Worte können das Grauen nicht beschreiben, das den packt, den aus einer dunklen, geheimnisvollen Höhle die großen, lidlosen Augen eines Oktopus anstarren." In Jules Vernes "20.000 Meilen unter dem Meer" kommt der Oktopus nicht gut weg. Auch sonst scheinen die uns so fremdartigen Wesen Horrorkabinetten entsprungen zu sein - jedenfalls dem Seemannsgarn zufolge - in dem sie mit ihren Armen Schiffe umschlingen und die Menschen in ein eisiges Grab ziehen. Sy Montgomery ist angetreten, um diese Tiere zu entdämonisieren und ihre so ganz eigene Intelligenz vorzustellen.
Oktopusse sind zu komplexem Verhalten fähig
Und das schafft die Autorin. Sie vermenschlicht die Tiere nicht, weiß jedoch, dass vieles, was auf den ersten Blick Homo sapiens vorbehalten zu sein scheint, tief in der Evolution wurzelt. Und so beschreibt Montgomery das komplexe Verhalten, zu dem Oktopusse fähig sind, und wie sie schwierige Aufgaben lösen. Sie erzählt, dass ihre Fähigkeit, schnell die Farben zu wechseln, um sich an ihre Umgebung anzupassen oder ihre Stimmung zu zeigen, zwar biologisch angelegt ist, dass sie jedoch lernen müssen, damit umzugehen. Inzwischen haben Biologen in freier Wildbahn sogar eine Art entdeckt, die Werkzeuge benutzt - ein bis dahin unter Wirbellosen noch nie beobachtetes Verhalten.
Auszeichnung für das Buch
Das liebevoll und kenntnisreich geschriebene Buch "Rendezvous mit einem Oktopus" öffnet ein Fenster in die faszinierende Welt dieser Wirbellosen. Bild der Wissenschaft hat es für das Jahr 2018 in der Kategorie "Unterhaltung" als spannendstes Buch ausgezeichnet. Auf jeden Fall: lesenswert.
Sy Montgomery: Rendezvous mit einem Oktopus
Extrem schlau und unglaublich empfindsam: Das erstaunliche Seelenleben der Kranken
Übersetzung von Heide Sommer
mare Verlag, 336 Seiten, 28 Euro
Extrem schlau und unglaublich empfindsam: Das erstaunliche Seelenleben der Kranken
Übersetzung von Heide Sommer
mare Verlag, 336 Seiten, 28 Euro