Eine Frau blickt zurück auf ihre Ehe. Sie erinnert sich daran, wie sie ihren Mann als junges Mädchen in Amsterdam kennenlernte. Es ist eine Liebesgeschichte wie unzählige andere auch ...
Sie heiraten und bekommen zwei Kinder, der Mann macht Karriere als Chemiker. Doch dann, er ist Anfang 70, erkrankt er an Alzheimer.
"Voor ik het vergeet” – "Ehe ich es vergesse” heißt dieser Dokumentarfilm über einen Mann, der es nicht so weit kommen ließ, dass er alles vergaß. Sein Arzt weigerte sich, ihm beim Sterben zu helfen, obwohl er alle Kriterien erfüllte, um für Sterbehilfe infrage zu kommen. Denn auch Alzheimer ist in den Niederlanden als unheilbare Krankheit anerkannt, die Menschen ohne Aussicht auf Genesung unerträglich leiden lässt.
Schließlich setzte der Mann im Beisein seiner Familie seinem Leben selbst ein Ende - mit Pillen, die er sich im Ausland nach und nach verschafft hatte. "Aber die Dosierung stimmte nicht, "erzählt Walburg de Jong von der NVVE, von der Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende:
"Es dauerte mehr als einen Tag, bis der Mann tot war. Es war für seine Frau und die Kinder furchtbar, das mitanzusehen. Eigentlich ist dieser Film eine Anklage: Warum fand dieser Mann keinen Arzt, der ihm half? Warum musste er auf diese Weise, viel zu lange und in aller Heimlichkeit, sterben?"
In Zukunft will die NVVE Menschen in den Niederlanden dieses Schicksal ersparen. Noch in diesem Jahr soll die sogenannte Lebensende-Klinik eröffnet werden – als Alternative für Patienten, die eigentlich unter die legale Sterbehilferegelung fallen, aber keinen Hausarzt finden, der ihnen helfen will.
Für sie stehen bald acht Betten bereit, in einem stattlichen Backsteinherrenhaus in Den Haag mit weiß umrandeten Fenstern und Türen. Geleitet wird sie von Jan Suyver, einem Juristen. Im niederländischen Fernsehen hat er die Klinik seinen Landsleuten bereits präsentiert.
Da die meisten Menschen zuhause sterben wollen und das auch dürfen, schickt die Lebensende-Klinik auch mobile Sterbehilfeteams durch das ganze Land. Diese sind bereits seit dem ersten März im Einsatz und besuchen kranke Menschen zuhause, um dort Sterbehilfe zu leisten – vorausgesetzt, alle Kriterien werden erfüllt.
"Wir helfen Menschen"," so Suyver, ""die von ihrem Hausarzt im Stich gelassen werden."
Dabei geht es vor allem um Alzheimer- und Psychiatriepatienten. In diesen Fällen sind die Mediziner ganz besonders zurückhaltend, obwohl ihnen das Gesetz auch hier die Möglichkeit gibt, straffrei Sterbehilfe zu leisten, betont Sprecherin de Jong.
Bei den rund 3000 Sterbehilfefällen pro Jahr geht es deshalb fast ausschließlich um Krebspatienten im Endstadium. Doch selbst in solchen Fällen sagen Ärzte zuweilen Nein. 17 Prozent aller niederländischen Mediziner lehnen die Sterbehilfe prinzipiell ab. Manche allerdings lassen ihre Patienten im Unklaren, wie sie darüber denken – oder scheuen im letzten Moment davor zurück.
Der niederländische Ärzteverband KNMG und auch viele Hausärzte sind gegen die Lebensendeklinik und ihre mobilen Sterbehilfeteams. Ihr Hauptkritikpunkt: Eine sorgfältige Begleitung des Patienten in den Tod, wie sie das Gesetz vorschreibe, sei dadurch nicht länger gewährleistet.
"Arzt und Patient müsse ein langes Vertrauensverhältnis verbinden, sagt Arie Nieuwenhuijzen-Kruseman von der KNMG."
Aber, so kontert die NVVE: "Wir halten uns an alle Vorschriften." In der bisherigen Praxis komme es auch vor, dass ein Patient im letzten Moment einen anderen Arzt suchen müsse und dann auch jemanden finde, mit dem er ebenfalls kein Vertrauensverhältnis aufbauen konnte.
In der NVVE-Telefondienstzentrale rufen schon seit Monaten Patienten an, um sich einen Platz in der geplanten Klinik zu sichern – auch aus dem Ausland. Die mobilen Sterbehilfeteams erhielten in den ersten beiden Tagen mehr als 60 Anrufe. Sterbehilfe geleistet allerdings haben sie bislang noch nicht.
Denn die Anrufer können keineswegs damit rechnen, dass ihr Todeswunsch umgehend erhört wird. Infrage kommen sowieso nur Patienten mit Wohnsitz in den Niederlanden. Und alle anderen, so Klinikleiter Suyver, müssen die geltenden Kriterien erfüllen:
"Wir sind keine Firma mit dem Motto: Sie fragen – wir liefern. Auch wir werden manchmal 'nein' sagen."
Sie heiraten und bekommen zwei Kinder, der Mann macht Karriere als Chemiker. Doch dann, er ist Anfang 70, erkrankt er an Alzheimer.
"Voor ik het vergeet” – "Ehe ich es vergesse” heißt dieser Dokumentarfilm über einen Mann, der es nicht so weit kommen ließ, dass er alles vergaß. Sein Arzt weigerte sich, ihm beim Sterben zu helfen, obwohl er alle Kriterien erfüllte, um für Sterbehilfe infrage zu kommen. Denn auch Alzheimer ist in den Niederlanden als unheilbare Krankheit anerkannt, die Menschen ohne Aussicht auf Genesung unerträglich leiden lässt.
Schließlich setzte der Mann im Beisein seiner Familie seinem Leben selbst ein Ende - mit Pillen, die er sich im Ausland nach und nach verschafft hatte. "Aber die Dosierung stimmte nicht, "erzählt Walburg de Jong von der NVVE, von der Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende:
"Es dauerte mehr als einen Tag, bis der Mann tot war. Es war für seine Frau und die Kinder furchtbar, das mitanzusehen. Eigentlich ist dieser Film eine Anklage: Warum fand dieser Mann keinen Arzt, der ihm half? Warum musste er auf diese Weise, viel zu lange und in aller Heimlichkeit, sterben?"
In Zukunft will die NVVE Menschen in den Niederlanden dieses Schicksal ersparen. Noch in diesem Jahr soll die sogenannte Lebensende-Klinik eröffnet werden – als Alternative für Patienten, die eigentlich unter die legale Sterbehilferegelung fallen, aber keinen Hausarzt finden, der ihnen helfen will.
Für sie stehen bald acht Betten bereit, in einem stattlichen Backsteinherrenhaus in Den Haag mit weiß umrandeten Fenstern und Türen. Geleitet wird sie von Jan Suyver, einem Juristen. Im niederländischen Fernsehen hat er die Klinik seinen Landsleuten bereits präsentiert.
Da die meisten Menschen zuhause sterben wollen und das auch dürfen, schickt die Lebensende-Klinik auch mobile Sterbehilfeteams durch das ganze Land. Diese sind bereits seit dem ersten März im Einsatz und besuchen kranke Menschen zuhause, um dort Sterbehilfe zu leisten – vorausgesetzt, alle Kriterien werden erfüllt.
"Wir helfen Menschen"," so Suyver, ""die von ihrem Hausarzt im Stich gelassen werden."
Dabei geht es vor allem um Alzheimer- und Psychiatriepatienten. In diesen Fällen sind die Mediziner ganz besonders zurückhaltend, obwohl ihnen das Gesetz auch hier die Möglichkeit gibt, straffrei Sterbehilfe zu leisten, betont Sprecherin de Jong.
Bei den rund 3000 Sterbehilfefällen pro Jahr geht es deshalb fast ausschließlich um Krebspatienten im Endstadium. Doch selbst in solchen Fällen sagen Ärzte zuweilen Nein. 17 Prozent aller niederländischen Mediziner lehnen die Sterbehilfe prinzipiell ab. Manche allerdings lassen ihre Patienten im Unklaren, wie sie darüber denken – oder scheuen im letzten Moment davor zurück.
Der niederländische Ärzteverband KNMG und auch viele Hausärzte sind gegen die Lebensendeklinik und ihre mobilen Sterbehilfeteams. Ihr Hauptkritikpunkt: Eine sorgfältige Begleitung des Patienten in den Tod, wie sie das Gesetz vorschreibe, sei dadurch nicht länger gewährleistet.
"Arzt und Patient müsse ein langes Vertrauensverhältnis verbinden, sagt Arie Nieuwenhuijzen-Kruseman von der KNMG."
Aber, so kontert die NVVE: "Wir halten uns an alle Vorschriften." In der bisherigen Praxis komme es auch vor, dass ein Patient im letzten Moment einen anderen Arzt suchen müsse und dann auch jemanden finde, mit dem er ebenfalls kein Vertrauensverhältnis aufbauen konnte.
In der NVVE-Telefondienstzentrale rufen schon seit Monaten Patienten an, um sich einen Platz in der geplanten Klinik zu sichern – auch aus dem Ausland. Die mobilen Sterbehilfeteams erhielten in den ersten beiden Tagen mehr als 60 Anrufe. Sterbehilfe geleistet allerdings haben sie bislang noch nicht.
Denn die Anrufer können keineswegs damit rechnen, dass ihr Todeswunsch umgehend erhört wird. Infrage kommen sowieso nur Patienten mit Wohnsitz in den Niederlanden. Und alle anderen, so Klinikleiter Suyver, müssen die geltenden Kriterien erfüllen:
"Wir sind keine Firma mit dem Motto: Sie fragen – wir liefern. Auch wir werden manchmal 'nein' sagen."