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Erinnerungen an 1968
"Dutschke war ein Hassobjekt der Springer-Blätter"

1968 überlebte der Wortführer der Studentenbewegung Rudi Dutschke nur knapp ein Attentat. Die SPD-Politikerin Herta Däubler-Gmelin beschreibt Dutschke im Dlf als "liebenswürdig" und eindrucksvoll. Er habe "Aggressionsstau" bei Journalisten und Politikern hervorgerufen, der dem Attentat voraus gegangen sei.

Herta Däubler-Gmelin im Gespräch mit Birgid Becker |
    Studentenführer Rudi Dutsche steht während eines Vortrags in der Aula der Halenpaghenschule in Buxtehude am 06.03.1968 an einem Rednerpult und spricht
    Der Wortführer der Studentenbewegung der 1960er-Jahre, Rudi Dutschke, starb 1979 im Alter von 39 Jahren an den Spätfolgen des Attentats von 1968 (dpa / Rolf Kruse)
    Das Attentat auf den Wortführer der Studentenbewegung der 1960er-Jahre Rudi Dutschke fand 1968 in Berlin in einer Zeit statt, in der die Stimmung "unglaublich aufgeheizt" war, so die ehemalige SPD-Politikerin und Bundesjustitzministerin Herta Däubler-Gmelin, die 1968 in Berlin studierte und Teil der Studentenbewegung war.
    Vor allem die Blätter der Springer Presse hätten zum damaligen Klima beigetragen. Dutschke sei ein Hassobjekt dieser Blätter gewesen, die in "heute kaum mehr vorstellbarer Schärfe" berichtet hätten.
    Porträtfoto der ehemaligen Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) am 08.08.2016 an der 333. Montagsdemo gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 auf dem Schlossplatz in Stuttgart 
    Die SPD-Politikerin und ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (dpa / Christoph Schmidt)
    "Aggressionsstau" bei Journalisten und Politikern
    Däubler-Gmelin beschreibt Dutschke im Dlf hingegen "liebenswürdigen", klugen und eindrucksvollen Menschen, der in der Sprache "gewöhnungsbedürftig" aber geduldig die Dinge "auf den Nenner brachte". Dass das "einen derartigen Aggressionsstau" bei Journalisten und Politikern hervorgerufen habe, sei dem Attentat vorausgegangen. Auch das Attentat selbst habe unglaublich viele "Exzesse" bei Springer hervorgerufen.
    Die 68er-Bewegung habe, so Däubler-Gmelin, für einen Aufbruch in Deutschland im Denken gesorgt - für "den Mut etwas auszusprechen, sich mit der Nazi-Vergangenheit zu befassen". Daneben habe es eine Aufbruch-Situation für Frauen gegeben die sich, angestoßen durch das Selbstbewusstsein der Studierenden, in weite Kreise hinausgetragen habe.