"Früher herrschte hier die Gewalt! Das hat sich total geändert, jetzt kann man ruhig rausgehen. Es gibt die zur Metro gehörende Seilbahn, die Bibliothek España…"
Ihr ganzes Leben hat Dolfina in Santo Domingo verbracht. Jetzt ist die einstige Problemkommune an den Berghängen Medellins fast schon zu einer Art Vorzeigeviertel geworden: Die Metro-Seilbahn verkürzt und verbilligt den Weg zur Arbeit enorm. Das setzt Ressourcen frei und hat offenkundig den Wandel beschleunigt. Als prominenter Zeuge dafür schwebt Bundespräsident Gauck per Drahtseilbahn ein:
Ein Ständchen Cumbia zum Dank - Kolumbiens Rhythmen versetzen First Lady Daniela Schadt in Tanzlaune. Erwartung hängt in der Luft:
"Dass die Probleme des Landes erkannt werden und Abhilfe kommt,"
hofft diese erst kürzlich zugewanderte Bewohnerin der Comuna, nicht ahnend, dass ein Treffen mit Menschenrechtsvertretern gleich das Bewusstsein für die Nöte und Sorgen bei Joachim Gauck schärfen würden, der gleich zu Auftakt klarstellte:
"Der Präsident ist gekommen, aber es ist mir wichtig zu sagen in dieser Runde, als ich so alt war wie Sie, da war ich kein Präsident …"
Sondern Pfarrer in Rostock und kämpfte als Bürgerrechtler gegen Unterdrückung. Die sei nicht vergleichbar mit dem Morden in Kolumbien, in der Angst aber sieht Gauck Gemeinsamkeiten. Und Angst zu haben gibt es allen Fortschritten zum Trotz Grund genug in Kolumbien - nach mehr als 200.000 Toten in Jahrzehnten der Gewalt zwischen Guerilla, Paramilitärs, Banden und Sicherheitskräften.
"2012 gab es 355 Übergriffe allein auf Menschenrechtsaktivisten, 69 von ihnen wurden ermordet,"
berichtet Anwalt Alirio Uribe. Verschleppung, Vertreibung, sexueller Missbrauch, Übergriffe und Morde auf Gewerkschafter und Journalisten, auf einfache Bauern: Erschütterndes bekommt Gauck zu hören:
"Wir werden das politische Gespräch mit den politischen Verantwortlichen bei uns suchen, dass es einen ständigen Menschenrechtsrechtsdiskurs gibt von unseren Außenpolitikern nach hier, so viel kann ich Ihnen versprechen."
Aber leider nicht mehr, weshalb er in solchen Situationen nach eigenem Bekunden fragt, ob er nicht doch besser wieder Pfarrer wäre!?
Der Bundespräsident habe nicht viel zu sagen, lässt Gauck immer wieder fallen, er meint wohl entscheiden, denn zu sagen hat der einstige DDR-Bürgerrechtler den Menschen in Kolumbien mit Blick auf die laufenden Verhandlungen und den Friedensprozess einiges. Amnestie und Verzeihen nur gegen Offenlegung der Wahrheit! Dies könne Strafverfolgung zwar nicht ersetzen, aber Verzeihung und Versöhnung fördern.
"Mir geht es immer so, dass wenn ich irgendwo auf der Welt Menschen begegne, die irgendwo auf der Welt etwas für die Menschenrechte und die Bürgerrechte tun, was gefährlich ist, und die nicht die Gefahr als das Wichtigste sehen, sondern die Möglichkeiten, die einen Mut und eine Courage entwickeln, die einfach mitreißend ist, dass das nicht nur meinen Verstand anrührt, sondern auch mein Herz."
So fiel Gauck spontan einer Mutter um den Hals, die einen Sohn verloren und schlimmste Gräueltaten erlebt hat und dennoch neben einstigen Tätern für Versöhnung warb. Denn auch das gehört zum Friedensprozess: Die Waffen zum Schweigen zu bringen. 55.000 Personen, vornehmlich sogenannte Paramilitärs wie Carlos Alberto Cano Ángel, haben bisher an einem Reintegrationsprogramm teilgenommen:
"Den Satz, den ich nie vergessen werde, ich musste mein Herz demobilisieren und ich glaube, dass dieser Satz für ganz ganz viele Menschen in dieser zerstrittenen Gesellschaft eine wahre und helfende Botschaft ist."
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Ein Ständchen Cumbia zum Dank - Kolumbiens Rhythmen versetzen First Lady Daniela Schadt in Tanzlaune. Erwartung hängt in der Luft:
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hofft diese erst kürzlich zugewanderte Bewohnerin der Comuna, nicht ahnend, dass ein Treffen mit Menschenrechtsvertretern gleich das Bewusstsein für die Nöte und Sorgen bei Joachim Gauck schärfen würden, der gleich zu Auftakt klarstellte:
"Der Präsident ist gekommen, aber es ist mir wichtig zu sagen in dieser Runde, als ich so alt war wie Sie, da war ich kein Präsident …"
Sondern Pfarrer in Rostock und kämpfte als Bürgerrechtler gegen Unterdrückung. Die sei nicht vergleichbar mit dem Morden in Kolumbien, in der Angst aber sieht Gauck Gemeinsamkeiten. Und Angst zu haben gibt es allen Fortschritten zum Trotz Grund genug in Kolumbien - nach mehr als 200.000 Toten in Jahrzehnten der Gewalt zwischen Guerilla, Paramilitärs, Banden und Sicherheitskräften.
"2012 gab es 355 Übergriffe allein auf Menschenrechtsaktivisten, 69 von ihnen wurden ermordet,"
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Aber leider nicht mehr, weshalb er in solchen Situationen nach eigenem Bekunden fragt, ob er nicht doch besser wieder Pfarrer wäre!?
Der Bundespräsident habe nicht viel zu sagen, lässt Gauck immer wieder fallen, er meint wohl entscheiden, denn zu sagen hat der einstige DDR-Bürgerrechtler den Menschen in Kolumbien mit Blick auf die laufenden Verhandlungen und den Friedensprozess einiges. Amnestie und Verzeihen nur gegen Offenlegung der Wahrheit! Dies könne Strafverfolgung zwar nicht ersetzen, aber Verzeihung und Versöhnung fördern.
"Mir geht es immer so, dass wenn ich irgendwo auf der Welt Menschen begegne, die irgendwo auf der Welt etwas für die Menschenrechte und die Bürgerrechte tun, was gefährlich ist, und die nicht die Gefahr als das Wichtigste sehen, sondern die Möglichkeiten, die einen Mut und eine Courage entwickeln, die einfach mitreißend ist, dass das nicht nur meinen Verstand anrührt, sondern auch mein Herz."
So fiel Gauck spontan einer Mutter um den Hals, die einen Sohn verloren und schlimmste Gräueltaten erlebt hat und dennoch neben einstigen Tätern für Versöhnung warb. Denn auch das gehört zum Friedensprozess: Die Waffen zum Schweigen zu bringen. 55.000 Personen, vornehmlich sogenannte Paramilitärs wie Carlos Alberto Cano Ángel, haben bisher an einem Reintegrationsprogramm teilgenommen:
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