"Demokratie verteidigen"
Erneut in ganz Deutschland viele Kundgebungen gegen Rechtsextremismus

Die bundesweiten Massenproteste für Demokratie und gegen Rechtsextremismus gehen weiter. In Köln kamen nach Angaben der Polizei am Mittag mehrere zehntausend Menschen zu einer Kundgebung, zu der das aus über 50 Parteien, Organisationen und Initiativen bestehende Bündnis "Köln stellt sich quer" aufgerufen hat.

    21.01.2024, Brandenburg, Cottbus: Hunderte Menschen demonstrieren gegen die AfD und Rechtsextremismus, sie halten Schilder und Plakate hoch.
    Demonstration gegen Rechtsextremismus in Cottbus - auch in vielen anderen Städten soll es heute Kundgebungen geben. (dpa / Frank Hammerschmidt)
    Die Veranstalter sprachen von mehr als 50.000 Teilnehmern. Auch in München und Berlin sind Protestaktionen angekündigt, ebenso wie in Dresden, Chemnitz und Neubrandenburg. In Cottbus fand bereits am Vormittag eine Demonstration für Vielfalt, Weltoffenheit und gegen die extreme Rechte statt.
    Bundespräsident Steinmeier würdigte das Engagement der Demonstranten. Sie verteidigten die Republik und das Grundgesetz gegen seine Feinde und machten damit allen Mut. Steinmeier rief zu einem Bündnis aller Demokratinnen und Demokraten auf.

    Mehr als 300.000 Menschen auf den Straßen

    Gestern waren bundesweit schätzungsweise 300.000 Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Rund 35.000 versammelten sich nach Polizeiangaben in Frankfurt am Main ebenso wie in Hannover, in Braunschweig und Stuttgart waren es jeweils 20.000.
    Bundesinnenministerin Faeser erklärte mit Blick auf die Proteste, die Demokratie lebe davon, dass viele Menschen Gesicht und Haltung zeigten. Bundestagsvizepräsidentin Göring-Eckardt, die aus Thüringen stammt, zeigte sich besonders erfreut über die Demonstrationen im Osten. In Halle/Saale hatten zum Beispiel rund 16.000 Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert, in Erfurt etwa 10.000. Das Internationale Auschwitz Komitee erklärte, die Kundgebungen seien ein machtvolles Zeichen der Bürger und eine Belebung der Demokratie.

    Politologin warnt vor Ausgrenzung

    Die Politologin Ursula Münch warnte dagegen davor, diejenigen auszugrenzen, die sich noch nicht sicher seien, welche Partei sie wählen sollten. In einer Art Solidaritätseffekt könnten diese sonst noch mehr in die Arme der AfD getrieben werden, sagte Münch im Deutschlandfunk. Die Demokratie rette man nicht durch Demonstrationen. Viel wichtiger sei es, nach den Protestaktionen die Gesprächsfäden wieder aufzunehmen und auf andere mäßigend einzuwirken. Damit wäre dann wirklich etwas für die Demokratie erreicht.
    Auslöser der Protestwelle war ein Treffen von Rechtsextremen mit Vertretern der AfD und des Vereins Werteunion sowie Unternehmern, bei dem über die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationsgeschichte gesprochen wurde.

    Mehr zum Thema

    "Wachrütteln auf der Straße" - viel Unterstützung aus Politik und Gesellschaft für Kundgebungen gegen rechts
    Diese Nachricht wurde am 21.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.