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Ergebnisse der Klimakonferenz in Bonn
Anspruch und Wirklichkeit

Die Ergebnisse der Weltklimakonferenz in Bonn werden vermutlich nicht in die Geschichtsbücher eingehen. Zwar arbeitete die Konferenz an einem Regelbuch zur Umsetzung des Pariser Abkommens, doch neue Beschlüsse wurden nicht gefasst. Eine kleine gute Nachricht gibt es dennoch.

Von Georg Ehring |
    Demonstranten fordern am 04.11.2017 in Bonn (Nordrhein-Westfalen) mit einem Modell der Erdkugel mit der Aufschrift "Klima retten" die Umsetzung des Weltklimaabkommens.
    Die Erwartungen an die Weltklimakonferenz waren hochgesteckt, doch was wurde tatsächlich erreicht? (dpa / Roland Weihrauch)
    "We are still in!" Es war das vielleicht bewegendste Ereignis des Bonner Klimagipfels. Angeführt von Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown und dem ehemaligen New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg kündigten Bundesstaaten, Städte, Unternehmen, Hochschulen und Organisationen der Zivilgesellschaft aus den USA an, die Zusagen ihres Landes im Klimaschutz trotz der Austrittspläne von Präsident Donald Trump aus dem Pariser Abkommen zu erfüllen. Browns Rede im US-Center for Climate Action wurde immer wieder von Zwischenrufern unterbrochen, die Rufer forderten noch größere Anstrengungen im Klimaschutz.
    "Dies ist einer der Gründe, warum Kalifornien sich besonders aggressive Ziele gesetzt hat. Egal was wir tun: Wir werden aufgefordert, noch mehr zu tun. Und damit bin ich einverstanden. Wir werden mehr tun!"
    Einzelne Akteure arbeiten zusammen
    Die USA haben zugesagt, bis 2025 den CO2-Ausstoß ihres Landes bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts um 26 bis 28 Prozent unter den Stand von 2005 zu drücken. Die Hälfte davon ist schon erreicht, doch Donald Trump will den Klimaschutz stoppen und den Kohlebergbau wieder intensivieren.
    Welt-Klimakonferenzen werden immer mehr zu Foren, auf denen sich einzelne Akteure zu praktischen Zusagen verabreden. Großbritannien und Kanada haben in Bonn eine Koalition zusammengebracht, die bis 2030 den Ausstieg aus der Kohle organisieren will. Katherine McKenna, die Umweltministerin Kanadas:
    "Wir sind daran interessiert, alle Länder dabei zu haben. Wir haben bereits 25 Länder und Regionen, die mitmachen. Uns ist sehr klar, dass es gewaltige Möglichkeiten für die Wirtschaft gibt, es gibt gewaltige Vorteile für die Gesundheit, denn die Kohle tötet fast eine Million Menschen pro Jahr."
    Deutschland ist übrigens nicht dabei, dafür aber sämtliche Nachbarländer mit Ausnahme Tschechiens und Polens, dabei sind auch Staaten wie Mexiko, die Marshall-Inseln und die US-Bundesstaaten Washington und Oregon.
    Regelbuch für das Pariser Abkommen
    Die Ergebnisse der Bonner Verhandlungen selbst werden vermutlich nicht in die Geschichtsbücher eingehen. Barbara Hendricks, die bis zum Amtsantritt der nächsten Bundesregierung amtierende Bundesumweltministerin.
    "Es war immer klar, dass in Bonn kein neues Abkommen geschlossen wird, wie das in Paris der Fall war. Hier ging es darum, einen wichtigen Zwischenschritt zu machen bei der Umsetzung von Paris."
    Die Konferenz arbeitete an einem Regelbuch für das Pariser Abkommen. Festgelegt werden muss unter anderem, wie die einzelnen Staaten CO2-Emissionen messen und in wieweit hier für Industrie- und Entwicklungsländer unterschiedliche Maßstäbe gelten. In der Nacht zum Samstag wurde die Abschlusserklärung des Gipfels fertig und nach Ansicht vieler Teilnehmer kann sich das Ergebnis sehen lassen. Das Regelbuch soll im nächsten Jahr bei einem weiteren Gipfel im polnischen Kattowitz beschlossen werden. Dieses Enddatum bekommt auch ein Dialog über höhere Ambitionen im Klimaschutz, der in Bonn gestartet wurde.
    Wirklichkeit bleibt hinter Anspruch zurück
    Bei allen Fortschritten - zwischen Anspruch und Wirklichkeit beim Klima klafft nach wie vor eine gewaltige Lücke. Hilda Heine, die Präsidentin der Marshall Islands, einer vom Klimawandel besonders bedrohten Inselgruppe im Pazifik.
    "Die derzeitig geplanten Beiträge der einzelnen Staaten reichen nicht aus. Das wissen wir schon seit dem Pariser Gipfel von 2015. Sie bringen uns auf den Weg zu fast drei Grad und würden das Klima für alle ruinieren."
    Ein kleiner Hoffnungsschimmer
    Etwa drei Grad Temperaturanstieg erwartet auch der Climate Action Tracker, ein Zusammenschluss mehrerer wissenschaftlicher Institutionen, die aus Emissionstrends und Klimaschutz-Zusagen sowie Aktionen Prognosen für den menschengemachten Klimawandel errechnen. Sie werden regelmäßig aktualisiert, in diesem Jahr konnte die Prognose für den Temperaturanstieg um 0,2 Grad auf 3,4 Grad reduziert werden, sagt Niklas Höhne vom New Climate Institute.
    "Natürlich ist für uns wichtig, und das ist das Besondere am Climate Action Tracker, dass wir diese Temperatur eben jedes Jahr berechnen und da ist der Trend wichtig. Und der Trend geht eben bei der Umsetzung in die positive Richtung. Es geht Richtung niedrigerer Temperaturen."
    Dafür müssten allerdings die USA an Bord bleiben im Klimaschutz. Sie sind nach wie vor nach China der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen, ihr kompletter Ausfall würde nach Berechnung des Climate Action Trackers zu einer um 0,4 Grad höheren Temperatur führen.