Das Attentat auf den Wortführer der Studentenbewegung der 1960er-Jahre Rudi Dutschke fand 1968 in Berlin in einer Zeit statt, in der die Stimmung "unglaublich aufgeheizt" war, so die ehemalige SPD-Politikerin und Bundesjustitzministerin Herta Däubler-Gmelin, die 1968 in Berlin studierte und Teil der Studentenbewegung war.
Vor allem die Blätter der Springer Presse hätten zum damaligen Klima beigetragen. Dutschke sei ein Hassobjekt dieser Blätter gewesen, die in "heute kaum mehr vorstellbarer Schärfe" berichtet hätten.
"Aggressionsstau" bei Journalisten und Politikern
Däubler-Gmelin beschreibt Dutschke im Dlf hingegen "liebenswürdigen", klugen und eindrucksvollen Menschen, der in der Sprache "gewöhnungsbedürftig" aber geduldig die Dinge "auf den Nenner brachte". Dass das "einen derartigen Aggressionsstau" bei Journalisten und Politikern hervorgerufen habe, sei dem Attentat vorausgegangen. Auch das Attentat selbst habe unglaublich viele "Exzesse" bei Springer hervorgerufen.
Die 68er-Bewegung habe, so Däubler-Gmelin, für einen Aufbruch in Deutschland im Denken gesorgt - für "den Mut etwas auszusprechen, sich mit der Nazi-Vergangenheit zu befassen". Daneben habe es eine Aufbruch-Situation für Frauen gegeben die sich, angestoßen durch das Selbstbewusstsein der Studierenden, in weite Kreise hinausgetragen habe.