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Ernährungsreport
Hauptsache, es schmeckt

Ein Bericht des Ernährungsministeriums zeigt: Viele Deutsche haben immer weniger Lust zu kochen und setzen stattdessen auf Fertiggerichte. Die Hauptsache ist, es schmeckt. Möglicherweise gibt es aber eine Trendwende: Jugendliche haben dem Bericht zufolge großes Interesse am Kochen.

Von Daniela Siebert | 03.01.2017
    Eine Lasagne wird in den Ofen geschoben.
    Eine Lasagne wird in den Ofen geschoben. (dpa-Bildfunk / Friso Gensch)
    Die Deutschen in ihrer Gesamtheit sind alles andere als Vegetarier: 53 Prozent von ihnen essen am liebsten Fleisch. Erst auf Platz zwei und drei der beliebtesten Nahrungsmittel folgen Nudeln und Gemüsegerichte. Das ergab der zweite, heute vorgestellte Ernährungsreport des Bundesernährungsministeriums, für den rund 1.000 Personen befragt wurden.
    Was sie tatsächlich am häufigsten essen, sagt die Erhebung nicht aus. Auch dass viele Deutsche viel zu viel essen und ihre Ernährung häufig ungesund gestalten, spielte in dem Bericht keine Rolle. Bundesernährungsminister Christian Schmidt ist mit den Kernaussagen der Umfrage dennoch zufrieden und macht keinen Hehl daraus, dass er ja auch Bundeslandwirtschaftsminister ist.
    "Der Verbraucher will nachvollziehen, wo die Produkte herkommen, unter welchen Bedingungen sie erzeugt wurden, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, brauchen wir eine starke, wettbewerbsfähige Landwirtschaft."
    Pragmatische Esser
    Wie die Deutschen essen - das scheint vor allem schnell und pragmatisch zu sein. Eine einfache und schnelle Zubereitung ist über der Hälfte der Befragten wichtig, besonders den unter 30-jährigen. Gerade diese Bevölkerungsgruppe greift auch besonders gerne zu Fertiggerichten und Tiefkühlpizza. Dieser Trend hat sich seit der ersten Erhebung 2015 deutlich verstärkt.
    Dazu scheint ein anderes Ergebnis bei der Umfrage unter Teenagern kaum zu passen.
    "Dass gerade die 14 bis 18-jährige von allen Altersklassen das größte Interesse am Kochen haben, diese Begeisterung gilt es, mit Schulküchen, mit systematischen Unterrichtskonzepten aufzugreifen."
    Vielen Deutschen ist es auch wichtig zu wissen, wie man sich gut ernährt, wo Produkte herkommen, wie es den Tieren ergeht. Das sollte auch schon in den Grundschulen vermittelt werden, sagen 89 Prozent der Befragten.
    "Neu ist, welcher Stellenwert einem Schulfach Ernährung zugemessen wird: Neun von zehn Deutschen sehen Ernährungsunterricht auf der gleichen Stufe wie Deutsch, Mathe und Physik. Wie Sie wissen, ist das Schulfach Ernährung eines meiner zentralen Anliegen, dazu bin ich im Gespräch mit den Kultusministern der Länder."
    Nicht nur für die Schulkinder, sondern für die Information der gesamten Bevölkerung kündigte der Minister die Eröffnung eines "Bundeszentrums für Ernährung" am 19. Januar an.
    Lieber Selbstgemachtes als Kantine
    Zurück zur aktuellen Umfrage: über die Hälfte der Arbeitnehmer bringt ihr Essen lieber von zu Hause mit, als in einer Kantine essen zu gehen. Dreiviertel bevorzugen beim Einkauf Produkte aus der Region Und nahezu allen Befragten war der Geschmack das allerwichtigste Kriterium beim Essen.
    Für die politischen Gegner ist der 26-seitige Umfrage-Bericht eher ärgerlich. Nicole Maisch, die verbraucherpolitische Sprecherin der Bündnis-Grünen im Bundestag hält ihn schlicht für überflüssig. Schmidt fordere Änderungen auf Gebieten, für die er gar nicht zuständig sei, dafür rühre er dringende Aufgaben nicht an, kritisiert sie.
    "Er findet raus: wir essen alle mehr Tiefkühlpizza und Fertiggerichte, da muss man sich doch als Minister überlegen, was kann ich dafür tun, dass diese Gerichte gesünder werden?"
    Minister Christian Schmidt kocht übrigens nach eigenen Angaben gern, aber selten. Immerhin: Fernsehkoch Tim Mälzer und seine Ehefrau seien zufrieden mit seinen Ergebnissen.