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Eröffnung der Kunst-Biennale in Venedig
Blutroboter, Staumauern und ein Garten Eden

Die 58. Kunst-Biennale von Venedig startet am Samstag unter dem Motto "May you live in interesting times". 91 Länder wetteifern auf der Kunstschau um den Goldenen Löwen. Deutschland wird von Natascha Süder Happelmann vertreten.

Franciska Zólyom, Nicola Kuhn und Carsten Probst im Gespräch mit Stefan Koldehoff |
Ein Industrieroboter mit einem spachtelartigen Arm wischt blutrot gefärbtes Wasser immer wieder zu einer Pfütze zusammen.
"Can't Help Myself" der beiden chinesischen Künstler Sun Yuan und Peng Yu im Zentralen Pavillon der 58. Biennale in Venedig (Deutschlandradio / Joanne Moar)
Biennale in Venedig heißt: Es findet eine Bestandaufnahme der aktuellen Kunst statt, es gibt einen Wettbewerb und es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Vorträgen und Symposien. "Das ist auch viel Arbeit", so Nicola Kuhn vom Tagesspiegel, da es insgesamt 79 Arbeiten auf zwei Arealen gibt, in den Pavillons in den Giardini und im Arsenale.
Ein riesiger Pinsel, der mit Blut spritzt
Am 18. April 2015 sank vor der Küste Libyens ein Schiff, das mehr als 800 Menschen auf der Flucht in den Tod riss. Nur 28 Passagiere überlebten. Der Schweizer Künstler Christoph Büchel ließ das Wrack bergen und zeigt es nun als "Barca Nostra", als "unser Boot" auf der Biennale in Venedig. Es ist nicht das einzige Kunstwerk mit einem politischen Hintergrund, von denen es insgesamt aber doch erstaunlich wenige gibt. Das Pekinger Duo Sun Yuan und Peng Yu zeigt mit "Can’t Help Myself" einen gruseligen Roboterarm, an dem ein riesenhafter Pinselarm eine blutrote Flüssigkeit verwischt und verspritzt. "Platt und dekorativ", urteilt Nicola Kuhn.
Und der deutsche Beitrag von Natascha Süder Happelmann fragt mit ihrem Beitrag "Ankersentrum" nach der Metapher der Mauer. Kuratorin Franciska Zólyom: "Namen haben Wirkmacht. Der Name Ankerzentrum täuscht darüber hinweg, dass er eigentlich für Rückführung steht." "Hier geht es um ein nachhaltiges Konzept für Bildführung. Für mich einer der am besten kuratierten Deutschen Pavillons der letzten Jahre."
Favorit ist der Französische Pavillon
Kurator der 58. Kunstbiennale in Venedig ist Ralph Rugoff, der zum ersten Mal auch Länder wie Ghana, Madagaskar, Malaysia und Pakistan zur Kunstschau geholt hat. Ein konkretes Thema hat er nicht vorgegeben, auch die Ausstellung der Kunstwerke wirkt fast zufällig, weil stellenweise dicht gedrängt. Gezeigt werden Arbeiten von international bekannten Künstlern wie Hito Steyerl, Ed Atkins, Neil Beloufa oder Rosemarie Trockel. "Besonders beeindruckt hat mich die Arbeit von Hito Steyerl, da tritt man in einen Garten Eden ein", so Nicole Kuhn.
Noch bevor die Biennale offiziell eröffnet ist, wird bereits der Französische Pavillon, vor dem sich lange Schlangen bildeten, als Favorit für den Goldenen Löwen gehandelt. Die Künstlerin Laure Prouvost zeigt mit "Deep See Blue Surrounding You" eine Installation, die einer surrealen Reise von Paris nach Venedig nachempfunden ist - auf matschigem Grund.