Antikörper sind eine wichtige Waffe unseres Immunsystems gegen Eindringlinge wie Bakterien oder Viren. Sie können an charakteristische Strukturen auf der Oberfläche von Viren und Bakterien andocken und diese damit unschädlich machen. Bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 produziert der Körper einen ganzen Cocktail an Antikörpern gegen unterschiedliche Oberflächenbestandteile der Viren. Auch eine Impfung ruft diese Immunreaktion hervor. Alternativ dazu könnte man Antikörper, die das Virus in Schach halten, aber auch in Form von Medikamenten verabreichen. Professor Stephan Becker, der Leiter des Instituts für Virologie an der Philipps-Universität in Marburg, erklärt das Prinzip:
"Man nimmt sozusagen dem Immunsystem dieses Patienten die Arbeit ab, indem man die Antikörper, die normalerweise ein Infizierter dann selbst macht, indem man ihm diese schon vorher gibt. Und das sind nun in dem Fall nicht ein Cocktail von verschiedenen Antikörpern, sondern das sind einzelne ganz spezifische und gut charakterisierte Antikörper, die in der Lage sind, die Infektion des SARS-Coronavirus komplett zu neutralisieren."
"Man nimmt sozusagen dem Immunsystem dieses Patienten die Arbeit ab, indem man die Antikörper, die normalerweise ein Infizierter dann selbst macht, indem man ihm diese schon vorher gibt. Und das sind nun in dem Fall nicht ein Cocktail von verschiedenen Antikörpern, sondern das sind einzelne ganz spezifische und gut charakterisierte Antikörper, die in der Lage sind, die Infektion des SARS-Coronavirus komplett zu neutralisieren."
Stephan Beckers Team in Marburg hat geholfen, aus der Flut an Antikörpern im Blut von Corona-Infizierten, einen besonders vielversprechenden Kandidaten herauszufischen. Zusammen mit Kölner Forschern und der Firma Boehringer Ingelheim haben sie ein Medikament entwickelt, das nun an der Uniklinik Köln in ersten klinischen Studien getestet wird. Im Labor und in Tierexperimenten zeigte der Antikörper-Wirkstoff gute Resultate. Nun wird zunächst die Verträglichkeit und Sicherheit des Medikaments überprüft, um in späteren Studien dann zu bestimmen, wie wirksam es vor einem schweren Verlauf von Covid-19 schützt.
Trumps Corona-Heilmittel
Amerikanische Firmen, die denselben Forschungsansatz verfolgen, sind da schon weiter. Die Präparate der Firmen Eli Lilly und Regeneron haben in den USA schon im November eine Notfallzulassung bekommen. Anfang Oktober war bereits Donald Trump nach seiner Coronavirus-Infektion mit dem Medikament der Firma Regeneron behandelt worden und hatte es danach als Heilmittel angepriesen. Erste Ergebnisse von Studien mit einer höheren Anzahl an Probanden liegen nun vor. Sie machen deutlich: Entscheidend ist, wann die Antikörper verabreicht werden.
"Da ist es so, dass man generell vielleicht mit den Daten, die man jetzt hat, sagen kann: Je früher, desto besser!", erklärt Florian Klein. Der Infektiologe leitet die Studie zu dem in Deutschland entwickelten Antikörper-Präparat an der Uniklinik Köln und hat die Ergebnisse der amerikanischen Konkurrenten gut im Blick.
"Was wir schon sehen ist, dass der Patient jetzt noch nicht hospitalisiert oder schwer erkrankt sein sollte."
"Was wir schon sehen ist, dass der Patient jetzt noch nicht hospitalisiert oder schwer erkrankt sein sollte."
Zwei Anwendungsfelder für die Antikörper-Medikamente
Im frühen Stadium der Erkrankung kann ein künstlicher Antikörper dem Immunsystem helfen, das Virus abzufangen und unschädlich zu machen. Schwer erkrankte Patienten dagegen haben schon eine große Zahl an eigenen Antikörpern gebildet. Zusätzliche künstliche Antikörper helfen ihnen nicht und können eher das gefürchtete Überschießen der Immunreaktion begünstigen, das bei Covid-19 oft zum Problem wird.
Daher sieht Florian Klein vor allem zwei Anwendungsfelder für die Antikörper-Medikamente:
"Das eine ist wirklich ein richtig therapeutischer Ansatz: Das heißt sie haben eine Person, die ist jetzt infiziert, sollte möglichst früh noch in der Infektion sein, aber hat ein hohes Risiko einen schweren Verlauf zu haben und eventuell auch daran zu versterben."
Der zweite Ansatz wäre prophylaktisch: Man könnte Menschen behandeln, die Kontakt zu einer Coronainfizierten Person hatten und daher in Gefahr sind, selbst zu erkranken. Auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem, ließen sich vorsorglich behandeln. Ihre Körper können meist aufgrund einer Erkrankung keine eigenen Antikörper nach einer Impfung produzieren. Eine regelmäßige Gabe künstlicher Antikörper könnte sie vor einer Corona-Infektion schützen.
Daher sieht Florian Klein vor allem zwei Anwendungsfelder für die Antikörper-Medikamente:
"Das eine ist wirklich ein richtig therapeutischer Ansatz: Das heißt sie haben eine Person, die ist jetzt infiziert, sollte möglichst früh noch in der Infektion sein, aber hat ein hohes Risiko einen schweren Verlauf zu haben und eventuell auch daran zu versterben."
Der zweite Ansatz wäre prophylaktisch: Man könnte Menschen behandeln, die Kontakt zu einer Coronainfizierten Person hatten und daher in Gefahr sind, selbst zu erkranken. Auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem, ließen sich vorsorglich behandeln. Ihre Körper können meist aufgrund einer Erkrankung keine eigenen Antikörper nach einer Impfung produzieren. Eine regelmäßige Gabe künstlicher Antikörper könnte sie vor einer Corona-Infektion schützen.
Die Daten, die zu den amerikanischen Präparaten vorliegen, deuten darauf hin, dass die Viruslast im Rachen Infizierter gesenkt werden kann. Die Studienergebnisse zeigen auch, dass Patienten, die mit den Antikörpern therapiert wurden, deutlich seltener im Krankenhaus oder auf der Intensivstation behandelt werden mussten. Doch insgesamt ist die Datenlage noch immer äußerst dünn.
Vielversprechend könnte der Einsatz der Antikörper vor allem nach Ausbrüchen in Pflegeheimen sein. Im Januar veröffentlichte Eli Lilly in einer Pressemitteilung die Ergebnisse einer Untersuchung unter Mitarbeitern und Bewohnern von Pflegeheimen. Durch die Gabe von Antikörper-Medikamenten konnte das Risiko einer Infektion um 80 Prozent gesenkt werden. Diejenigen, die sich dennoch infizierten, zeigten immerhin einen milderen Verlauf, wenn sie die Medikamente bekommen hatten.
Doch die bisherigen Antikörper-Mittel haben auch Nachteile: Sie kosten derzeit rund 2000 Euro pro Dosis und müssen per Infusion in einer Klinik verabreicht werden. In der laufenden klinischen Studie probieren die Kölner und Marburger Forscher deshalb etwas Neues, erklärt Stephan Becker.
Vielversprechend könnte der Einsatz der Antikörper vor allem nach Ausbrüchen in Pflegeheimen sein. Im Januar veröffentlichte Eli Lilly in einer Pressemitteilung die Ergebnisse einer Untersuchung unter Mitarbeitern und Bewohnern von Pflegeheimen. Durch die Gabe von Antikörper-Medikamenten konnte das Risiko einer Infektion um 80 Prozent gesenkt werden. Diejenigen, die sich dennoch infizierten, zeigten immerhin einen milderen Verlauf, wenn sie die Medikamente bekommen hatten.
Doch die bisherigen Antikörper-Mittel haben auch Nachteile: Sie kosten derzeit rund 2000 Euro pro Dosis und müssen per Infusion in einer Klinik verabreicht werden. In der laufenden klinischen Studie probieren die Kölner und Marburger Forscher deshalb etwas Neues, erklärt Stephan Becker.
Wirkstoffe bleiben mehrere Wochen im Blut
"Was wir uns jetzt als Besonderheit überlegt haben: Dass wir diesen Antikörper über eine inhalative Applikation geben, sodass man diese Injektion quasi nicht braucht und der Antikörper dann auch genau da ist, wo er gebraucht wird, nämlich in der Lunge."
Potenzial, ein hilfreiches Werkzeug im Kampf gegen das Coronavirus zu werden, besitzen die neuen Antikörper-Wirkstoffe allemal. Doch genau die richtigen Patienten für eine Behandlung herauszufiltern, bleibt eine Herausforderung. Und auch der Einsatz nach einem Ausbruch in Pflegeheimen muss gut durchdacht sein, wie die Infektiologin Sandra Ciesek kürzlich im NDR-Podcast zu bedenken gab: Antikörper-Wirkstoffe bleiben nämlich mehrere Wochen im Blut der Patienten. Eine Impfung mit den bereits zugelassenen mRNA-Impfstoffen von Biontech & Pfizer und Moderna ist während dieser Zeit nicht möglich. So behandelte Patienten müssten auf ihre Impfung also länger warten.
Potenzial, ein hilfreiches Werkzeug im Kampf gegen das Coronavirus zu werden, besitzen die neuen Antikörper-Wirkstoffe allemal. Doch genau die richtigen Patienten für eine Behandlung herauszufiltern, bleibt eine Herausforderung. Und auch der Einsatz nach einem Ausbruch in Pflegeheimen muss gut durchdacht sein, wie die Infektiologin Sandra Ciesek kürzlich im NDR-Podcast zu bedenken gab: Antikörper-Wirkstoffe bleiben nämlich mehrere Wochen im Blut der Patienten. Eine Impfung mit den bereits zugelassenen mRNA-Impfstoffen von Biontech & Pfizer und Moderna ist während dieser Zeit nicht möglich. So behandelte Patienten müssten auf ihre Impfung also länger warten.