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Ermittlungen gegen FIFA-Chefankläger
"Die Sache stinkt zum Himmel"

FIFA-Chefankläger Michael Lauber steht im Verdacht, rund um die Ermittlungen gegen den Fußball-Weltverband Amtspflichten verletzt zu haben. Jetzt wird in der Schweiz ein Verfahren gegen Lauber eröffnet. FIFA-Experte Thomas Kistner sieht hier eine hochbrisante Justizaffäre.

Thomas Kistner im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Foto vom oberste Strafermittler der Schweiz, Michael Lauber, bei einer Pressekonferenz durch zwei Journalisten hindurch
Die Aufsichtsbehörde über die Schweizer Bundesanwaltschaft hat mitgeteilt, dass sie ein Disziplinarverfahren gegen Bundesanwalt Michael Lauber eröffnet hat. (picture alliance / dpa / Marcel Bier)
Die Aufsichtsbehörde über die Schweizer Bundesanwaltschaft hat mitgeteilt, dass sie ein Disziplinarverfahren gegen Bundesanwalt Michael Lauber eröffnet habe. Jenen Anwalt also, der rund um die FIFA diverse Korruptions-Verdachtsfälle untersucht, die bis 2014 und in die Präsidentschaft von Sepp Blatter zurückreichen. Die Behörde überprüft mögliche Amtspflicht-Verletzungen Laubers im Verfahren gegen hochrangige Funktionäre des Weltfußballverbands FIFA. Er soll sich mehrfach mit FIFA-Präsident Gianni Infantino getroffen haben.
Fall mit weltweiten Interesse
Für Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung ist diese Justizaffäre "hochbrisant". "Denn dieser aus zwei Duzend Verfahren rund um die FIFA zusammengesetzte Ermittlungskomplex zieht ja in der ganzen Welt große Beachtung auf sich." Weil die Treffen Laubers mit Infantino nicht dokumentiert wurden, ist sich Kistner sicher, dass sich Infantino "von diesen Dates mit dem Bundesanwalt irgendetwas erhofft und sich irgendetwas versprochen hat."
Infantino als "Strippenzieher"
Kistner hegt keine Zweifel an Infantinos aktivem Mitwirken bei dieser Justizaffäre: "Also der Strippenzieher ist er auf jeden Fall". Denn dieser habe die undokumentierten Treffen selbst einfädeln lassen. Kistner hält es für absurd, dass Infantino ein Interesse daran gehabt habe, die Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft zu erleichtern: "Man muss davon ausgehen, wie immer, dass er ein eigenes Ziel verfolgt hat."
Fragen müssen geklärt werden
"Infantinos Interesse an den stillen Rendezvous mit dem Chefankläger muss dringend geklärt werden" und außerdem die Frage, wie die zehntausende Euro teuren Geschenke zu bewerten seien, die Infantino seinem Amigo Rinaldo Arnold zukommen liess, der diese Treffen organisiert habe. "Die Sache stinkt zum Himmel", fasst Kistner den Fall zusammen.