Bratwürste, Hackfleisch, Steaks, Salmi oder Leberwust - grammgenau in Plastik abgepackt und günstig im Preis: Wurst und Fleisch kaufen viele Deutschen heute im Supermarkt. Metzgereien sind in den Städten rar geworden. Und wo es sie noch gibt, geht kaum einer hin. "Das ist ein Problem", meint der Journalist Klaus Reichert in seinem Buch "Fleisch ist mir nicht Wurst".
Die Wertschätzung für die Arbeit des Metzgers und wie er mit Tieren umgeht, sei komplett verloren gegangen.
"Dass wir wissen: Erstens hier stirbt ein Tier, damit geht's los - dieser Kreislauf ist komplett unterbrochen. Zweitens: Da ist jemand, der sehr sorgfältig und sehr gewissenhaft mit dem Fleisch umgeht und etwas sehr gutes, sehr wohlschmeckendes produziert", sagte der Journalist. Er selbst habe mit fünf Jahren das erste Mal gesehen, wie sein Vater ein Schwein schlachtete.
"Das vergisst man sein Leben lang nicht mehr und man denkt vielleicht jedes Mal, wenn man ein saftiges Steak auf dem Teller hat an diesem Moment", sagte Reichert, die Worte seines Bruders Thomas im Hinterkopf. Denn der ist der Meinung, dass ein Besuch im Schlachthof auf den Stundenplan von Jugendlichen gesetzt werden müsste.
Aus dem Schlachten eine Industrie gemacht
"Wir haben aus dem Schlachten und dem Metzgerhandwerk eine Industrie gemacht. Heute ist es so, dass nur noch 20 Prozent der Fleisch und Wurst, die wir essen, vom Metzger kommen. Der Rest ist tatsächlich industriell hergestellt worden und wird über die Supermärkte einfach verkauft. Da ist natürlich dieser Wertschöpfungskette krass unterbrochen. Das heißt, sie haben das Fleisch und Wurst in den bunten Verpackungen und nichts erinnert mehr daran, dass dafür mein Tier gestorben ist", sagte Reichert.
Mehr Metzgereien und regionale Schlachthöfe
In seinem Buch beschreibt er, wie er der elterlichen Metzgerei aufgewachsen ist und wie er mit seinem Bruder verstecken gespielt hat zwischen Schweinehälften. Solche seltenen Einblicke in das Metzgerei-Leben gewährte er auch in "Die Welt von hinter der Fleischtheke", ein Podcast, den er mit seinem Bruder macht.
Heutzutage fänden 80 Prozent der Schlachtungen in zehn großen Schlachthöfen statt, während gleichzeitig alle über regionale Produkte reden würden. Reicherts Forderung lautet deshalb auch: "Wir brauchen mehr Metzgereien, mehr kleine Schlachthöfe. Das muss regionalisiert werden."
Nur so werde sichtbar, wo die Tiere geschlachtet werden würden - "nicht irgendwo bei Tönnies in der Pampa, direkt vor der Haustür".
"Wir haben da eine Industrie draus gemacht, und das müssen wir in irgendeiner Form wieder zurückbauen. Zumindest auf eine gewisse Art und Weise, dass wir diese Art von Massentierhaltung und diese Art von Massenproduktion, wie wir sie im Moment haben, nicht weiterführen", so Reichert.
Fleischverzicht - ja oder nein?
Ganz auf Fleisch zu verzichten, hält er aber "für kompletten Blödsinn". "Es liegt in unserer Natur und ist Teil unserer Kultur Fleisch zu essen. Die ganze Forschung, die stattfindet, finde ich hochinteressant. Aber ich gehe da auch den letzten Schritt einfach nicht mehr mit. Diese Gleichsetzung, was das Spüren der Gefühle und diese ganzen Dinge von Tieren angeht, muss ich sagen, ist für mich alles nicht überzeugend."