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Erkundung im Pazifik

Geologie. - Am kommenden Montag bricht ein Team von zehn Wissenschaftlern der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zu einer Expedition in den Pazifik auf. Dort sollen sie im Auftrag der Bundesregierung Manganknollen am Meeresboden untersuchen. Das ist schon die fünfte Expedition dieser Art, denn diese Manganknollen sind als Rohstoffquellen sehr interessant. Sie enthalten nicht nur Mangan, sondern auch Kupfer, Kobalt, Nickel und seltene Erden. Der Leiter des Projektes Michael Wiedicke-Hombach berichtet im Gespräch mit Monika Seynsche.

Michael Wiedicke-Hombach im Gespräch mit Monika Seynsche |
    Seynsche: Herr Wiedicke-Hombach, wie kommt es, dass ausgerechnet Deutschland exklusive Schürfrechte in einer Region im Pazifik hat. Das gehört ja nicht gerade zum deutschen Hoheitsgebiet?

    Wiedicke-Hombach: Es ist richtig, das liegt daran, dass nach dem Seerechtsabkommen, das 1994 in Kraft getreten ist, die Bodenschätze der Hohen See, des Meeres außerhalb der 200-Seemeilen-Zone, allgemeines Erbe der Menschheit sind. Und dazu wurde eine Einrichtung gegründet, die Internationale Meeresbodenbehörde, die Lizenzen vergibt, um bestimmte Areale, in dem Fall den Pazifik, für einzelne Antragsteller zur Verfügung zu stellen, für bestimmte Rohstoffsuchen.

    Seynsche: Was genau soll jetzt auf dieser neuen Forschungsfahrt, die nächste Woche beginnt, untersucht werden?

    Wiedicke-Hombach: Wir hatten schon angefangen, diese lagerstättenkundlichen Parameter zu erfassen. Das Gebiet ist sehr groß, müssen Sie wissen, deswegen ist eine einzelne Kampagnen nicht geeignet, um das Gebiet abschließend zu erkunden. Die Fläche, die wir dort bearbeiten, hat die Größe von – auf Deutschland bezogen – von Niedersachsen Hamburg und Schleswig-Holstein zusammengenommen. Also 75.000 Quadratkilometer. Und dazu muss man einfach eine gewisse Menge an Aufwand betreiben, um überhaupt die Grundlage für eine Beurteilung zu erarbeiten.

    Seynsche: Wie könnten die Manganknollen, die dort liegen, genutzt werden?

    Wiedicke-Hombach: Also, ich muss dazu sagen: Bisher gibt es keinerlei Bergbau. Alles ist bis jetzt eine Erforschung oder eine Erkundung der Vorkommen. Das ist wichtig, weil es oft vermengt wird. Wir arbeiten letztlich mit dem Ziel zu beurteilen, ob man es abbauen kann, ob es sich lohnt, ob man es auch verantworten kann, ob die Methodik zurzeit geeignet ist, um das zu tun. Wie man es machen würde? Es gab bereits eine Phase vor 30 Jahren, die erste Blütezeit der Manganknollen-Erkundung. Da hatte man auch ein Konzept entwickelt, wie man die Manganknollen an die Oberfläche bekommt. Das macht man natürlich heute ein bisschen verfeinert, das wäre im Prinzip ein Kollektor, den Sie sich vorstellen können, ähnlich wie einen Kartoffelernter auf dem herbstlichen Kartoffelacker, der die Manganknollen, die auf dem Meeresboden drauf liegen, auf dem Sediment obenauf liegen, einsammelt und dann in einen Transportschlauch bringt und dort wird das mit Pumpen über 4,5 Kilometer zum Schiff nach oben gepumpt und auf dem Schiff getrennt in das geeignete Manganknollenmaterial und die Beimengungen, die man nicht haben will.

    Seynsche: Was würde das bedeuten, eine derartige Form der Bergung oder der Nutzung für die Lebewesen, die dort im Boden sind und dadurch wahrscheinlich ziemlich gestört werden?

    Wiedicke-Hombach: Das ist richtig, dass ein solcher Eingriff sicherlich nicht ohne Spur und Auswirkung auf die Umgebung stattfinden würde. Die genauen Auswirkungen zu schildern ist ein bisschen schwierig, weil bis jetzt gibt es die Technologie nur im Konzept. Der Gedanke bei dem Konzept, was wir im Moment im Auge haben, ist, dass man mit einer Sammeltrommel nicht das ganze Material aufsaugt, das wäre ein Alternativkonzept, dass man mit einer Art großen Staubsauger hingeht. Da wird aber praktisch alles, was vor den Staubsauger kommt, einsammeln. Das ist aber nicht gewünscht. Wir gehen davon aus, dass man das mit einer Trommel macht, die Manganknollen absammelt, um möglichst wenig Sediment aufzurühren, weil das eine der großen Sorgen ist, dass man eine große Trübewolke erzeugt, die dann in der Umgebung sozusagen einen Schleier über die Landschaft legt und für viele Lebewesen ein Problem wäre. Also eine Minimierung des aufgewirbelten Sediments zu erreichen, das wäre sozusagen unsere Vorstellung, wie man das machen sollte.

    Seynsche: Gibt es denn schon Abschätzungen, wie viel Mangan beziehungsweise andere Metalle dort in diesem Knollen sich verbergen? Das heißt wie wirtschaftlich das ganze wäre?

    Wiedicke-Hombach: Also es gibt mittlerweile eine Wirtschaftlichkeitsstudie, die natürlich den Mangel hat, dass sie nicht alle Komponenten mit hohem Detailreichtum erfasst. Wie gesagt, diese Technologie ist bisher Konzept, nicht gebaut. Insofern kann man auch die faktischen Kosten nur abschätzen. Aber mit diesen Einschränkungen gibt es eine Studie, die sagt: dass die Wirtschaftlichkeit heute schon erreicht ist bei den Metallpreisen, die momentan auf dem Markt erzielt werden. Die Menge kann man bei den Manganknollen eigentlich ganz gut abschätzen: Wir gehen momentan davon aus, dass im deutschen Lizenzgebiet Größenordnung von 800 Millionen bis eine Milliarde Tonnen Manganknollen vorhanden sind. Das ist aber erst einmal nur das Ausgangsmaterial. Das wird man nicht in der kompletten Form ernten, auch von dem Anteil, den man birgt, ist nur etwa grob geschätzt drei Prozent des Materials das Metall, das man haben möchte.