Frankfurter Buchmesse
Eröffnung im Schatten des Krieges in Nahost

Die 75. Frankfurter Buchmesse wird eröffnet und zunehmend vom Krieg im Nahen Osten überschattet. Die Eröffnungsansprache von Bundeskanzler Scholz dürfte wegen seiner kurzfristigen Israel-Reise ausfallen. Die Anschläge auf Israel haben weitere Auswirkungen auf den Verlauf der Messe.

17.10.2023
    Die Dekoration der Sonderhalle für die Eröffnung der Messe wird aufgebaut.
    Die Frankfurter Buchmesse eröffnet am Dienstagabend zum 75. Mal (picture alliance / dpa / Helmut Fricke)
    Buchmesse-Direktor Boos erklärte, geplante Konzerte mit den Sängerinnen Liraz und Rita aus Israel könnten nicht stattfinden. Boos sagte, der Terror dürfe jedoch niemals siegen. Deshalb sollen jüdische und israelische Stimmen auf der Buchmesse nun besonders sichtbar gemacht werden.

    Absage der Ehrung einer palästinensischen Autorin

    Dazu passt die Buchmesse eigenen Angaben zufolge auch ihr Programm an. Für Mittwoch hat sie zusammen mit dem PEN Berlin eine Podiumsdiskussion mit dem Titel In Sorge um Israel im Pavillon auf der Messe organisiert. Als Gäste werden unter anderen die Schriftsteller Tomer Dotan-Dreyfus und Doron Rabinovici sowie der Historiker und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, erwartet. Weiter werde die in Tel Aviv und Berlin lebende Autorin und Friedensaktivistin Lizzie Doron bei der Literaturgala am Buchmesse-Samstag auf das aktuelle Geschehen in Israel Bezug nehmen. Direktor Boos betonte, die Frankfurter Buchmesse stehe solidarisch an der Seite Israels.
    Bestätigt ist inzwischen, dass die palästinensische Autorin Adania Shibli anders als ursprünglich geplant nicht auf der Buchmesse geehrt wird. Die vom Verein Litprom organisierte Verleihung des "LiBeraturpreises" an Shibli war für Freitag geplant. Aufgrund des durch die Hamas begonnenen Kriegs, unter dem Millionen Menschen in Israel und Palästina leiden, hat sich der Organisator Litprom nach eigenen Angaben entschlossen, die geplante Preisverleihung abzusagen. Man suche nun nach einem geeigneten Rahmen zu einem späteren Zeitpunkt.

    Gastgeberland Slowenien

    Auch wenn der Bundeskanzler aufgrund seiner Reise nach Israel wohl fehlt, so wird die Buchmesse unter anderen von der slowenischen Staatspräsidentin Pirc Musar eröffnet. Slowenien präsentiert sich in diesem Jahr zum Motto Waben der Worte als Gastland. 75 slowenische Autorinnen und Autoren, Lyriker und Übersetzerinnen werden in Frankfurt erwartet.
    Die Buchmesse läuft bis Sonntag. Erwartet wird unter anderen der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie. Er erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Auch Deborah Feldman, Cornelia Funke, Heinz Strunk, Elke Heidenreich, Rafik Schami und Ayla Dade werden neben vielen weiteren Autorinnen und Autoren in Frankfurt am Main dabei sein.
    Weitere große Themen der Buchmesse, neben dem Krieg im Nahen Osten, sind Künstliche Intelligenz, Klimawandel und der Kampf gegen Populismus und Extremismus. Auch das Erstarken der AfD und der anhaltende Krieg in der Ukraine dürften zahlreiche Podien bestimmen.

    Ein größeres Angebot als im Vorjahr

    Die Bücherschau war erstmals im Jahr 1949 unter Beteiligung von 205 deutschen Verlagen in der Frankfurter Paulskirche ausgerichtet worden. Im vergangenen Jahr nahmen mehr als 4.000 Aussteller aus 95 Ländern teil. 2023 habe die Aussteller-Zahl noch einmal um zehn Prozent zugelegt, so Buchmesse-Direktor Boos.
    Zur Jubiläumsausgabe der Frankfurter Buchmesse sind auf dem Messegelände, in der Stadt sowie in den klassischen und sozialen Medien viele Aktionen und Veranstaltungen geplant. Die Frankfurter Buchmesse ist das weltweit größte Branchentreffen von Autoren, Verlagen und Lesepublikum.
    Diese Nachricht wurde am 17.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.