Die Vorbereitungen für die feierliche Eröffnungszeremonie in der Stadt Ismaelija an den Ufern des Kanals östlich der Hauptstadt Kairo laufen schon seit Wochen auf Hochtouren. In Kairo wurden für die Videoübertragung der Zeremonie öffentliche Plätze und Regierungsgebäude mit überdimensionalen ägyptischen Nationalflaggen geschmückt.
Auf neu installierten Videoleinwänden an den Hauptstraßen der Stadt flimmern ununterbrochen Videos von der erfolgreichen Testfahrt dreier Containerschiffe im neuen Kanalbett. Ägyptens Presse spricht vom "Jahrhundertbau". Tenor der Berichte: Der Kanal sei Ausdruck der wiedererlangten nationalen Stärke Ägyptens und werde der Wirtschaft des Landes auf die Beine helfen.
Wirtschaftlichkeit steht in der Diskussion
Doch die Wirtschaftlichkeit des erweiterten Suezkanals ist umstritten. Die ägyptische Regierung hofft auf eine Steigerung der jährlichen Einnahmen aus dem Kanal von derzeit rund 5,3 Milliarden US-Dollar auf über 13 Milliarden und eine Verdoppelung der den Kanal passierenden Schiffe bis zum Jahr 2023. Die an den Ufern geplante Sonderwirtschaftszone soll bis zu einer Million neuer Jobs schaffen, heißt es. Der neue Kanal verläuft teilweise parallel zum inzwischen fast 150 Jahre alten Suezkanal, der das Rote Meer und das Mittelmeer miteinander verbindet. Teilweise wurde die alte, für den Welthandel äußerst wichtige Wasserstraße erweitert und vertieft.
Zweifel sind an diesen Annahmen angebracht. Der Öffentlichkeit liegen keinerlei Informationen oder Studien zur Wirtschaftlichkeit des Projektes vor, sagt Amr Adly vom Carnegie Middle East Center in Beirut. Umgerechnet fast acht Milliarden Euro soll der Ausbau gekostet haben. Internationale Wirtschaftsexperten zeigen sich betont skeptisch über die Erwartungen der Regierung: Der Welthandel müsse jährliche Wachstumsraten von neun Prozent erreichen, damit sich Kairos Berechnungen erfüllen, heißt es dort. Die Anzahl der Schiffe, die den Suezkanal passieren, liege zudem derzeit 20 Prozent unter dem Wert von 2008. Der Kanal ist nicht ausgelastet. Wie Ägypten daher in nur neun Jahren die Kanaleinnahmen um rund 260 Prozent steigern will, bleibt rätselhaft.
Eröffnung in politisch schwieriger Lage
Die Kanaleröffnung ist politisch aufgeladen. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi will der Öffentlichkeit beweisen, dass er in der Lage ist, zu handeln. Er versucht zu zeigen, dass er im Vergleich zu der von ihm im Juli 2013 gestürzten Muslimbruderschaft, aber auch im Vergleich zu dem 2011 entmachteten Ex-Präsidenten Hosni Mubarak, in der Lage ist, Projekte umzusetzen.
Hinzukommt, dass das sicherheitspolitische Umfeld des Kanals äußerst fragil ist. Im Nord-Sinai unweit des Suezkanals tobt seit fast drei Jahren ein Krieg zwischen Ägyptens Militär und radikalen Extremisten.
(tzi/ach)