In einem Labor im Keller des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven ist auf einer Messbank ein Stück Sediment eingespannt. Es stammt aus dem Meeresboden der Antarktis, aus einem 1300 Meter langen Bohrkern. Frank Niessen vom Alfred-Wegener-Institut misst seine Zusammensetzung. Anhand der Werte kann der Geologe erkennen, wie sich das Gestein in der Vergangenheit verändert hat. Niessen arbeitet in dem internationalen Forschungsprojekt Andrill mit. Die Wissenschaftler rekonstruieren das Klima der letzten 20 Millionen Jahre. Dabei interessiert sie vor allem, wie sich das Schelfeis, die riesige, auf dem Meer schwimmende Eismasse, in den Kalt- und Warmzeiten ausgedehnt hat. Frank Niessen steht vor einer Landkarte, um zu zeigen, wo sich die Basisstation befindet. Die Station McMurdo ist die größte am Südpol. Sie liegt auf der der Ross-Insel, benannt nach ihrem Entdecker, dem Briten James Clark Ross.
"Das ist die Antarktis, da gibt es die beiden großen Schelfeise. Hier sieht man die Schelfeise, das ist das Rossschelfeis, das ist etwa so groß wie Frankreich. Dafür war es nötig, eine Bohrstelle einzurichten mit Laboratorien und einen Bohrturm auf dem Eis, das an dieser Stelle 85 Meter dick ist. Wir mussten erst einmal ein Loch schmelzen, dann wurde ein Gestänge durchgeschoben, durch 850 Meter durch, und dann erst konnte man mit dem Bohren beginnen in diese Sedimente hinein, die unter dem Schelfeis liegen."
99 Prozent der Antarktis sind mit Eis bedeckt. Das ist die größte zusammenhängende Eismasse der Erde. Wenn das Eis an den Rändern abfließt, entstehen die Gletscher, die oft mehrere hundert Meter breit sind. Ein anderer Teil des Festlandeises schiebt sich ins Wasser und schwimmt dann als Schelfeis auf dem Ozean. Die Eisberge entstehen, wenn sich aus dem Schelfeis große Stücke lösen. Eine Landschaft aus Eis, die sich mit der Klimaerwärmung verändert. Noch liegen die meisten Proben des antarktischen Meeresbodens in einer Kiste - in Plastik verpackte kleine Päckchen. Gerhard Kuhn, der Leiter des Projekts, nimmt eines heraus:
"Die Proben wurden aus dem Kern herausgeschnitten, die sind hier angekommen, werden ausgepackt, da steht immer drauf, aus welcher Tiefe die stammen, hier steht zum Beispiel 318 Meter. Das sind 1000 Proben die auf Bearbeitung warten."
In den Sedimentschichten des Meeresbodens sind viele Informationen über die Klima- und Umweltbedingungen der letzten Jahrmillionen enthalten. Zum Beispiel zeigten die jüngsten Bohrungen, dass dort, wo heute das Schelfeis 80 Meter dick ist, früher offenes Wasser gewesen sein muss - Aufschluss gibt unter anderem die Farbe der Sedimente.
"Der Kern war fast flaschengrün, die Farbe rührt von Mikrofossilien und Kieselalgen, die können nur im offenen Wasser existieren, sie brauchen Licht. Das zeigt, dass das Eis nicht so wie heute vorhanden gewesen sein kann. Deshalb muss es wärmer gewesen sein."
Die ersten Ergebnisse zeigen, dass es vor acht Millionen Jahren in der Antarktis etwa so warm war wie im heutigen Neuseeland. Träte diese Situation aufgrund des Klimawandels wieder ein, könnten die Konsequenzen für Küstenbewohner weltweit dramatisch sein, befürchtet Gerhard Kuhn:
"Wenn das große Schelfeis nicht da war, dann kann das bedeuten, dass das Eis, das das Schelfeis speist, die Gletscher ins Meer fließen, weil der Widerstand des Schelfeis’ fehlt. Dann haben wir eine Erhöhung des Meeresspiegels."
Der Blick in die Vergangenheit zeigt, wie empfindlich das System immer schon auf Klimaerwärmungen reagiert hat und dass sich die Vorstellung vom ewigen Eis nicht halten lässt. Für Wissenschaftler wie Frank Niessen ist das ein Warnsignal für die nahe Zukunft.
"Wir werden oft gefragt, warum rekonstruieren Sie was, das drei Millionen Jahre zurückliegt, das liegt doch so lange zurück, das kann gar nicht relevant sein. Was hat das mit uns zu tun? Aber was man sich auf der Zunge zergehen lassen muss: Wenn die Prognosen stimmen, dann haben wir in 100 Jahren eine CO2-Konzentration in der Atmosphäre, die die Erde zuletzt vor 20 Millionen Jahren hatte."
Höchste Zeit also zum Handeln. Auch deshalb sieht er das Internationale Polarjahr als Chance. Denn dadurch, so glaubt er, sehen mehr Menschen, wie wichtig die Arbeit des Alfred-Wegener-Instituts ist.
"Das ist die Antarktis, da gibt es die beiden großen Schelfeise. Hier sieht man die Schelfeise, das ist das Rossschelfeis, das ist etwa so groß wie Frankreich. Dafür war es nötig, eine Bohrstelle einzurichten mit Laboratorien und einen Bohrturm auf dem Eis, das an dieser Stelle 85 Meter dick ist. Wir mussten erst einmal ein Loch schmelzen, dann wurde ein Gestänge durchgeschoben, durch 850 Meter durch, und dann erst konnte man mit dem Bohren beginnen in diese Sedimente hinein, die unter dem Schelfeis liegen."
99 Prozent der Antarktis sind mit Eis bedeckt. Das ist die größte zusammenhängende Eismasse der Erde. Wenn das Eis an den Rändern abfließt, entstehen die Gletscher, die oft mehrere hundert Meter breit sind. Ein anderer Teil des Festlandeises schiebt sich ins Wasser und schwimmt dann als Schelfeis auf dem Ozean. Die Eisberge entstehen, wenn sich aus dem Schelfeis große Stücke lösen. Eine Landschaft aus Eis, die sich mit der Klimaerwärmung verändert. Noch liegen die meisten Proben des antarktischen Meeresbodens in einer Kiste - in Plastik verpackte kleine Päckchen. Gerhard Kuhn, der Leiter des Projekts, nimmt eines heraus:
"Die Proben wurden aus dem Kern herausgeschnitten, die sind hier angekommen, werden ausgepackt, da steht immer drauf, aus welcher Tiefe die stammen, hier steht zum Beispiel 318 Meter. Das sind 1000 Proben die auf Bearbeitung warten."
In den Sedimentschichten des Meeresbodens sind viele Informationen über die Klima- und Umweltbedingungen der letzten Jahrmillionen enthalten. Zum Beispiel zeigten die jüngsten Bohrungen, dass dort, wo heute das Schelfeis 80 Meter dick ist, früher offenes Wasser gewesen sein muss - Aufschluss gibt unter anderem die Farbe der Sedimente.
"Der Kern war fast flaschengrün, die Farbe rührt von Mikrofossilien und Kieselalgen, die können nur im offenen Wasser existieren, sie brauchen Licht. Das zeigt, dass das Eis nicht so wie heute vorhanden gewesen sein kann. Deshalb muss es wärmer gewesen sein."
Die ersten Ergebnisse zeigen, dass es vor acht Millionen Jahren in der Antarktis etwa so warm war wie im heutigen Neuseeland. Träte diese Situation aufgrund des Klimawandels wieder ein, könnten die Konsequenzen für Küstenbewohner weltweit dramatisch sein, befürchtet Gerhard Kuhn:
"Wenn das große Schelfeis nicht da war, dann kann das bedeuten, dass das Eis, das das Schelfeis speist, die Gletscher ins Meer fließen, weil der Widerstand des Schelfeis’ fehlt. Dann haben wir eine Erhöhung des Meeresspiegels."
Der Blick in die Vergangenheit zeigt, wie empfindlich das System immer schon auf Klimaerwärmungen reagiert hat und dass sich die Vorstellung vom ewigen Eis nicht halten lässt. Für Wissenschaftler wie Frank Niessen ist das ein Warnsignal für die nahe Zukunft.
"Wir werden oft gefragt, warum rekonstruieren Sie was, das drei Millionen Jahre zurückliegt, das liegt doch so lange zurück, das kann gar nicht relevant sein. Was hat das mit uns zu tun? Aber was man sich auf der Zunge zergehen lassen muss: Wenn die Prognosen stimmen, dann haben wir in 100 Jahren eine CO2-Konzentration in der Atmosphäre, die die Erde zuletzt vor 20 Millionen Jahren hatte."
Höchste Zeit also zum Handeln. Auch deshalb sieht er das Internationale Polarjahr als Chance. Denn dadurch, so glaubt er, sehen mehr Menschen, wie wichtig die Arbeit des Alfred-Wegener-Instituts ist.