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Erneuerbare Energien
Energiewirtschaft will Biogas-Erzeugung weiter ausbauen

Die Politik setzt bei den erneuerbaren Energien auf Sonne und Wind. Strom aus Biomasse hat einen schlechten Ruf, und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel plant, die Förderung von Biomassekraftwerken und Biogasanlagen zu reduzieren. Befürworter dagegen betonen das verkannte Potenzial dieser Technik der Energiegewinnung.

Von Verena Kemna | 25.02.2014
    Nach den Plänen der Bundesregierung sollen die Fördersätze für Strom aus Biomasse künftig sinken, der Zubau neuer Anlagen pro Jahr auf 100 Megawatt installierter Leistung begrenzt werden. Die Betreiber von Biogasanlagen laufen Sturm. Der Bundesverband Bioenergie fürchtet um die wirtschaftliche Zukunft einer ganzen Branche und fordert einen Zubau von mindestens 300 Megawatt jährlich. Etwa 13.000 Biomasseanlagen gibt es in Deutschland derzeit. Als fester, flüssiger oder gasförmiger Energieträger lässt sich aus Biomasse, Strom, Wärme oder Kraftstoff erzeugen. Doch vor allem der Anbau von Energiepflanzen ist in der Vergangenheit unter dem Stichwort „Vermaisung der Landschaft" in die Kritik geraten. Außerdem gilt Mais, dessen Preis sich an den Getreidepreisen am Weltmarkt orientiert, ohnehin als viel zu teure Energiepflanze. So heißt es bereits im Koalitionsvertrag, dass Biomasse künftig vor allem aus Abfall- und Reststoffen gewonnen werden soll. Ein neuer Kurs der Großen Koalition, meint Florian Schöne, Agrarexperte des Naturschutzbund Deutschland:
    "Jeder weitere Hektar Mais ist einer zu viel, das können wir nicht mehr verantworten, ökologisch, aber auch ökonomisch. Wobei es etwas bedauerlich ist, dass wir damit nicht die Möglichkeit haben, die Anlagen, die schon stehen und die zum Teil auf falschen Standorten hochintensiv Mais produzieren, mitzunehmen und ihnen Perspektiven zu eröffnen jenseits von Mais mit mehr Vielfalt."
    Unerkanntes Potenzial der Biomasse
    Er fordert entsprechende Angebote für die Betreiber von Altanlagen. Die anstehenden politischen Reformen, die Anpassungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz sollten sich bei der Biomasse am Faktor Klasse statt Masse orientieren, meint Florian Schöne. Biomasse hat vor allem Potenzial, weil es ein flexibler und speicherbarer Energieträger ist.
    "Dafür brauchen wir nicht mehr Fläche, sondern wir brauchen intelligentere Konzepte. Was jetzt ansteht ist eigentlich die Botschaft, Bioenergie 2.0, dass wir die Biomasse gezielt qualifizieren für ihren unschlagbaren Vorteil im Kontext der Energiewende anstatt wieder neue Sondervergütungen aufzulegen. Das ist der falsche Weg."
    Der Industrieverband Biogasrat setzt sich für einen stärkeren Einsatz von Biomethan ein. Bei den marktführenden Produzenten heißt es, dass sich die Kosteneffizienz in den nächsten fünf Jahren um 30 Prozent steigern ließe. Allein in der laut Koalitionsvertrag vorgesehenen Verwertung von Rest- und Abfallstoffen rechnet die Branche mit einem Potenzial von bis zu acht Milliarden Kubikmeter Biomethan pro Jahr. Vorausgesetzt seien entsprechende Vergütungen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Hildegard Müller vom Bundesverband der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft sieht in der gesamten Wertschöpfungskette Biogas und Biomethan 40.000 Arbeitsplätze gefährdet, falls die Reformpläne der Großen Koalition wie geplant umgesetzt werden. Müller fordert eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, die die Potenziale von Biomasse unterstützt:
    "Biomasse hat den Vorteil, dass es eine verstetigte Energie ist, eine Energie die rund um die Uhr zur Verfügung stehen kann, die positive Einflussmöglichkeiten auf den Wärmemarkt haben kann und deshalb bitten wir zu überlegen, ob diese starke Reduktion der Biomasseförderung so richtig ist."
    Florian Schöne vom Naturschutzbund Deutschland erklärt, dass der Einsatz von Biomasse, trotz aller Potenziale, begrenzt ist. "Wir können nicht einfach fossil durch Biomasse ersetzen, da reichen die Potenziale hinten und vorne nicht."