In Japan treffen dort gleich vier tektonische Platten in einem komplizierten Mosaik aufeinander: die Nordamerikanische, die Eurasische, die Pazifische und die Philippinische. Wo sie kollidieren, ist mit schweren Beben zu rechnen. Was jedoch am 11. März beim Tohoku-Beben im Norden Japans passierte, kam unerwartet:
"Es ist eine Erdbebenzone, die regelmäßig sehr starke Beben produziert, Magnitude 7 bis 8, aber wir alle sind überrascht über dieses 9-Beben, das eigentlich fast eine Größenordnung größer ist auf der Magnitudenskala, als das, was typisch ist für diese Zone da","
erklärt Michael Strasser vom Bremer Meeresforschungszentrum Marum. Wo das Beben entstand, in der Kollisionszone im Meer vor Japan, hatten sich über Jahrzehnte hinweg Spannungen aufgebaut.
""Ein großer Teil dieser Spannungen ist am 11. März in diesem Erdbeben abgebaut worden. Zumindest auf einer Länge von ungefähr 500 Kilometer hat sich die Erde im Mittel so um zehn Meter gegeneinander verschoben."
Frank Roth vom Geoforschungszentrum Potsdam. Seit einigen Jahren wissen Seismologen, dass ein Beben in einem Abschnitt einer Störungszone die Spannungen in einem anderen so sehr erhöhen kann, dass die Erde dann auch dort aufreißt. Das beste Beispiel dafür ist die nordanatolische Verwerfung in der Türkei, die seit 1939 Stück für Stück bricht. Allerdings tritt dieser Domino-Effekt nicht immer auf. Also analysieren Forschergruppen wie die von Frank Roth, wie das aktuelle Tohoku-Beben die Spannungen in dem komplexen System tektonischer Nahtstellen vor Japan verändert hat. Das Ergebnis:
"Der Großteil der Nachbeben kommt dadurch zustande, dass sowohl nördlich des Bruches als auch südlich des Bruches sich dadurch die Spannungen erhöht haben und dort dann eben verstärkt Erdbeben auftreten."
Eines der Segmente, das sich nun weiter aufgeladen hat, ist rund 200 Kilometer von Tokio entfernt. Seismologisch gesehen ist dieser Abschnitt jedoch nur noch "mittlerer" Länge: Selbst wenn er ganz aufreißt, dürfte es kein so verheerendes Erdbeben geben wie das vom 11. März. Mit Blick auf Tokio beunruhigender sind die Berechnungen für das darauffolgende Segment, die Sagami-Verwerfung - direkt unter der Bucht von Tokio, sozusagen im Vorgarten der Stadt:
"Auf dieser Verwerfung gab es 1923 das sogenannte Kanto-Erdbeben, bei dem Tokio heftig erschüttert wurde, was dann in der Folge zu großen Bränden und der Zerstörung der Stadt geführt hat. Dort gibt es durchaus eine moderate Erhöhung der Spannungen , sodass wir also auch dort weitere Beben erwarten würden."
Allerdings gebe es an der Sagami-Verwerfung derzeit so wenige Nachbeben, dass der tektonische Stress vor dem aktuellen Beben an diesem Teil des Systems nicht gefährlich hoch gewesen sein könne, so Roth. Sicher vorhersagen lässt sich das jedoch nicht. Die Lage habe sich jedoch verändert:
"Auf alle Fälle hat uns die Spannungsänderung durch das Erdbeben vom 11. März dort einem nächsten Bruch näher gebracht. Ohne dass ich jetzt sagen kann, wann dieser Bruch erfolgt."
Ein Beben an der Sagami-Verwerfung würde die Stadt sozusagen aus nächster Nähe treffen - ähnlich wie beim Christchurch-Beben in Neuseeland, wo die Bebenwellen deshalb besonders zerstörerisch waren.
"Es ist eine Erdbebenzone, die regelmäßig sehr starke Beben produziert, Magnitude 7 bis 8, aber wir alle sind überrascht über dieses 9-Beben, das eigentlich fast eine Größenordnung größer ist auf der Magnitudenskala, als das, was typisch ist für diese Zone da","
erklärt Michael Strasser vom Bremer Meeresforschungszentrum Marum. Wo das Beben entstand, in der Kollisionszone im Meer vor Japan, hatten sich über Jahrzehnte hinweg Spannungen aufgebaut.
""Ein großer Teil dieser Spannungen ist am 11. März in diesem Erdbeben abgebaut worden. Zumindest auf einer Länge von ungefähr 500 Kilometer hat sich die Erde im Mittel so um zehn Meter gegeneinander verschoben."
Frank Roth vom Geoforschungszentrum Potsdam. Seit einigen Jahren wissen Seismologen, dass ein Beben in einem Abschnitt einer Störungszone die Spannungen in einem anderen so sehr erhöhen kann, dass die Erde dann auch dort aufreißt. Das beste Beispiel dafür ist die nordanatolische Verwerfung in der Türkei, die seit 1939 Stück für Stück bricht. Allerdings tritt dieser Domino-Effekt nicht immer auf. Also analysieren Forschergruppen wie die von Frank Roth, wie das aktuelle Tohoku-Beben die Spannungen in dem komplexen System tektonischer Nahtstellen vor Japan verändert hat. Das Ergebnis:
"Der Großteil der Nachbeben kommt dadurch zustande, dass sowohl nördlich des Bruches als auch südlich des Bruches sich dadurch die Spannungen erhöht haben und dort dann eben verstärkt Erdbeben auftreten."
Eines der Segmente, das sich nun weiter aufgeladen hat, ist rund 200 Kilometer von Tokio entfernt. Seismologisch gesehen ist dieser Abschnitt jedoch nur noch "mittlerer" Länge: Selbst wenn er ganz aufreißt, dürfte es kein so verheerendes Erdbeben geben wie das vom 11. März. Mit Blick auf Tokio beunruhigender sind die Berechnungen für das darauffolgende Segment, die Sagami-Verwerfung - direkt unter der Bucht von Tokio, sozusagen im Vorgarten der Stadt:
"Auf dieser Verwerfung gab es 1923 das sogenannte Kanto-Erdbeben, bei dem Tokio heftig erschüttert wurde, was dann in der Folge zu großen Bränden und der Zerstörung der Stadt geführt hat. Dort gibt es durchaus eine moderate Erhöhung der Spannungen , sodass wir also auch dort weitere Beben erwarten würden."
Allerdings gebe es an der Sagami-Verwerfung derzeit so wenige Nachbeben, dass der tektonische Stress vor dem aktuellen Beben an diesem Teil des Systems nicht gefährlich hoch gewesen sein könne, so Roth. Sicher vorhersagen lässt sich das jedoch nicht. Die Lage habe sich jedoch verändert:
"Auf alle Fälle hat uns die Spannungsänderung durch das Erdbeben vom 11. März dort einem nächsten Bruch näher gebracht. Ohne dass ich jetzt sagen kann, wann dieser Bruch erfolgt."
Ein Beben an der Sagami-Verwerfung würde die Stadt sozusagen aus nächster Nähe treffen - ähnlich wie beim Christchurch-Beben in Neuseeland, wo die Bebenwellen deshalb besonders zerstörerisch waren.