Archiv

Eröffnung des Katholikentags in Leipzig
"Der Stimme der Armen und Zerschlagenen mehr Raum geben"

In Leipzig hat der 100. Katholikentag begonnen. An fünf Tagen wollen sich die Teilnehmer über Themen wie den Umgang mit Flüchtlingen oder innerkirchliche Reformen austauschen. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte bei der Eröffnungsfeier das Wirken der Kirchen in Deutschland. Der Papst wandte sich mit einer Videobotschaft an die Gläubigen. Aber es gab auch Kritik an der Veranstaltung.

    Papst Franziskus spricht am 25.05.2016 in einer Videobotschaft zur Eröffnung des Katholikentags in Leipzig zu einer Menschenmenge, die vor einer Bühne steht.
    Papst Franziskus wandte sich in einer Videobotschaft an die Teilnehmer des Katholikentags in Leipzig. (dpa/picture alliance/Hendrik Schmidt)
    Der diesjährige Katholikentag steht unter dem Motto "Seht, da ist der Mensch". Bis Sonntag sind rund 1.000 Veranstaltungen angesetzt. Es werden rund 32.000 Menschen erwartet. Vor allem drei Themen werden bei dem Laientreffen im Mittelpunkt stehen, berichtet DLF-Reporter Rainer Brandes aus Leipzig: Die Reformen innerhalb der Kirche - etwa das mögliche Diakonat für Frauen -, eine gerechte globale Wirtschaft sowie der Umgang mit Flüchtlingen und dem Islam.
    "Signal gegen dumpfen Nationalismus"
    Bei den verschiedenen Veranstaltungen werden auch Politiker zu Wort kommen - jedoch keine von der Alternative für Deutschland (AfD). Die Organisatoren hatten sich geweigert, Politiker der rechtspopulistischen Partei einzuladen. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sagte, er wolle keine "Schauveranstaltung" haben, kein "Getümmel" wie man es aus Talkshows kenne. Sternberg sagte, von der international geprägten Stadt Leipzig solle ein starkes Zeichen ausgehen: "Ein Signal der Offenheit und der Toleranz gegen jeden dumpfen Nationalismus".
    Er betonte die Gemeinsamkeiten unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen. Er fügte hinzu, für Christen sei die Würde aller Menschen nicht verhandelbar: "Deshalb können wir nicht wegsehen, dürfen wir nicht vorübergehen, wo andere unsere Solidarität brauchen. Und wenn Menschen Sicherheit vor Verfolgung und Not nur in unserem Land finden können, dann sind sie hier herzlich willkommen!"
    Die Entscheidung zum AfD-Ausschluss wurde von vielen Seiten kritisiert, so beispielsweise von CDU-Politikerin Julia Klöckner: Sie halte eine klare Auseinandersetzung für besser als Ausgrenzung. Grünen-Politikerin Sylvia Löhrmann jedoch begrüßte den Schritt der Organisatoren. Die Katholische Kirche stehe für eine humane Flüchtlingspolitik, und die AfD bekämpfe diese in Teilen, sagte sie im Deutschlandfunk. AfD-Bundessprecherin Beatrix von Storch ließ über Twitter verlauten, die AfD stehe für die Einhaltung geltenden Rechts und eine offene, kritische Debatte über den Islam.
    Papst: "Der Stimme der Armen mehr Raum geben"
    Zur Eröffnung des Katholikentags sprach Bundespräsident Joachim Gauck. Er dankte im Namen von Staat und Gesellschaft für den selbstlosen Einsatz vieler katholischer und evangelischer Christen. Konkret nannte er die Hilfe für Flüchtlinge in den vergangenen Monaten. Statt Jammerlieder über die Schlechtigkeit der Welt zu singen, beteten Christen um Hilfe und fingen an zu handeln, betonte Gauck. Er rief außerdem dazu auf, die Welt zu einem besseren Ort zu machen: "Geschichte kann sich auch in eine gute Richtung entwickeln, nämlich in Richtung Verständnis, Toleranz, Versöhnung. Inmitten all der meist schlimmen oder bedrohlichen Nachrichten der jüngsten Zeit sollten wir das nicht vergessen."
    Zuvor hatte Papst Franziskus die Teilnehmer des Katholikentags zu Solidarität und Miteinander aufgerufen. Er forderte in einer eingespielten Videobotschaft dazu auf, "der Stimme der Armen und Zerschlagenen immer mehr Raum" zu geben. In der auf Deutsch gehaltenen Rede kritisierte er: "Wir sehen, wie Menschen bloßgestellt, hin und her gestoßen und ihrer Würde beraubt werden, weil sie keine Arbeit haben oder weil sie Flüchtlinge sind."
    (cvo/nin)