Schwangere Väter fahren ihr Immunsystem herunter
Bei Seepferdchen und den verwandten Seenadeln werden nicht die Weibchen, sondern die Männchen schwanger. Manche Arten tragen die Ungeborenen sogar in einer speziellen Bauchtasche aus, wo sie über eine Art Plazenta mit Nährstoffen versorgt werden. Weil die Nachkommen genetisch jeweils etwas andersartig sind als die Väter, müsste es eigentlich zu einer Abstoßungsreaktion durch das väterliche Immunsystem kommen. Doch die bleibt aus, ganz ähnlich wie bei Schwangerschaften weiblicher Säugetiere. Forschende des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Geomar in Kiel haben herausgefunden: Die genetischen Mechanismen, mit denen männliche Seepferdchen während der Schwangerschaft einen Teil ihrer Immunantwort unterdrücken, sind vergleichbar mit denen weiblicher Säugetiere. Die Ergebnisse sind nicht nur aus biologischer, sondern auch medizinischer Sicht interessant. Seepferdchen könnten als Modellorganismen dienen, um bestimmte Eigenschaften der Immunsysteme und deren Schwächen zu erforschen. Die Studie ist im Fachmagazin PNAS erschienen.
Quelle: PNAS
Ein Bakterium wird Europas Olivenbauern noch Milliarden kosten
Xylella fastidiosa heißt ein aus Südamerika stammender mikrobieller Erreger, der 2013 erstmals in Olivenhainen in Süditalien nachgewiesen wurde. Befallene Olivenbäume sterben langsam ab. Trotz intensiver Versuche, die Verbreitung einzudämmen – unter anderem, indem Tausende infizierter Olivenbäume gerodet wurden – hat es das Xylella-Bakterium mittlerweile bis nach Spanien, Frankreich und Portugal geschafft. Forschende der Universität Wageningen haben in einer Studie im Fachmagazin PNAS durchgerechnet, welche wirtschaftlichen Schäden das Bakterium den europäischen Olivenbauern noch zufügen könnte. Sollte es nicht bald gelingen, Xylella-resistente Olivenbäume zu züchten, halten sie Verluste von bis zu 20 Milliarden Euro in den kommenden 50 Jahren für möglich. Zudem dürften die Verbraucherpreise für Olivenöl stark steigen. Nicht eingerechnet sind die kaum abschätzbaren kulturellen Verluste, wenn die Olivenhaine verschwinden würden, die das Landschaftsbild dieser Mittelmeerländer seit Jahrhunderten prägen.
Quelle: PNAS
Die Waldbrände rund um Tschernobyl sollen unter Kontrolle sein
Das hat zumindest die Katastrophenschutz-Behörde der Ukraine gemeldet. Die Waldbrände in der 30-Kilometer-Sperrzone um das havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl waren vor rund zehn Tagen ausgebrochen. Mittlerweile gebe es keine offenen Feuer mehr. Die Feuerwehr kämpfe nur noch gegen einzelne Schwelbrände. Zuletzt hatten Regenfälle die Löscharbeiten begünstigt. Über das genaue Ausmaß der Brände gibt es keine offiziellen Informationen. Laut Satellitenbildern könnten mehr als 20.000 Hektar davon betroffen sein. Brände in den Wäldern rund um Tschernobyl gelten als besonders gefährlich, da dadurch verstärkt radioaktive Stoffe in die Atmosphäre gelangen können. Für die nur knapp einhundert Kilometer von Tschernobyl entfernte ukrainische Hauptstadt Kiew meldeten die Behörden schon erhöhte Werte von radioaktivem Cäsium-137 in der Luft. Sie seien jedoch unterhalb der Grenzwerte geblieben, hieß es.
Quelle: Agenturen
Bewässerung hilft auch durch einen kühlenden Effekt
Trockenheit und Hitze bereiten Pflanzen Stress und reduzieren die Ernteerträge. Landwirte setzen zur Abhilfe auf Bewässerung. Die Pflanzen wachsen dann allerdings nicht nur dank der gesicherten Wasserversorgung besser. Eine Studie aus den USA im Fachmagazin Global Change Biology zeigt noch auf einen weiteren Effekt: Die Bewässerung sorgt für Kühlung, wenn das Wasser aus dem Boden und über die Blattöffnungen der Pflanzen verdunstet. Die Pflanzen leiden dann weniger unter Hitzestress. Die Forscher analysierten Daten von Maisfeldern im US-Bundesstaat Nebraska aus den Jahren 2003 bis 2016. Dabei verglichen sie Regionen mit und ohne Bewässerung. Über bewässerten Flächen lagen die Spitzentemperaturen im Sommer rund 1,6 Grad Celsius niedriger als bei nicht bewässerten. Modellrechnungen nach war allein dieser Kühlungseffekt für ein Sechstel der Ertragssteigerungen auf den bewässerten Flächen verantwortlich.
Quelle: Global Change Biology
Zwei Pharmariesen wollen bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes kooperieren
GlaxoSmithKline, kurz GSK, und Sanofi zählen zu den größten Impfstoffproduzenten der Welt. Jetzt haben sie verkündet, gemeinsam einen Impfstoff gegen Covid-19 entwickeln zu wollen. Die Zusammenarbeit ist interessant, weil die Pharmakonzerne bereits über sehr große Produktionskapazitäten für Impfstoffe verfügen. Für den Impfstoff gegen das Virus Sars-CoV-2 wollen die Unternehmen auf ähnliche Techniken setzen wie bei der Influenza-Impfung. Dabei sollen auch von GSK entwickelte sogenannte Adjuvantien eingesetzt werden. Das sind Stoffe, die eine stärkere Immunreaktion des Körpers hervorrufen. Damit lässt sich die pro Patient benötigte Dosis eines Impfstoffes deutlich reduzieren. Erste klinische Tests mit einem Impfstoffkandidaten sollen in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres beginnen. Sollten sie erfolgreich sein, könnten GSK und Sanofi nach eigenen Angaben bis Ende 2021 bereits hunderte Millionen Impfstoffdosen produzieren.
Quelle: Agenturen
Russland plant bemannte Flüge zum Mond
Zur Vorbereitung will Russland in fünf Jahren aber erst einmal eine größere Raumsonde zum Erdtrabanten schicken. Der Start sei für August 2025 geplant. Das gab das russische Raumfahrt-Forschungsunternehmen Lawotschkin bekannt. Die Sonde werde derzeit in Zusammenarbeit mit der europäischen Raumfahrtagentur ESA entwickelt. Das Gerät namens Luna 27 soll nach seiner Landung Bodenproben aus bis zu zwei Meter Tiefe entnehmen und vor Ort analysieren. Die Sonde soll zudem untersuchen, wo auf der Mondoberfläche Raumschiffe mit Menschen an Bord landen können. Dafür werde auch das Verfahren für eine sichere Landung getestet. In den Folgejahren könnten noch weitere russische Raumsonden zum Mond fliegen. Russische Kosmonauten sollen dann nach 2030 dort landen.
Quelle: Agenturen
Fledermäuse sind als Virus-Quelle für den Menschen nicht gefährlicher als andere Tiere
Im Zuge der Corona-Pandemie sind Fledermäuse als riskante Virus-Reservoire für den Menschen ins Blickfeld gerückt. Es gibt Befürchtungen, die Tiere könnten sogar spezielle biologische Eigenschaften besitzen, die Zoonosen erleichtern, also ein Überspringen von Viren vom Tier auf den Menschen. Forschende der Universität von Glasgow geben mit einer Studie im Fachmagazin PNAS nun allerdings eine gewisse Entwarnung. Sie analysierten statistische Zusammenhänge zwischen 415 Viren, den tierischen Wirten und ihrer Geschichte der menschlichen Infektion. Dabei zeigte sich: Fledermäuse bergen per se kein höheres Risiko als andere Arten von Säugetieren oder Vögeln, wenn es um die Entstehung gefährlicher Zoonosen geht. Nach Darstellung der Wissenschaftler wäre es sinnvoll, zur Früherkennung möglicher Virusgefahren nicht einzelne Tierarten und ihre Eigenschaften in den Fokus zu nehmen, sondern die Eigenschaften bestimmter Virustypen besser zu erforschen – und wie diese auf Umweltveränderungen reagieren.
Quelle: PNAS