroren und so komplett erhalten geblieben war. Die Studie ist im Fachmagazin PLoS Biology erschienen.
Quelle: PLoS Biology

Äthiopien stellt einen Weltrekord im Bäumepflanzen auf
Vielerorts auf der Welt werden Wälder abgeholzt. Doch es kann auch anders gehen, wie ein aktuelles Beispiel aus Äthiopien zeigt. Dort sind allein am Montag bei einer landesweiten Aktion 353 Millionen Bäume innerhalb von zwölf Stunden gepflanzt worden. 23 Millionen Menschen hätten sich daran beteiligt, meldete das äthiopische Landwirtschaftsministerium. Das sei ein neuer Weltrekord. Bis Oktober sollen sogar vier Milliarden Bäume gepflanzt werden. Mit der Initiative namens "Grünes Erbe" will die äthiopische Regierung einen lang anhaltenden Trend umkehren. Vor 100 Jahren war Äthiopien noch zu 35 Prozent mit Wäldern bedeckt. Heute gilt das für gerade mal noch vier Prozent der Landesfläche. Äthiopien leidet unter großen Umweltproblemen wie Bodenerosion, Wüstenbildung und wiederholten Dürren, die auch mit dem früheren Verlust von Waldflächen zusammenhängen.
Quelle: dpa

In Österreich werden Palmen heimisch
Palmen gelten als Sinnbild heißer tropischer und subtropischer Länder. Biologen der Universität Wien berichten nun allerdings im Fachmagazin BioInvasion Records, dass mittlerweile auch in Österreich verwilderte Palmen wachsen. Sie fanden an sechs Standorten des Alpenlandes ursprünglich aus Ostasien stammende Chinesische Hanfpalmen. Die vermehren sich dort und überstehen sogar harte Winter. Die Forscher sehen darin eine Folge des Klimawandels. Die vergangenen Jahre waren in Österreich bis zu zwei Grad wärmer als der langjährige Durchschnitt. Auf der warmen Südseite der Schweizer Alpen im Tessin sind die Hanfpalmen schon länger präsent. Dort sind sie immer häufiger im Unterholz der Wälder zu finden. Da sie heimische Pflanzen verdrängen, stehen die Hanfpalmen in der Schweiz auf der Schwarzen Liste der unerwünschten invasiven Pflanzenarten. Nach Ansicht der Forscher ist damit zu rechnen, dass sich die Palmen in den nächsten Jahren noch weiter nach Norden ausbreiten und auch in Deutschland heimisch werden können.
Quelle: BioInvasion Records