"Die unmittelbare Verbindung der deutschen Meere steht vollendet vor unseren Augen. Aber nicht nur dem Vaterlande und seinem Handel, seiner Schifffahrt und seiner Wehrkraft soll der Kanal förderlich sein. Indem wir ihn in den Dienst des Weltverkehrs stellen, eröffnen wir neidlos allen seefahrttreibenden Völkern die Teilnahme an den Vorteilen, welche seine Benutzung gewährt."
So stand es in einer Urkunde, aufbewahrt in dem Schlussstein, den Kaiser Wilhelm II. am 21. Juni 1895 in Kiel Holtenau setzte. Vor 5000 Ehrengästen weihte der Monarch das Renommierbauwerk Norddeutschlands ein, den knapp 100 Kilometer langen Nord-Ostsee-Kanal. Zu Ehren seines Großvaters, der acht Jahre zuvor den Grundstein gelegt hatte, taufte er ihn Kaiser-Wilhelm-Kanal. Drei Tage dauerte das pompöse Fest, das 1,7 Millionen Mark verschlang. Von Hamburg aus war die kaiserliche Yacht "Hohenzollern" zur Schleuse nach Brunsbüttel aufgebrochen, gefolgt von 23 Schiffen mit Adligen, Würdenträgern und sogar dem russischen Zaren an Bord.
Achteinhalb Stunden später erreichte der Kaiser die Kieler Förde, wo ihn Schiffe aus 14 Nationen begrüßten und über 50 deutsche Kriegsboote Salutschüsse abfeuerten. Auf dieser neuen Reichswasserstraße konnten Handelsschiffe und die Marine zügig von der Nord- an die Ostsee gelangen, denn sie sparten sich den 460 Kilometer langen Umweg um die dänische Nordspitze oder die dreitägige Passage durch den gut 100 Jahre alten Eiderkanal, so Hans-Heinrich Witte, Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt.
"Der Eiderkanal hat von seinen Abmessungen her die Bedürfnisse der Schifffahrt schon nicht mehr erfüllt. Es waren einfach die entsprechenden Schleusen von den Abmessungen her deutlich zu gering. Im Nord-Ostsee-Kanal oder Kaiser-Wilhelm-Kanal sind ja die ersten Schleusen, die zur Bauzeit entstanden sind, von den Abmessungen so, dass auch heute kleinere Containerschiffe diese alten Schleusen noch ohne Probleme nutzen können."
Achteinhalb Stunden später erreichte der Kaiser die Kieler Förde, wo ihn Schiffe aus 14 Nationen begrüßten und über 50 deutsche Kriegsboote Salutschüsse abfeuerten. Auf dieser neuen Reichswasserstraße konnten Handelsschiffe und die Marine zügig von der Nord- an die Ostsee gelangen, denn sie sparten sich den 460 Kilometer langen Umweg um die dänische Nordspitze oder die dreitägige Passage durch den gut 100 Jahre alten Eiderkanal, so Hans-Heinrich Witte, Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt.
"Der Eiderkanal hat von seinen Abmessungen her die Bedürfnisse der Schifffahrt schon nicht mehr erfüllt. Es waren einfach die entsprechenden Schleusen von den Abmessungen her deutlich zu gering. Im Nord-Ostsee-Kanal oder Kaiser-Wilhelm-Kanal sind ja die ersten Schleusen, die zur Bauzeit entstanden sind, von den Abmessungen so, dass auch heute kleinere Containerschiffe diese alten Schleusen noch ohne Probleme nutzen können."
Grundsanierung wurde verschoben
Bereits zwölf Jahre nach der Eröffnung begann man mit dem Ausbau der Seeschifffahrtsstraße. 1914 weihte Wilhelm II. in Kiel und Brunsbüttel jeweils zwei neue große Schleusenkammern ein. Zehn Brücken überspannen heute den Nord-Ostsee-Kanal wie er seit 1948 heißt. Und ein Tunnel in Rendsburg führt darunter hindurch.
Die für die 90er-Jahre geplante Grundsanierung wurde wegen der hohen Kosten für die Wiedervereinigung auf das nächste Jahrtausend verschoben. Da hatte sich die Zahl der immer imposanteren Container- und Kreuzfahrtschiffe, die die elf Meter tiefe Fahrrinne aufwühlten, mehr als verdoppelt. Es kam zu Unfällen in den Schleusen und permanenten Reparaturarbeiten. Knapp 43.000 Schiffe passierten 2008 den Kiel-Canal, wie er weltweit genannt wird. Das führte zu enormen Wartezeiten an den Ein- und Ausfahrten, und viele Reedereien schickten ihre Frachter wieder über die Nordroute um Dänemark herum. Für etwa zwei Milliarden Euro wird der Nord-Ostsee-Kanal jetzt in einem gigantischen Bauvorhaben endlich generalüberholt. In Brunsbüttel entsteht gerade eine dritte große Schleusenkammer.
"Gehen wir auf die andere Seite des Kanals nach Kiel, da sanieren wir zurzeit die kleinen Schleusen aus Kaisers Zeiten, die ersten von 1895. Wenn die fertig sind, dann werden die beiden großen Kammern grundinstandgesetzt. Wir sind zurzeit dabei, die letzten 20 Kilometer des Kanals im Osten zu verbreitern. Dass auch dieser Teil des Kanals dann den Standard hat, den wir auf den ersten 80 Kilometern schon haben, dass sich also auch größere Schiffe begegnen können. Einen baustellenfreien Nord-Ostsee-Kanal werden Sie genauso wenig erleben wie eine baustellenfreie Autobahn in Deutschland."
Hamburg profitiert von dem Kanal
Die Funktionsfähigkeit dieser Verkehrsachse von Brunsbüttel nach Kiel ist auch für den Wirtschaftsstandort Hamburg von enormer Bedeutung. Denn der Nord-Ostsee-Kanal verschafft der Elbmetropole einen geografischen Vorteil. Durch ihn wird Hamburg quasi zum westlichsten Ostsee-Hafen. Waren aus Übersee können dort auf kleinere Schiffe umgeladen und energie- und kostensparend nach Skandinavien, ins Baltikum und nach Russland transportiert werden.
Ein Drittel aller in Hamburg umgeschlagenen Güter nach Osteuropa nimmt seinen Weg über den Nord-Ostsee-Kanal, der mit rund 35.000 Schiffspassagen im Jahr die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt ist.