Bekanntlich wollte der König sich und seine Untertanen delektieren, fortbilden und amüsieren - auf hohem Niveau. Daher installierte der von absolutistischem Denken geprägte und mit umfassendem Machtwillen begabte Gustav III. die bis heute renommierte Schwedische Akademie, ließ erstmals ein prächtiges Opernhaus in Stockholm errichten - das erste große Theater dieser Art in Skandinavien - und richtete rauschende Maskenbälle aus, von denen ihm dann einer im März 1792 zum Verhängnis wurde. Mit dem, was ihm ein Jahrzehnt zuvor bei einer Voraufführung der von ihm konzipierten Oper "Proserpin" auf seinem Lustschloss Ulrichsthal vorgeführt wurde, war er offensichtlich aber nicht zufrieden. Gustav wünschte, wie der 25-jährige Komponist Joseph Martin Kraus an seine Eltern in Amorbach schrieb, dass "in der Eintheilung der Poesie noch etwas abgeändert werden soll", das Werk aber zur Uraufführung anlässlich der Einweihung des Stockholmer Pracht-Theaters Anfang 1782 bestimmt sei. Offensichtlich änderte der Monarch dann jedoch seine Absichten und bestellte beim frisch ernannten Hofkapellmeister Kraus "Aeneas i Carthago". Da auch dieses Projekt zunächst nicht realisiert wird, nimmt das Staatstheater Stuttgart Anfang Juni dieses Jahres die Gelegenheit wahr, diese Version von "Dido und Aeneas" erstmals zu präsentieren.
Der König hatte, sichtlich unter dem Einfluss von Glucks "Orpheus und Eurydike", eine verwandte Geschichte für das Musiktheater bearbeitet: die aus dem klassischen Altertum überlieferte und damals sattsam bekannte Sage vom Raub der Persephone oder Proserpina, einer Tochter des Zeus beziehungsweise Jupiter und der von den Römern Ceres genannten Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Ceres. In die höchst attraktive Jungfrau göttlichster Abstammung verliebte sich der ganz irdische Jüngling Atis, der deshalb seine Verlobte Cyane verlässt. Doch Pluto, Chef der Unterwelt, raubt und entführt sie in den Hades, worauf sich Atis in höchster Verzweiflung durch die Kraterschluchten des Ätna in die Hölle stürzt – dort aber von der früheren Verlobten abgeholt wird, da die noch ein Versprechen bei Pluto gut hatte. Jupiter diktiert am Ende, und das deutet den allegorischen Ambitus der Sage aus, einen historischen Kompromiss zwischen dem Herrn der Tiefen und der Erdmuttergottheit: Die vier Wintermonate soll Proserpina jeweils als Plutos Gattin in der Unterwelt verbringen, im Frühjahr aber wieder bei der Mutter im Sonnenlicht erblühen. Ceres - in Schwetzingen überzeugend dargestellt und hervorragend gesungen von Johanns Stojkovic - hatte so intensiv geklagt, dass ihr die größere Hälfte der Besitzrechte zuerkannt wurden.
Die Musik von Joseph Martin Kraus, dessen Lebensdaten sich recht genau mit denen Mozarts decken und der auch ein bedeutender Lyriker war, hat im Jahr der "Entführung aus dem Serail" eine "Proserpina"-Musik komponiert, die alle erdenklichen kompositorischen Errungenschaften der Zeit kompiliert – die Opernschreibweisen Hasses, Paërs, Salieris, die Novitäten des Mannheimer Orchesters, vor allem auch die Empfindsamkeit Carl Philipp Emanuel Bachs und die Chor-Behandlung Glucks. Kraus war ein origineller Kopf und schrieb eine in ihrem Verlauf zunehmend originelle Partitur, die jetzt in Schwetzingen von einem etwas zusammengestoppelt wirkenden Orchester unter Leitung von Christoph Spering noch nicht ganz perfekt wirkt - wie das ganze Werk nicht, das ja noch nachgebessert werden sollte, was aber offensichtlich unterblieb. Daher rührt wohl der Charakter des Inhomogenen.
Georges Delnon, noch Intendant in Mainz (und demnächst in Basel), ist als Regisseur alles andere als ein Bilderstürmer oder gar Berserker. In einer schlichten Installation beweglicher weißer, dann teilweise auch schwarzer Wände wird die alte Geschichte ohne Bezugnahmen zur Gegenwart als etwas Ferngerücktes erzählt - mit Schriftbändern, die etwas mythologische Vor- und Nachgeschichte nachtragen. Das wohlsituierte Premierenpublikum zeigte sich von dieser Ausgrabung und ihrer Aufbereitung entzückt. Und musiktheaterhistorisch ist die Produktion gewiss von Interesse.
Der König hatte, sichtlich unter dem Einfluss von Glucks "Orpheus und Eurydike", eine verwandte Geschichte für das Musiktheater bearbeitet: die aus dem klassischen Altertum überlieferte und damals sattsam bekannte Sage vom Raub der Persephone oder Proserpina, einer Tochter des Zeus beziehungsweise Jupiter und der von den Römern Ceres genannten Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Ceres. In die höchst attraktive Jungfrau göttlichster Abstammung verliebte sich der ganz irdische Jüngling Atis, der deshalb seine Verlobte Cyane verlässt. Doch Pluto, Chef der Unterwelt, raubt und entführt sie in den Hades, worauf sich Atis in höchster Verzweiflung durch die Kraterschluchten des Ätna in die Hölle stürzt – dort aber von der früheren Verlobten abgeholt wird, da die noch ein Versprechen bei Pluto gut hatte. Jupiter diktiert am Ende, und das deutet den allegorischen Ambitus der Sage aus, einen historischen Kompromiss zwischen dem Herrn der Tiefen und der Erdmuttergottheit: Die vier Wintermonate soll Proserpina jeweils als Plutos Gattin in der Unterwelt verbringen, im Frühjahr aber wieder bei der Mutter im Sonnenlicht erblühen. Ceres - in Schwetzingen überzeugend dargestellt und hervorragend gesungen von Johanns Stojkovic - hatte so intensiv geklagt, dass ihr die größere Hälfte der Besitzrechte zuerkannt wurden.
Die Musik von Joseph Martin Kraus, dessen Lebensdaten sich recht genau mit denen Mozarts decken und der auch ein bedeutender Lyriker war, hat im Jahr der "Entführung aus dem Serail" eine "Proserpina"-Musik komponiert, die alle erdenklichen kompositorischen Errungenschaften der Zeit kompiliert – die Opernschreibweisen Hasses, Paërs, Salieris, die Novitäten des Mannheimer Orchesters, vor allem auch die Empfindsamkeit Carl Philipp Emanuel Bachs und die Chor-Behandlung Glucks. Kraus war ein origineller Kopf und schrieb eine in ihrem Verlauf zunehmend originelle Partitur, die jetzt in Schwetzingen von einem etwas zusammengestoppelt wirkenden Orchester unter Leitung von Christoph Spering noch nicht ganz perfekt wirkt - wie das ganze Werk nicht, das ja noch nachgebessert werden sollte, was aber offensichtlich unterblieb. Daher rührt wohl der Charakter des Inhomogenen.
Georges Delnon, noch Intendant in Mainz (und demnächst in Basel), ist als Regisseur alles andere als ein Bilderstürmer oder gar Berserker. In einer schlichten Installation beweglicher weißer, dann teilweise auch schwarzer Wände wird die alte Geschichte ohne Bezugnahmen zur Gegenwart als etwas Ferngerücktes erzählt - mit Schriftbändern, die etwas mythologische Vor- und Nachgeschichte nachtragen. Das wohlsituierte Premierenpublikum zeigte sich von dieser Ausgrabung und ihrer Aufbereitung entzückt. Und musiktheaterhistorisch ist die Produktion gewiss von Interesse.